Norddeutsche Wirtschaft fordert Bekenntnis zum Straßenbau

Einem gemeinsamen Appell haben sich auch die Handwerkskammer und die beiden IHKs der Region angeschlossen.

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Symbolfoto | Foto: Anke Donner

Region. Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade hat sich einem gemeinsamen Appell der Norddeutschen Wirtschaft angeschlossen, in dem von der kommenden Bundesregierung gefordert wird, den weiteren Ausbau der Straßeninfrastruktur für den Wirtschaftsstandort Norddeutschland voranzutreiben. Das berichtet die Handwerkskammer in einer Pressemitteilung. Unterzeichnet wurde der Appell unter anderem auch von der IHK Braunschweig, der IHK Lüneburg-Wolfsburg, dem Bauindustrieverband Niedersachsen-Bremen e.V. und dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V..


„Wir brauchen mehr Tempo beim Ausbau einer leistungsfähigen Straßeninfrastruktur", erklärt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Das Handwerk sei in der realen Welt unterwegs. Kunden, Einsatzorte und Baustellen müssten schnell erreichbar sein, immer öfter seien die Betriebe auch überregional oder international tätig. Genauso wichtig sei es, dass Rohstoffe, Material, Produkte und Ersatzteile rechtzeitig angeliefert würden. "Auch wenn die aktuellen Schwierigkeiten andere Ursachen haben – die Verkehrsinfrastruktur im Norden ist ein wichtiges Glied in den Lieferketten, das dauerhaft gestärkt werden muss“, betont Sudmeyer.

Der Appell der Norddeutschen Wirtschaft im Wortlaut:

Anlässlich der Koalitionsverhandlungen und der Diskussion über den Stellenwert des Straßenverkehrs möchten wir eindrücklich darauf hinweisen, dass die Realisierung von Aus- und Neubauprojekten im Straßenbau für den Wirtschaftsstandort Norddeutschland auch weiterhin von größter Bedeutung ist. Eine moderne und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur bildet die Grundvoraussetzung für die Attraktivität eines Standorts und für damit nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.

"Keine Neubewertung von bereits beschlossenen Straßenbauprojekten"


Vor diesem Hintergrund fordern wir, dass eine neue Bundesregierung die im Bundesverkehrswegeplan verankerten Straßenbauprojekte (beispielsweise der Neubau der Autobahnen A20, A21, A26 und A39 sowie die geplanten Ausbaumaßnahmen der A1 und A7) zügig vorangebracht und realisiert werden. Ein Moratorium inklusive einer Neubewertung von bereits beschlossenen Straßenbauprojekten, wie im Wahlkampf verschiedentlich angekündigt, würde den Wirtschaftsstandort Norddeutschland um Jahre zurückwerfen. Vielmehr fordert die norddeutsche Wirtschaft deutliche Beschleunigungen bei Planungs-, Genehmigungs- und Realisierungsverfahren. Eine Grundsatzdiskussion über die Notwendigkeit von Neubaumaßnahmen lehnen wir entschieden ab. Unser Wirtschaftsstandort benötigt verlässliche politische Rahmenbedingungen und massive Investitionen in eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur.

Speziell in Norddeutschland besteht im bundesdeutschen Vergleich ein großes infrastrukturelles Defizit. Hamburg ist für verschiedenste Verkehrsträger der Knotenpunkt in Nordeuropa. Die fehlenden Umfahrungsmöglichkeiten der Metropole, sowie die begrenzte Anzahl von Elbquerungen sorgen dafür, dass die bestehenden Verkehrswege chronisch überlastet und regelmäßig von Staubildungen betroffen sind. Dies hat negative Auswirkungen weit über Hamburg hinaus und beschränkt die Entwicklung des gesamten norddeutschen Wirtschaftsraumes.

Mit der Realisierung der Autobahnen A20, A21, A26 und der A39 sowie dem durchgängigen Ausbau der A1 und der A7 werden dringend notwendige Kapazitätserweiterungen und Bypässe geschaffen und Schwerlastverkehre damit auf den Autobahnen gebündelt. Dies erhöht die Verkehrssicherheit und die Lebensqualität entlang der (inner-)städtischen Hauptverkehrsstraßen. Zugleich werden die Hinterlandanbindungen der norddeutschen Seehäfen und damit verschiedenste Lieferketten gestärkt. Mit einem optimierten Anschluss an das bundesdeutsche Fernstraßennetz verbessert sich zudem die Erreichbarkeit von strukturschwächeren Regionen, sodass Norddeutschland ganzheitlich gestärkt und Verknüpfungen mit weiteren Metropolregionen verbessert werden können. Leistungsfähige Verkehrswege können zudem einen Beitrag leisten, um den Siedlungsdruck in urbanen Räumen abzuschwächen und den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten.

"Mobilitätswende nicht einseitig zulasten des Straßenverkehrs"


Gleichzeitig bekennen wir uns ausdrücklich zu einer nachhaltigen Verkehrswende und sind uns der Notwendigkeit bewusst, die Mobilität schnellstmöglich klimaneutral aufzustellen. Hierbei müssen jedoch sämtliche Verkehrsträger angemessen berücksichtigt werden. Investitionen in den Straßenbau stehen keinesfalls im Widerspruch zu den ehrgeizigen Klimazielen, die auch von Seiten der Wirtschaft eindeutig artikuliert und unterstützt werden. Eine moderne und innovative Verkehrsinfrastruktur kann vielmehr dazu beitragen, Staus – und damit unnötige Emissionen – zu minimieren. Außerdem ist eine bedarfsgerecht ausgebaute Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur die Voraussetzung für einen breiten Einsatz von Elektromobilität und weiteren nachhaltigen Antriebssystemen im Straßenverkehr. Die Mobilitätswende darf folglich nicht einseitig zulasten des Verkehrs auf der Straße organisiert werden.


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