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Kinokritik: „Star Wars: Die letzten Jedi“ erfindet Franchise neu

Star-Wars-Fan Heiko Bütow (oben rechts) in seinem Boba-Fett-Kostüm (links) bei der Mitternachtspremiere zu „Star Wars: Die letzten Jedi" mit CineStar Theaterleiter Timo Degendorfer. regionalHeute.de sprach mit dem Star-Wars-Experten über den neuen Teil der Saga. Sein Fazit fällt durchaus positiv aus. Foto/Video/Text: Nick Wenkel

Wolfenbüttel. Seit dieser Woche läuft der neue Ableger der Star-Wars-Saga, „Star Wars: Die letzten Jedi“, im Wolfenbütteler CineStar. Warum es die mittlerweile achte Episode schafft, frischen Wind in die Filmreihe zu bringen und wohl einer der besten Star-Wars-Filme aller Zeiten ist, erfahren Sie in unserer Kinokritik.

„Star Wars: Die letzten Jedi“ schließt direkt an den Vorgänger an: Rey (Daisy Ridley), mit den Erfahrungen ihres ersten großen Abenteuers in den Knochen, geht bei Luke Skywalker (Mark Hamill) auf dem Inselplaneten Ahch-To in die Lehre. Luke ist der letzte Jedi, der letzte Vertreter des Ordens, auf dem die Hoffnung ruht, dass Frieden in der Galaxis einkehrt. Doch die Schergen der Ersten Ordnung lassen Meister und Schülerin in der Insel-Idylle nicht lange in Ruhe. Und einer von Lukes ehemaligen Schützlingen, Kylo Ren (Adam Driver), hat die finstere Mission noch längst nicht beendet, die ihm Snoke (Andy Serkis) auftrug.


Der zweite Teil der neuen Trilogie


Es war der Kracher im Jahre 2012, als Disney bekannt gab, das Star-Wars-Franchise zu kaufen. Prompt wurde von der neuen starken Frau im Filmuniversum, Kathleen Kennedy, verkündet, dass eine neue Trilogie geplant ist. Verfilmt wurde der ersten Teil („Star Wars: Das Erwachsen der Macht“) von Regisseur J.J. Abrams („Stark Trek“) und hinterließ die Fans in ihrer Meinung gespalten. Während einige von ihnen den Film als „schlichtes Remake von Episode 4“ bezeichneten, war es für andere nach der verkorksten Prequel-Trilogie genau der erforderliche Schritt, zurück in die richtige Richtung. Episode 8 wurde von Rian Johnson verfilmt und schließt nahtlos an seinen Vorgänger an. Bedenken gab es zunächst, weil Johnson nicht das Zepter bei Episode 9 in die Hand bekam. Doch die Überraschung folgte vor wenigen Wochen: Rian Johnson arbeitet an einer völlig neuen Trilogie im Star-Wars-Universum. Das war für alle Star-Wars-Fans ein gutes Zeichen: „Die letzten Jedi“ muss so gut sein, dass ihn die Verantwortlichen gleich drei weitere Filme entwickeln lassen.

Kritik


Und wie gut dieser Film ist! Doch Schritt für Schritt. Bis auf Harrison Ford, der storytechnisch nicht mehr in Episode 8 vertreten sein konnte, kehren sämtliche Haupt- und Nebenrollen aus „Das Erwachen der Macht" zurück. Auch wieder dabei: Mark Hamill als Luke Skywalker. Dieser bekam im letzten Teil der Reihe nicht mal ein Wort zu sprechen. Das ändert sich nun jedoch um 180 Grad. Denn in „Die letzten Jedi“ liefert Hamill wohl die beste schauspielerische Leistung in seiner Filmkarriere ab. Während man hier einen deutlich mürrischeren, ja fast schon miesepetrigen Luke erlebt, weiß man spätestens im Fortschreiten der Filmlaufzeit, dass es wirklich noch der Luke ist, den jeder lieben gelernt hat. Bemerkenswert wie Mark Hamill nach so vielen Jahren zurück in die Rolle findet. Und, so viel sei versprochen, er bekommt ordentlich was zu tun - der Luke-Fan wird es lieben. Gleiches gilt für Carrie Fisher als Prinzessin Leia. Es ist Fishers letzte Rolle, denn sie verstarb tragischerweise vor wenigen Monaten. Während man ihr in Episode 7 ansah, lange nicht mehr die Rolle von Leia Organa verkörpert zu haben, spielt sie im neuen Teil in gewohnter, souveräner Weise. Da bricht es einem fast das Herz, dass man sie in Episode 9 nicht mehr zu Gesicht bekommen wird.

