Podiumsdiskussion zur Messung der Radioaktivität in der Asse

von Marian Hackert


Im Gemeindehaus in Remlingen kamen zahlreiche Bürger zur Podiumsdiskussion zum Thema "Messung der Radioaktivität in der Umgebung" zusammen. Fotos: Marian Hackert
Im Gemeindehaus in Remlingen kamen zahlreiche Bürger zur Podiumsdiskussion zum Thema "Messung der Radioaktivität in der Umgebung" zusammen. Fotos: Marian Hackert

Remlingen. Wie müssen Untersuchungen gestaltet werden, um die Gesundheit der umliegenden Bevölkerung an der Schachtanlage Asse II in Bezug auf die Strahlenbelastung beobachten und bewerten zu können? Dies war unter anderem Thema der Podiumsdiskussion zu welcher der Landkreis gemeinsam mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) eingeladen hatte.


Zum Auftakt der Veranstaltung begrüßte Landrätin Christiana Steinbrügge die zahlreichen Gäste im Saal des Gemeindehauses. Sie verwies auf die bereits im März 2017 organisierte Veranstaltung des Landkreis zum Thema „Niedrigstrahlung und Gesundheit“. Diese Veranstaltung hätte zu einigen Erkenntnissen geführt, aber auch etliche neue Fragen aufgeworfen, so die Landrätin. So sei zum Beispiel zu klären, welche Auswirkungen die Niedrigstrahlung auf die zahlenmäßigen Geschlechterverhältnisse in der Asse-Region habe. Eine entsprechende Untersuchung sei bereits beauftragt, so Steinbrügge. Auch wie die Daten des Niedersächsischen Krebsregisters sinnvoll ausgewertet werden können, habe sich als neues Thema herauskristallisiert. Und letztlich müsse auch geklärt werden, wie ein aussagekräftiges Gesundheitsmonitoring aussehen könne. Um eine kontinuierliche Beobachtung des gesundheitlichen Zustands der Einwohner zu gewährleisten, wurde bereits Kontakt mit dem Robert Koch Institut aufgenommen, informierte Steinbrügge. Dabei gab die Landrätin auch zu, dass sie sich größere Fortschritte gewünscht hätte. Die Untersuchungen und Gespräche gestalten sich ihrer Meinung nach eher zäh.

"Grenzwerte werden deutlich unterschritten"


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Dr. Volker Kunze von Betreiber BGE stellte die Ergebnisse der Stahlenmessungen vor. Foto:



Im Anschluss stellte Dr. Volker Kunze vom Asse-Betreiber BGE die Ergebnisse der Emissions- und Immissionsüberwachung vor. Diese würden zum einem vom Betreiber selbst durchgeführt und zum anderen durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erneut ausgewertet. Die Grenzwerte der untersuchten Aerosole wie Blei-210, Kohlenstoff-14, Tritium und Radon 222 wurden laut Kunzes Bericht weit unterschritten. So lag die Dosis bei 20 bis 30 Mikrosievert im Jahr. Zum Vergleich: Der Grenzwert liegt bei 300 Mikrosievert. Dabei sei ein äußerst konservatives Rechenmodell verwendet wurden, welches unter anderem davon ausging, dass Personen in unmittelbarer Nähe des Zaunes der Anlage leben, Nahrung erzeugen und sich ausschließlich von dieser ernähren. Zudem finde keine Ableitung radioaktiver Stoffe im Wasser statt. Darüber hinaus wurde auch keine radioaktiven Stoffe im Boden gefunden. Eine signifikante Strahlenerhöhung konnte lediglich nach der nuklearen Katastrophe in Tschernobyl festgestellt werden, erklärte Dr. Volker Kunze.

"Strahlendosis in Medizin birgt größeres Krebsrisiko"


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Professor Dr. Wolfgang Hoffmann informierte zum Thema Gesundheitsmonitoring. Foto:



Zum Thema Gesundheitsmonitoring referierte Professor Dr. Wolfgang Hoffmann von der Universität Greifswald. Laut Vorschlag Hoffmanns wäre es im Falle der Asse sinnvoll, Kreisregionen in einem maximalen Radius von 20 Kilometern zu definieren. In diesen Regionen sollten Fälle von Schiddrüsenkarzinomen, Leukämie und Non-Hodgkin-Lymphonen in regelmäßigen Zeiträumen von fünf Jahren statistisch erfasst werden. Aus diesen Daten müsste ein Mittelwert errechnet werden, denn dieser könne darüber Aufschluss geben, ob nach einer Rückholung des Asse-Atommülls, eine höhere Krebsrate bestand. Darüber hinaus plädierte Hoffmann dafür Atomkraftwerke abzustellen. Ein viel größeres Problem sehe er jedoch in den niedrigen Strahlendosen in der Medizin, welche ein sehr viel höheres Risiko für Krebserkrankungen in sich tragen würden.

"Betreiber hat auf allen Ebenen versagt"


Eleonore Bischoff von der Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe (WAAG) wies in ihrem Impulsvortrag auf die vermeintlichen Fehler bei der Qualitätskontrolle der Strahlungsmessungen hin. Dort hätte der damalige Betreiber auf allen Ebenen versagt. Es sei zudem wichtig zu erfahren, was genau in den Kammern versenkt wurde, im Sinne der Risikominimierung im Falle einer Rückholung des Atommülls, aber auch im Sinne der Mitarbeiter. Zudem sei sie der Meinung, dass bedeutend mehr Tritium eingelagert wurde, als offiziell mitgeteilt.

Einer ähnlichen Meinung war auchRadioökologe Dr. Rainer Gellermann. Er erklärte die bisherigen Untersuchungen und Maßnahmen von Seiten der Betreiber und Verwaltung für ein Schauspiel sondergleichen, in welchem die eigentlichen Ziele verborgen bleiben würden. Zielder Verantwortlichen sei lediglich das Zwischenlager zu rechtfertigen. Für die Gesundheit der Einwohner interessiere sich laut Gellermann keine der agierenden Organisationen. Weiter beschrieb er das geplante Prozedere des Gesundheitsmonitoring als zynisch. Es könne demnach nicht sein, dass die Einwohner in einer Versuchsregion für Epidiminologen zusammengefasst würden. Dem widersprach BGE-Vertreter Dr. Volker Kunze vehement.

Quartalsberichte öffentlich einsehbar


Abschließend hatten die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeiten mit den Experten ins Gespräch zu kommen.Moderiert wurde die Veranstaltung von Pastor Rolf Adler, Umweltbeauftragter der evangelischen Landeskirche Braunschweig und Hannover.Alle Informationen zu den Messungen des BGEs sind auf der Homepage des Betreibers in den Quartalsberichten zu finden.

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Die Referenten um ModeratorPastor Rolf Adler, Umweltbeauftragter der evangelischen Landeskirche Braunschweig und Hannover. Foto:


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