Asse-Aktivisten: "Kein Grund zum Aufatmen an der Asse"

Die Überprüfung der Standortentscheidung sei kein Standorte-Vergleich, sagt der Asse II – Koordinationskreis, der aus unabhängigen Bürgerinitiativen gegen die Flutung des Atommüll-Bergwerks Asse II besteht.

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Archivbild | Foto: Alexander Panknin

Asse. Die Bürgerinitiativen seien laut einer Pressmitteilung mit dem Ergebnis des Gespräches von Lokalpolitik, Landes- und Bundespolitik mit der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bezüglich des Standortes einer Atommüll-Konditionierungsanlage und eines Zwischenlagers nicht zufrieden. Es sei an Dreistigkeit kaum zu überbieten, dass die BGE die von vielen Seiten geäußerte und gut begründete Kritik ignoriert und die Bevölkerung nun um Vorschläge zur Umsetzung der mangelhaften Planungen bitte, heißt es in der Mitteilung.


Weiter heißt es, dass bisher kein fachlicher fairer Vergleich erfolgt. Eine Konditionierungsanlage an der Asse würde überdies die Rückholung bremsen anstatt sie zu beschleunigen. Manfred Kramer von den Vahlberger Asse-Aktivisten betont: „Festzustellen ist, dass das Ergebnis aus dem Gespräch weit hinter den Forderungen der Resolutionen der Samtgemeinderäte Elm-Asse, Sickte und Oderwald sowie dem Stadtrat und dem Kreistag Wolfenbüttel zurück bleibt. Es sollen nur die bekannten und fehlerhaften Unterlagen nochmals geprüft werden. Die Forderung in den Resolutionen war aber u.a. ein Vergleich von Zwischenlagern auch an Asse-fernen Standorten. Solange die BGE die Planung einer Atommüll-Konditionierungsanlage und eines Zwischenlagers an der Asse weiter treibt, ist nichts gewonnen.“

Bevor die BGE daran geht, ihre von vielen Seiten kritisierte Planung umzusetzen, sollte sie zunächst zumindest die von den Wissenschaftlern der Arbeitsgruppe Option Rückholung (AGO) geäußerte Kritik aufnehmen und ihre Planung überarbeiten, sagen die Asse-Aktiviste. Die Begrenzung des Auswahlverfahrens durch die BGE auf assenahe Standorte unter Verweis auf Gründe des Strahlenschutzes stelle nach Meinung der AGO einen grundlegenden methodischen Verfahrensmangel dar. Im Rahmen dieser BGE-Argumentation fehle bei den Betrachtungen auch völlig der Bahntransport.

Rückholung wird verlangsamt


Heike Wiegel vom Verein aufpASSEn geht auf einen weiteren – bislang nicht bedachten – Aspekt ein, der zur Bewertung der Standortfrage wichtig ist: „Wenn ausgerechnet an der Asse eine Konditionierungsanlage und ein Zwischenlager errichtet werden, verlangsamt das die Rückholung des Atommülls erheblich und unnötig, da alle radioaktiven Belastungen vor Ort zu addieren wären und die Grenzwerte einzuhalten sind. Die Errichtung eines Zwischenlagers mit Atommüll-Konditionierungsanlage an der Asse würden erhebliche zusätzliche radioaktive Belastungen für die Bevölkerung auf sehr lange Zeit mit sich bringen.“

Hinlänglich bekannt sei, dass die Rückholung möglichst schnell - „unverzüglich“ - erfolgen muss, da erstens das Gebirge unter Bergdruck steht und instabil sei, und da zweitens bekanntlich die Anlage durch Laugenzufluss abzusaufen drohe. Die Rückholung und Stilllegung sollte nicht erst 2060 abgeschlossen sein. Die BGE stellt in ihrem „Rückholplan“ auf den Seiten 134 und 136 selber fest, dass die „Ableitungswerte für radioaktive Stoffe mit der Fortluft“ einen „leistungsbegrenzenden Faktor“ darstellen. Dazu heißt es: „Um das grundlegende Ziel einer Verkürzung der Dauer der Rückholung zu erreichen, ist ... die parallele Durchführung der Rückholung an vielen Einlagerungskammern anstelle einer sequenziellen Rückholung an jeweils einer oder zwei Einlagerungskammern anzustreben. Dies bedeutet allerdings, dass in einem kürzeren Zeitabschnitt mit der gleichen Menge radioaktiven Abfalls umzugehen ist und sich somit potentiell höhere Dosisbelastungen für Personal und Bevölkerung ergeben.“

Andreas Riekeberg (www.asse-watch.de) zeigt eine Perspektive für die Beschleunigung der Rückholung auf: „Eine räumliche Entkoppelung der Konditionierung und Zwischenlagerung des Atommüll einerseits von der Rückholung des Atommülls aus der Schachtanlage Asse II andererseits würde eine schnellere Rückholung möglich machen. Es könnte dann ja eher an mehreren Einlagerungskammern parallel gearbeitet werden, weil die Belastung durch die Atommüll-Konditionierung und Zwischenlagerung entfiele. Diese Beschleunigung würde im Übrigen auch dem gesetzlichen Gebot der unverzüglichen Schließung von Asse II nach Rückholung des Atommülls entsprechen.“ Laut einer Studie von GNS/WTI sei für die Rückholung direkt an der Schachtanlage Asse II lediglich ein Transportbereitstellungslager erforderlich.


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