Gefährlicher Trend: Wenn Eltern Kindern Schlafmittel geben

von Robert Braumann


Symbolfoto: pixabay
Symbolfoto: pixabay | Foto: Pixabay

Braunschweig. Immer wieder kursieren Meldungen, dass immer mehr Eltern Kindern bis drei Jahre Schlafmittel verabreichen. Die regionalen Kliniken warnen vor dem Einsatz, sehen aber bisher keine große Problematik vor Ort.


Die Verlockung scheint für einige Eltern groß. Bereits für Kleinkinder gibt es rezeptpflichtige Schlafmittel, die gestressten Eltern etwas mehr Zeit für sich verschaffen könnten. Noch im Jahr 2015 hätten laut einer Auswertung des gemeinnützigen Deutschen Arzneiprüfungsinstituts, Ärzte rund 18.700 Beruhigungs- und Schlafmittel für Kinder bis drei Jahren verschrieben. So war es in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zu lesen und ist seitdem immer wieder in den Medien aufgegriffen worden. Dabei wird von der Deutschen Kinder- und Jugendmedizin ausdrücklich vor der Wirkung von Sedativa gewarnt: Die Wirkstoffe könnten schon bei üblicher Dosierung bei älteren Kindern zu Konzentrationsstörungen und Müdigkeit am Tag führen, darüber hinaus können sie insbesondere bei Überdosierung lebensbedrohliche Nebenwirkungen auslösen.

Verschiedene Empfehlungen


Oberärztin Dr. Antje Mey, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Klinikum Braunschweig, sagte: "Bis jetzt wurde mir ein Fall, in dem Eltern ihren Kindern Schlafmittel geben, nicht vorgestellt. Dass Kinder vorgestellt werden, insbesondere Kinder, bei deren Erkrankung das Symptom Schlafstörung auftritt, kommt gelegentlich vor. Je nachdem, was die Ursache ist, gibt es verschieden Empfehlungen: So werden gelegentlich zum Beispiel Medikamente gegen Krampfanfälle umgestellt oder es hilft eine psychologische Beratung bei starker Belastung. Manchmal wird Melatonin (ein körpereigenes Hormon, welches müde macht) verordnet - dieses gibt es auch als Retardpräperat bei Durchschlafstörungen."

Gute-Nacht-Geschichte - kein Medienkonsum


Dazu würde sie zu einer gesunden Schlafhygiene raten. "Direkt vor dem Schlafen kein Medienkonsum, Gute-Nacht-Geschichte gemeinsam lesen oder etwas singen. Etwas Ruhe beim zu Bett bringen, kein Zeitdruck, so dass man auch nochmal über Probleme des Tages sprechen kann. Kinder sollten auch nicht bis kurz vor dem Schlafgehen lernen, sondern vorher besser noch etwas Entspannendes machen. Auch hilft manchmal ein Glas warme Milch, denn da ist Tryptophan enthalten, was ganz natürlich müde macht. Auch hilft ein Fencheltee, insbesondere bei Aufregung", erklärt sie.

Plötzlicher Kindstot


Dr. Antje Mey warnt vor dem Einsatz von Schlafmitteln: "Von anderen Medikamenten rate ich eher ab, die setze ich nur bei bestimmten Patienten ein und sollten auch nur ärztlich verordnet werden, da Nebenwirkungen wie Abhängigkeit, plötzlicher Kindstod, etcetera auftreten könnten. Die Schlafstörung könnte auch schlimmer werden und morgens ist derjenige nicht ausgeschlafen, da die natürliche Schlafrhythmik nicht erreicht wird."

Da das Städtische Klinikum Wolfenbüttel keine Kinderklinik hat, verwies man an die Kollegen in Braunschweig. Im Rettungsdienst gibt es laut dem Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Herrn Dr. Ulrich Heida, aktuell keine Auffälligkeiten in Bezug auf die beschriebene Problematik.


mehr News aus der Region