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Für mehr Lohn: 700 Metaller gingen auf die Straße

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Am Dienstag wurde am Bahnhof gestreikt. Fotos. Anke Donner | Foto: Anke Donner

Braunschweig. Am Dienstag wurde die Tarifverhandlung für die Beschäftigten in der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie in Hannover ergebnislos vertagt. Die IG Metall rief deshalb am Mittwoch zum Warnstreik auf. Rund 700 Beschäftigte forderten am Hauptbahnhof lautstark die Arbeitgeber zum Einlenken in der aktuellen Tarifauseinandersetzung auf.


Die Warnstreikenden trafen sich zunächst bei Siemens, um in einem gemeinsamen Demonstrationszug zum Hauptbahnhof zu ziehen. An der Aktion beteiligten sich Beschäftigte aus Braunschweiger und Wolfenbütteler Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, um ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Entgelt und einer Wahloption auf kürzere Arbeitszeit für die Beschäftigten Nachdruck zu verleihen.

Beteiligt warenzum Beispiel BMA, Bühler, Braunschweiger Flammenfilter, Lanico, Siemens, Zollern BHW, MKN und Welger/ACGO. Insgesamt legten etwa 1.000 Beschäftigte die Arbeit nieder. Auch Volkswagen und die VW FSAG befinden sich gerade in der Tarifrunde. Ihre Friedenspflicht endet am 31.Januar. Sie hatten sich trotzdem mit Delegationen in der Mittagspause beteiligt.

"Verhandlungen enttäuschend"


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Eva Stassek, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig. Foto: Anke donner



Garnet Alps, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig und Verhandlungskommissionsmitglied: „Die Verhandlungen gestern waren enttäuschend. Die Arbeitgeber haben weder beim bisher mickrigen Entgeltangebot nachgelegt, noch sind sie von ihren Forderungen nach Arbeitszeitausweitung abgerückt. Weiterhin wollen sie partout keinen Zuschuss bei Arbeitszeitreduzierung für wichtige Sorge- und Pflegearbeiten zahlen. Und dann verkünden sie noch öffentlich, dass es mit ihnen ja einen Abschluss hätte geben können. Das ist eine Frechheit!“

Eva Stassek, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Braunschweig, geht auf das Thema Fachkräftemangel ein: "Das Gejammer der Arbeitgeber über fehlende Fachkräfte ist ziemlich plump und der Mangel von ihnen selbst erzeugt: Es müsse länger gearbeitet werden, immer flexibler, rund um die Uhr. Aber anstatt immer mehr von den Beschäftigten zu verlangen, wären die Arbeitgeber besser beraten, wenn sie dringend gesuchten Fachkräften beispielsweise familienfreundliche Arbeitszeitmodelle anbieten würden. Genauso wichtig wäre es, mehr auszubilden und stärker in Weiterbildung zu investieren. Denn: Wer Fachkräfte will, muss auch etwas dafür tun."

"Dreiste Forderungen"


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Viele Arbeitervertreter der Unternehmen fanden sich beim Warnstreik ein. Foto: Anke Donner



Lutz Bertram, Betriebsratsvorsitzender von BMA und Mitglied der Tarifkommission, fügt hinzu: "Dass die Arbeitgeber mehr Flexibilität fordern und sich über den angeblich starren 8-Stunden-Tag beschweren, ist dreist. Die Realität ist geprägt von Überstunden und Schichtarbeit. Deswegen wird es höchste Zeit, tarifliche Möglichkeiten zu schaffen, dass unsere Arbeitszeiten auch mal zu unserem Leben, zu unseren Bedürfnissen und zu unseren Familien passen. Wir fordern, die Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf bis zu 28 Stunden in der Woche verkürzen und danach wieder zur alten Arbeitszeit zurückkehren zu können."

Uwe Fritsch, Betriebsratsvorsitzender von Volkswagen Braunschweig und Verhandlungskommissionsmitglied VW: „Das Unternehmen verkündet gerade Rekordergebnisse! Das haben unsere Kolleginnen und Kollegen erarbeitet. Deshalb bleibt es bei den Forderungen: 6Prozent mehr Entgelt und einen ordentlichen Beitrag des Unternehmens zur betrieblichen Altersvorsorge.“

Hintergrund:


Im Organisationsbereich der IG Metall Braunschweig (zu dem auch die Landkreise Wolfenbüttel und Helmstedt zählen) arbeiten etwa 6.200 Beschäftigte zu den Bedingungen des Flächentarifvertrages der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert eine Entgeltsteigerung von sechs Prozent für zwölf Monate und die Möglichkeit für Beschäftigte, ihre Arbeitszeit auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Zudem fordert die IG Metall bei Absenkung der Arbeitszeit einen Zuschuss für besonders belastete Beschäftigtengruppen (zum Beispiel bei Schichtarbeit) sowie bei Kindererziehung und Pflege von Angehörigen.

Das Forderungspaket der IG Metall für die Beschäftigten von Volkswagen umfasst die Erhöhung des Entgelts um sechs Prozent für zwölf Monate, eine Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung und die Verpflichtung zur Einstellung von Auszubildenden zur Bewältigung von Digitalisierung und Transformation. In Braunschweig arbeiten zu den Bedingungen des Haustarifvertrages von Volkswagen insgesamtzirka 14.000 Beschäftigte (Volkswagen Werk und Volkswagen Financial Services).


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