Mittendrin im Mittelalter: Luthervesper für Frauen in Rosenthal


Selbstverständlich wurde auch mittelalterlich geschlemmt. Foto: KGV BeHaRoSch
Selbstverständlich wurde auch mittelalterlich geschlemmt. Foto: KGV BeHaRoSch

Rosenthal. Der Kirchengemeindeverband Berkum Handorf Rosenthal Schwicheldt hatte am 8. September zur Luthervesper für Frauen ins Gemeindehaus nach Rosenthal geladen. Höhepunkt des Abends war ein Vortrag über die „Hausfrau Katharina von Bora“.


Religionspädagogin Angelika Dikhoffs Präsentation startete mit mittelalterlicher Lauten- und Flötenmusik und schon war man mittendrin im Geschehen, bei Luthers festlicher Hochzeitstafel und den edlen Gastgeschenken, die dem geachteten Mann von allen Seiten zugegangen waren. Unter anderem hatte der Erzbischof von Mainz dem Paar ein kostbares Silberkästchen mit 20 Silbergulden übersandt. Und während Luther selbst sich noch über den „Reformationsfeind“ und seine aus „Ablasseinnahmen vom Volke erpresste“ Hochzeitsgabe echauffierte und diese selbstredend zurückgeben wollte, packte seine frisch angetraute Ehefrau das Kästchen still an die Seite, denn das Geld wurde im übergroßen Haushalt der Luthers dringend gebraucht.

So war sie, die vom einfachen Volk hoch geachtete Lutherin, von ihrem Martin wegen ihrer zupackenden Art liebevoll „Herr Käthe“ genannt: praktisch veranlangt, mit großem Organisationstalent gesegnet, fleißig, strebsam, sparsam und allzeit hilfsbereit. Die aus dem Kloster geflüchtete Katharina von Bora war eine außergewöhnliche Frau, das machte Angelika Dikhoff ihren fasziniert lauschenden Zuhörerinnen schnell bewusst. Visuell unterstützt durch Bilder vom „Schwarzen Kloster“, dem Wohnhaus der Luthers, der riesigen Küche mit mehreren gemauerten Herden und Feuerstellen sowie der prächtigen Wohnstube mit schönen Wandtäfelungen und erlesenem Schnitzwerk konnte man sich ein gutes Bild machen vom geschäftigen Leben im Hause Luther zu Wittenberg. Katharina führte nicht nur einen großen Haushalt mit mehr als 15 Kindern und vielen Verwandten. Sie verwaltete und bewirtschaftete auch umfangreiche Ländereien, betrieb Viehzucht und eine Brauerei, um Luther und seine Studenten und Gäste mit den oft sehr knappen Mitteln zu verköstigen. Während der Pestperioden verwandelte sie ihr Heim sogar ein eine Art „Hospiz“, in dem sie unermüdlich die Sterbenskranken pflegte und umsorgte.

Katharina Luther drohte bittere Armut


Ihrem Gatten war Katharina Luther eine unentbehrliche Gefährtin und Beraterin, betreute auch den finanziellen Teil zu Drucklegungen der Lutherschriften und erwarb sich Respekt bei Gelehrten und hochrangigen Gästen des Hauses in geistreichen und schlagfertigen Beiträgen zu Tischgesprächen – im Mittelalter durchaus nicht üblich, denn die Ehefrau stand unter Vormundschaft ihres Mannes. Nach dem Tode Luthers drohte ihr bittere Armut, denn das von Luther eigenhändig verfasste Testament, in dem er Katharina zu seiner Alleinerbin bestimmte, wurde rechtlich nicht anerkannt. In langwierigem und bitterem Streit mit dem Kurfürsten und den Kirchenoberen erkämpfte sich die starke Frau schließlich doch das Recht, Ihre noch minderjährigen Kinder bei sich behalten zu dürfen, und auch einen materiellen Anteil an ihren ehemaligen Gütern.

Nach dem Vortrag gab es im Gemeindehaus in Rosenthal eine mittelalterliche Vesper mit Mönchskuchen, Apfelschmalz, krummen Krapfen, Erbseneintopf, Schweinsbraten und selbst gebackenem Brot, alles liebevoll zubereitet vom Vorbereitungsteam des Kirchengemeindeverbandes BeHaRoSch. Lutherbier, Apfelwein und Obstsäfte rundeten die altertümliche Tafelrunde ab, bei der noch lange über das doch beschwerliche Leben im späten Mittelalter und seine bedeutende Vertreterin Katharina von Bora diskutiert wurde.


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