Abschied im Rat: Junk und Schwerdtner gehen

Junk blieb dem Rat fern und verabschiedete sich von seinen langjährigen Kollegen per Brief. Vereidigt wurden am Dienstag außerdem Manfred Dieber - als Nachrücker für Urte Schwerdtner - und Stephan Kahl (FDP).

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Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk sprach seine letzte Rede im Rat nicht persönlich, er ließ sie verlesen. (Archivbild)
Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk sprach seine letzte Rede im Rat nicht persönlich, er ließ sie verlesen. (Archivbild) | Foto: Marvin König

Goslar. Das Ende einer Ära: Am Dienstag fand in Goslar die letzte Ratssitzung mit Dr. Oliver Junk als Oberbürgermeister statt. Gleichzeitig wurde auch Urte Schwerdtner (SPD) als Ratsfrau verabschiedet, da sie am 1. Januar im Oberbürgermeisterstuhl Platz nehmen wird. Für sie rückt Vienenburgs Altbürgermeister Manfred Dieber nach. Oliver Junk blieb der Ratssitzung - wie schon beim letzten Mal - fern, verabschiedete sich aber per Brief von seinen langjährigen Kollegen, dessen Vortrag durch den Ratsvorsitzenden Eckhard Wagner viele im Gremium mit Applaus quittierten.


Würdigende Worte fand Bürgermeisterin Renate Luksch (SPD) für die "herausragende Ratsarbeit" ihrer Kollegin Urte Schwerdtner, die vor ihrer Wahl in den Rat im Jahr 2011 laut Luksch "völlig unpolitisch" war und sich binnen drei Jahren zur Fraktionsvorsitzendenden der SPD und jetzt zur Oberbürgermeisterin der Stadt Goslar gemausert hat.

Renate Luksch (links) verabschiedet Urte Schwerdtner nach zehn Jahren als Ratsfrau im Rat der Stadt Goslar - sie ist ab dem 1. Januar Oberbürgermeisterin.
Renate Luksch (links) verabschiedet Urte Schwerdtner nach zehn Jahren als Ratsfrau im Rat der Stadt Goslar - sie ist ab dem 1. Januar Oberbürgermeisterin. Foto: Marvin König


"Sie gilt als ruhig und ausgeglichen und hat immer ein gutes Wort für jeden, auch wenn es schwierig wurde. Überschäumendes Temperament ist nicht ihre Sache", beurteilt Luksch ihre Kollegin und wünschte ihr mit der Überreichung der obligatorischen Blumengrüße alles Gute für die zukünftige Arbeit. Schwerdtner hat ihr Ratsmandat bereits mit Wirkung zum 14. Dezember niedergelegt, um ein rechtzeitiges Nachrücken ihres Ratsnachfolgers Manfred Dieber zu ermöglichen. Dass dahinter taktisches Kalkül stehe, um mit der Stimme von Manfred Dieber den Ausgang der Entscheidung über die Wahleinsprüche zu beeinflussen, wies sie im Gespräch mit regionalHeute.de zurück.


"Wer schreibt, der bleibt und wer liest, der bleibt noch länger!" So Bürgermeister Axel Siebe (CDU, ganz links) zu Nachrücker Manfred Dieber (SPD, Bildmitte) und Stephan Kahl (FDP) Foto: Marvin König


Dieber wurde gleich im Anschluss förmlich verpflichtet, bei dieser Gelegenheit wurde auch die Vereidigung von Stephan Kahl (FDP) nachgeholt, der bei der ersten Ratssitzung der Wahlperiode nicht persönlich anwesend sein konnte. "Ich kann mir weitere Belehrungen ersparen", scherzt Bürgermeister Axel Siebe angesichts der beiden erfahrenen Kommunalpolitiker. "Trotzdem gebe ich ihnen das nochmal schriftlich, denn wer schreibt, der bleibt und wer liest, der bleibt noch länger!"

Abschiedsworte vom Oberbürgermeister


Der Ratsvorsitzende Eckhard Wagner verlas die Abschiedsworte von Dr. Oliver Junk, der sich aus der Politik zurückzieht.
Der Ratsvorsitzende Eckhard Wagner verlas die Abschiedsworte von Dr. Oliver Junk, der sich aus der Politik zurückzieht. Foto: Marvin König


Ganz am Ende der Sitzung verlas der Ratsvorsitzende Eckhard Wagner (SPD) überraschend noch einen Abschiedsbrief des scheidenden - und abwesenden - Oberbürgermeisters Oliver Junk. Lange habe er überlegt, so Junk zu Beginn seines Textes, was das für alle passende und richtige Verhalten sei. "Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass meine Teilnahme an der letzten Ratssitzung verzichtbar ist." Weiter schreibt Junk:

"Denn nicht unerwartbar sind an diesem Abend auch Worte des Abschieds, erwartbar freundlich im Ton, vielleicht auch mein Wirken als OB wohlwollend würdigend und mit den besten Wünschen für die Zukunft ausgestattet.

Ich halte dies für verzichtbar, weil Teile des Rates in den zurückliegenden Monaten ihre Wertschätzung meiner Arbeit und des Menschen Oliver Junk auf eine Art und Weise zum Ausdruck gebracht haben, die mein Blick auf die Ratskolleginnen und Ratskollegen abgerundet haben. Und ich möchte niemanden in die Verlegenheit bringen, zu Abschiedsworten am Ende eine gute Miene machen oder gar halbherzigen Applaus spenden zu müssen.

Nein, das muss am Ende nicht sein. Ich blicke auf die zehn Jahre Zusammenarbeit mit dem Rat ganz überwiegend positiv zurück, wenn ich bedenke, wie vieles wir gemeinsam bewegt und zum Guten Goslars und seiner Bürgerinnen und Bürger geschafft haben.

Diese dankbare Erinnerung wird mir bleiben, die unkollegialen Härten zurückliegender Auseinandersetzungen dagegen werden mehr und mehr verblassen, weil ich ein von Grund auf positiv denkender Mensch bin, der weiterhin nach vorne schaut."


Er schreibe diese Zeilen nicht im Groll, stellt Junk abschließend klar, der das Wort "unkollegial" das letzte Mal im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Aktenmanipulation aus dem Rat gegen ihn verwandt hatte. Er schreibe aus "wohlwollender Distanz" und wünscht seinen Ratskolleginnen und Kollegen abschließend "einigen Geist bei allen künftigen Entscheidungen, die immer das Wohl der Bürgerinnen und Bürger unserer liebenswerten Stadt zum Ziel haben sollen. Junk, so bestätigte er bereits in seinem Abschied an die Bürgerinnen und Bürger, bleibt mit seiner Familie in Goslar wohnhaft.


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