Braunschweiger Carsten Müller nahm Winterkorn ins Visier

von André Ehlers


Was wusste Winterkorn und vor allem, zu welchem Zeitpunkt wusste er von den Manipulationen der Abgaswerte? Fotomontage: André Ehlers (pixapay, Volkswagen, Laurence Chaperon)

Berlin/Wolfsburg. Martin Winterkorn musste heute vor dem VW-Untersuchungsausschuss des Bundestages aussagen. Der frühere Konzernchef blieb bei seiner Aussage, dass er erst Anfang September 2015 von den Schadstoff-Manipulationen in den USA erfahren habe.


Der Braunschweiger Bundestagsabgeordnete Carsten Müller (CDU) ist Mitglied des VW-Untersuchungsausschusses.

regionalHeute.de: Welchen Eindruck hat Martin Winterkorn auf Sie gemacht?

Müller: Auf mich machte er auf der einen Seite einen sehr gefassten Eindruck. Zudem war er gut vorbereitet. Auf der anderen Seite war klar zu erkennen, dass ihn die Situation persönlich sehr bewegt.

regionalHeute.de: Was meinen Sie damit?

Müller: Nun, er hat von Selbstzweifeln gesprochen. Außerdem hätte er sich niemals vorstellen können, dass so etwas bei VW möglich ist. Für ihn sei dieser Vorgang rätselhaft und er entschuldigte sich in aller Öffentlichkeit für das was mit dem Konzern geschehen ist?

regionalHeute.de: Glauben Sie ihm?

Müller: Was die Entschuldigung betrifft, auf jeden Fall. Dieses in dieser Form, unter diesem großen Druck, in der Öffentlichkeit zu tun, das sind am Ende keine leeren Worte. Allerdings ist es auch für mich persönlich schwer nachvollziehbar, dass ein Konzernlenker, der zudem ein außergewöhnlicher Techniker ist, behauptet, er sei bei Details einer so komplizierten Software nicht im Bilde gewesen. In diesem Zusammenhang haben wir von der Union konkret nachgefragt, was es mit dem Rückruf im März 2015 von rund 500.000 Autos in den USA auf sich habe. Ob es dabei um das Aufspielen einer Sofware ging, um Schadstoffrichtlinien einzuhalten, oder aber um nachträglich zu korrigieren? Daraufhin musste er lange überlegen, um letztendlich darauf zu verweisen, dass er den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig nicht vorgreifen wolle.

regionalHeute.de: Es heißt, unter Prof. Winterkorn habe es eine Atmosphäre des massiven Leistungsdrucks und der Angst im Konzern gegeben. Wurde dieser Punkt auch thematisiert?

Müller: Ja, dazu hat er gesagt, dass es bei ihm immer eine „Offene Tür“ gegeben habe. Für besonders brisante Fragen habe es ein sogenanntes PSK, ein „Produkt Strategie Komitee” gegeben. Dort sei über diese Dinge gesprochen worden. Gleichwohl fragt er sich, ob er vielleicht einige Signale überhört habe.

regionalHeute.de: Welche Signale waren das?

Müller: Darauf haben wir im Ausschuss heute keine Antwort bekommen. Es sind also nach wie vor einige Fragen offen geblieben.

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