Deutsch-Japanische Konferenz mit regionaler Beteiligung


Deutsch-Japanische Konferenzgruppe nach Verabschiedung der Abschlusserklärung. Fotos: Paul Koch
Deutsch-Japanische Konferenzgruppe nach Verabschiedung der Abschlusserklärung. Fotos: Paul Koch | Foto: Paul Koch

Braunschweig/Dortmund. Am Wochenende fand in der Dortmunder Auslandsgesellschaft eine Deutsch-Japanische Konferenz zum Thema „Für olympische Spiele in Tokyo, die die Gefahren von Fukushima nicht verschweigen“ statt. Sowohl die Referenten als auch die Teilnehmer waren aus beiden Ländern vertreten. Die Region „Weltatomerbe Braunschweiger Land“ vertraten Paul Koch für den Arbeitskreis Japan und Marianne Neugebauer für die Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad. Davon berichtet Paul Koch, der zusätzlich eine Pressemitteilung zur Abschlusserklärung der Konferenz übersendet.


Was passiert in Japan nach Fukushima?


Paul Koch sei im Organisationsteam für die Programmgestaltung beteiligt gewesen und habe zusammen mit der japanischen Aktivistin Sinobu Katsurgai (Mülheim/Ruhr) die Konferenzleitung gehabt. Marianne Neugebauer sei als Teilnehmerin am ersten Abend auf dem Podium zum Gespräch über „Was bedeutet die aktuelle Situation in Japan für Sportler und Besucher“ eingebunden gewesen. Moderiert worden sei die Podiumsdiskussion von Marina Schweizer (Deutschlandfunk, Sportredakteurin). Wichtig sei am ersten Tag die Fragestellung gewesen: „Was passiert in Japan nach Fukushima? Ein interdisziplinärer Überblick." Hierzu haben Eiichi Kido, Professor für Politik an der Universität Osaka/Bochum, sowie Dr. Hagen Scherb, ehemals vom Helmholtz Zentrum München, Yoko Schlütermann, Präsidentin der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Dortmund und Initiatorin für „Hilfe für Japan“, Felix Jawinski, Japanologe an der Universität Leipzig, und Dr. Andreas Singler, Japanologe und freier Journalist, referiert.

Was bedeutet Fukushima für die Olympischen Spiele in Tokyo?


Am zweiten Tag sei der Blick fokussiert gewesen auf die Fragestellung: „Was planen zivilgesellschaftliche Initiativen für das Jahr der Olympischen Spiele in Tokyo, damit Fukushima nicht verschwiegen wird?“ Dazu haben Tagungsteilnehmer und Fachreferenten ein Überblick des Bürgerengagements in Deutschland sowie anderer Länder Europas und Japan vermittelt. Hierzu habe unter anderem Paul Koch über Beispiele kirchlichen Engagements im Zusammenhang mit dem „Weltatomerbe Braunschweiger Land“ und den Aktionen der Europäischen Aktionswochen, dem Arbeitskreis Japan und der Evangelischen Erwachsenenbildung berichtet. Während des Vortrags habe Paul Koch eine Spende in Höhe von 544,43 Euro für die Fukushima-Kinder an Yoko Schlütermann überreicht. Die Spende habe sich aus verschiedenen Sammelaktionen in diesem Jahr ergeben. Zum Abschluss der Konferenz sei von den zirka 50 Teilnehmern eine gemeinsame Abschlusserklärung verabschiedet worden.

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Yoko Schlütermann dankt Paul Koch für die Spende. Foto:



Paul Koch vom Arbeitskreis Japan übersendet eine Pressemitteilung zur Abschlusserklärung der Konferenz, die im Folgenden unkommentiert zu lesen ist.



„Für Olympische und Paralympische Spiele in Tokyo, die die Gefahren von Fukushima nicht verschweigen“






Für Olympische und Paralympische Spiele in Tokyo 2020, die die Probleme und Gefahren des Atomunfalls von Fukushima nicht verschweigen, haben sich die Teilnehmer*innen einer deutsch-japanischen Konferenz ausgesprochen, die am 14. und 15. September 2019 in der Dortmunder „Auslandsgesellschaft.de“ stattfand.

„Wer zu den Olympischen und Paralympischen Spielen nach Tokyo und Fukushima fährt, der muss wissen, dass er damit nicht zum Wiederaufbau in Fukushima und in Nordostjapan beiträgt. Im Gegenteil: Tokyo 2020 behindert einen notwendigen Wiederaufbau, der diesen Namen verdient“, erklärten die rund 50 Teilnehmer*innen der Tagung, darunter Vertreter*innen von Umwelt- und Ärzteorganisationen, Anti-Atom-Initiativen, Wissenschaft und Pädagogik. Einhellig kritisierten sie die Rückführungspolitik der japanischen Regierung in vormals evakuierte Gebiete in Reichweite zum havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi auf Basis einer äußerst problematischen Grenzwerterhöhung für zu tolerierende zusätzliche Strahlungsexposition von vormals 1 Millisievert auf 20 Millisievert pro Jahr.

„Dass der olympische Fackellauf am 26. März 2020 ausgerechnet in diesen repatriierten Gebieten in der Präfektur Fukushima gestartet wird, zeigt, dass Tokyo 2020 nicht auf Seiten der Betroffenen der Atomkatastrophe und der noch immer auf der Flucht befindlichen mehr als 40.000 Menschen steht, sondern auf Seiten eines politischen Systems, das weiter auf Atomkraft setzt und alles tut, um die Fukushima-Katastrophe als beherrschbar und bereits überwunden darzustellen“, hieß es. Die Medien wurden dazu aufgefordert, in ihrer Berichterstattung zu Tokyo 2020 die Betroffenen der Atomkatastrophe gebührend zu Wort kommen zu lassen.

Besorgt zeigte sich die Konferenz über sich häufende Berichte, wonach sich in Japan nationalistische Tendenzen auch im Zeichen von Tokyo 2020 deutlich verstärkt hätten und wonach demokratische Grundrechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit in diesem zunehmend nationalistischen Klima eingeschränkt würden. Es sei kein Zufall, dass Japan zuletzt im Ranking der „Reporter ohne Grenzen“ in wenigen Jahren von Platz 11 auf 72 und aktuell Platz 67 abgestürzt sei. Auch gesellschaftliche Prozesse, die mit der Ausrichtung von sportlichen Mega-Events einhergehen, seien für diesen Niedergang der demokratischen Kultur verantwortlich, so die Teilnehmer*innen.

Zu der Tagung hatte die Deutsch-Japanische Gesellschaft Dortmund in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Nordrhein-Westfalen eingeladen.







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