Automatischer Notruf: Häuser und Autos sollen Lebensretter werden

Sie soll Feuerwehr und Rettungsdienst Daten übermitteln, um besser und schneller Leben retten zu können.

Das neue System soll Rettungskräften beispielsweise den Grundriss der Wohnung übermitteln, damit die Rettung vor Ort schneller geht. (Archivbild)
Das neue System soll Rettungskräften beispielsweise den Grundriss der Wohnung übermitteln, damit die Rettung vor Ort schneller geht. (Archivbild) | Foto: aktuell24/DC

Hannover. Ein Forscherteam aus Hannover und Braunschweig arbeitet an einer digitale Rettungskette zur Übertragung von Notfalldaten im Falle eines Unfalls zu Hause oder im Auto. In diesem Zuge traf sich auch eine Gesprächsrunde aus Gesundheitswirtschaft, Politik und Wohnungsbau im FokusTalk Health der Metropolregion um Einsatzszenarien, Finanzierung, Sicherheit und Chancen der „International Standard Accident Number“ (ISAN) zu beleuchten. Hierüber berichtet die Metropolregion in einer Pressemitteilung.



Am Zentrum für Unfall- und Notfallinformatik des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover wird gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sowie weiteren Partnern aus Forschung, Gesundheit, Wohnungsbau und der Automobilbranche am Aufbau einer smarten Rettungskette gearbeitet. Die Grundlage sind Daten, die im Smart Home oder Smart Vehicle per Sensorik aufgenommen und automatisch an die zuständige Leitstelle weitergeleitet werden. Das Ziel: Zeit sparen und Leben retten. Kai Florysiak (Geschäftsführung Metropolregion GmbH) im FokusTalk Health mit Projektleiter Prof. Dr. Thomas Deserno, Projektpartner Prof. Dr. Siegfried Hackel (PTB), Dirk Engelmann (Techniker Krankenkasse Niedersachsen), Dr. Sabine Johannsen (Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur) und Dr. Jonas Schwartze (Nibelungen Wohnbau GmbH).

Automatischer Notruf mit mehr Daten


Im Rettungseinsatz zählt jede Sekunde. Große Wohngebäude, viele Mietparteien, verschachtelte Eingänge können einen Einsatz erschweren. Dazu kommt, dass Verunfallte entweder selber den Notruf tätigen oder sich auf andere Personen in ihrem Umfeld verlassen müssen. Das soll sich mit ISAN nun ändern. „Wir arbeiten an einem Informationsaustausch für eine smarte Rettungskette – das Smart Home oder Auto soll zukünftig automatisch einen Notruf absetzen können und über die ISAN die notwendigen Daten übermitteln. Wir alle kennen die ISBN-Nummer, die ein Buch eindeutig identifiziert – die ISAN identifiziert eindeutig ein konkretes (Unfall- oder Notfall-)Ereignis, wodurch alle relevanten Informationen, wie zum Beispiel der Grundriss einer Wohnung, vom Rettungsdienst abrufbar werden“, so Prof. Deserno. Projektpartner Prof. Hackel ergänzt: „Wenn wir wissen, wie viele Insassen im Auto sitzen, wie hoch der Ladezustand der Autobatterie oder des Tanks ist und wo die Rettungsschere angesetzt werden muss, können Ersthelfer viel zielgenauer arbeiten und die Rettungswege verkürzt werden.“ Staatssekretärin Johannsen betont die Wichtigkeit der Wissenschaftskommunikation gegenüber den Patienten und Mietern: „Eine anwenderorientierte Forschung ist dann gut, wenn sie auch in der Gesellschaft ankommt. Wir müssen den Mehrwert von ISAN deutlich machen. Nicht nur gegenüber beteiligten Einrichtungen, sondern gegenüber denjenigen, die es nutzen sollen.“

Sorgen um den Datenschutz


Partner der ersten Stunde ist die Nibelungen Wohnbau GmbH. Im Forschungsdemonstrator mit über 600 Sensoren wird technische Infrastruktur in Wohnungen erprobt. „Wir haben die Zukunft der Wohnung im Blick und sind uns unserer Verantwortung in Puncto Sicherheit und Privatsphäre gegenüber unseren Mietern immer bewusst“, so Dr. Schwartze. Die Rückmeldung aus der Mieterschaft sei bisher unterschiedlich, „einige sind begeistert, andere sorgen sich um Überwachung oder den Schutz ihrer Daten“, so Dr. Schwartze weiter. Was die Nutzung der Daten aus der elektronischen Patientenakte angeht, zeigt sich Dirk Engelmann hoffnungsvoll: „Noch sind wir nicht in der breiten Anwendung, aber der Start zum Jahreswechsel lief erfolgreich. Wichtig bleibt hier jedoch die Selbstbestimmtheit der Patienten.“


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