Die neue Generation trumpft


Die im letzten Teil neu integrierten Rollen von Bösewicht Kylo Ren, gespielt von Adam Driver, und der Schrottsammlerin Rey, verkörpert von Daisy Ridley, spielen in Episode 8 neben Luke die zentralen Rollen im Film. Und dies, wie schon im Vorgänger, unfassbar gut. Driver und Ridley brillieren in ihren Rollen und sind es würdig als die neue Star-Wars-Generation betitelt zu werden. Andy Serkis, der für seine Motion-Capture-Darstellungen („King Kong“, „Planet der Affen“, „Herr der Ringe“) bekannt ist, spielt wieder Supreme Leader Snoke. Serkis zeigt, dass er einfach zu den größten Schauspielern im Jahr 2017 zählt, auch wenn viele nicht mal wissen, wie er aussieht. Generell sieht der fast komplett animierte Snoke so echt aus, dass es in Nahaufnahmen schon fast beängstigend ist. Die neuen Schauspieler mit Benicio del Toro (Guardians of the Galaxy), Laura Dern („Jurassic Park“) und der Hollywood-Newcomerin Kelly Marie Tran sind allesamt tolle Ergänzungen für den Cast, die aber leider fast alle nicht so viel zu tun bekommen. Für die meisten Lacher sorgten wohl wieder John Boyega, als Ex-Stormtrooper Finn (FN-2187), Chewbacca und die Droiden BB8, R2D2 und C3PO.

Harry Potter meets Star Wars


Was direkt zu den negativen Aspekten des Films führt, die jedoch so arg begrenzt sind, dass man sie fast in einem Nebensatz erwähnen kann. Da der Film auch für Kinder sein soll, darf der Spaß natürlich nicht fehlen. Manchmal wirkt diese jedoch arg erzwungen und zaubert gerade mal ein verhaltenes Schmunzeln auf die Gesichter des Kinozuschauers. Auch der Handlungsstrang von Finn und Rose wirkt eher wie ein Harry-Potter-Film, was grundsätzlich nichts schlechtes ist (ich liebe Harry Potter), aber für einen Star-Wars-Streifen einfach nicht passend. Die spezielle Szene, der Kinozuschauer wird wissen welche, ist eher ein Schritt in die überanimierte und schlecht inszenierte Prequel-Trilogie. Glücklicherweise ist es jedoch nur eine, wenn auch ziemlich lange Szene.

Ein (schöner) Schlag ins Gesicht


Aber warum ist es dann einer der besten Star-Wars-Filme aller zeiten, mag sich jetzt einer fragen. „Star Wars: Die letzten Jedi“ bietet die wohl schönsten Action-Szenen und für die Zukunft unvergesslichsten Star-Wars-Momente, die der Zuschauer jemals über eine Leinwand flimmern sieht. Wenn sich der aufmerksame Kinobesucher schon ausmalt, wie es nun im Laufe des Films weitergeht, kommt Regisseur Rian Johnson um die Ecke, schlägt einem ins Gesicht und geht mit seiner Geschichte in die andere Richtung. Viel mehr kann man zu der Story auch nicht sagen, denn Spoiler sollten zwingend vermieden werden. Überraschungen gibt es in Episode 8 nämlich en masse. Es ist sicher zu behaupten, dass Star-Wars-Fans teilweise so in den Kinositz gedrückt werden, wie niemals zuvor. Das liegt aber auch vor allem daran, dass man sich für die Figuren auf der Leinwand interessiert und, im Gegensatz zu beispielsweise Jurassic World, wirklich Angst hat, wenn diese in Gefahr sind. Rian Johnson treibt nämlich jede Figur in „Die letzten Jedi“ bis an den Extrempunkt ihrer Verfassung. Und das zahlt sich aus. Nun macht es auch Sinn, dass der Regisseur Feder führend für die komplett neue Trilogie sein wird. Der Star-Wars-Fan wird sich freuen.

Fazit


„Star Wars: Die letzten Jedi“ ist alles das, was „Das Imperium schlägt zurück“ seinerzeit war. Regisseur Rian Johnson macht genau das, was niemand erwartet und kreiert die wohl schönsten Momente in der weit, weit entfernten Galaxis, die man jemals gesehen hat. Für Star-Wars-Fans natürlich ein Pflichtfilm und einer der besten im Franchise. Für alle anderen aber ebenfalls einer der besten Streifen 2017. Da bleibt nur die Frage: Wie will Episode 9 das toppen?

4,5 von 5 regionalHeute.de-Punkten

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