"Die Solidarität und die Wut auf die Straße bringen"

Mehrere hundert Menschen nahmen an einer Kundgebung auf dem Kohlmarkt anlässlich der rechten Morde von Hanau teil. Mehrere Redner warfen der AfD eine Mitschuld vor.

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Mehrere hundert Personen waren gekommen.
Mehrere hundert Personen waren gekommen. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Am heutigen Samstagvormittag hatte das Braunschweiger Bündnis gegen Rechts zu einer Kundgebung auf dem Kohlmarkt aufgerufen. Anlass sind die Mordanschläge von Hanau mit rechtsextremistischem Hintergrund, bei denen am Mittwoch neun Menschen getötet wurden. Mehrere hundert Menschen (nach Angaben der Veranstalter über 700) waren gekommen, um ihre Betroffenheit und ihre Solidarität mit den Opfern auszusprechen. Doch in den Redebeiträgen wurden zum Teil auch schwere Vorwürfe erhoben, vor allem gegen die AfD.


Generell werde die Gefahr von rechts immer noch verharmlost und häufig relativiert, waren sich viele Redner einig. Politik, Justiz, Polizei und Medien - alle würden ihren Teil dazu beitragen, befand David Janzen vom Bündnis gegen Rechts. So hätte er am heutigen Tage die gleiche Rede halten können wie nach dem Mord an Walter Lübke oder dem Anschlag von Halle. Nichts habe sich geändert. Jedesmal folgten große Worte und keine Taten. Der AfD warf Janzen vor, maßgeblich mitverantwortlich zu sein für die Radikalisierung der Gesellschaft.

David Janzen kritisierte, dass sich nach den vergangenen Anschlägen nicht wirklich etwas verändert habe.
David Janzen kritisierte, dass sich nach den vergangenen Anschlägen nicht wirklich etwas verändert habe. Foto: Alexander Dontscheff


Udo Sommerfeld, Ratsherr der Linken, ging sogar noch einen Schritt weiter. Er nannte die AfD den "politischen Arm der rechtsradikalen Mörder". Man müsse diese vollkommen isolieren. Allgemein müsse man damit aufhören, in diesem Land rechtsradikalen Terror zu verharmlosen. Man müsse die Nazi-Morde klar benennen und aufhören, diese zu relativieren. Man habe die heutige Veranstaltung aber auch organisiert, um den Menschen in Braunschweig die Gelegenheit zu geben, ihre Solidarität und ihre Wut auf die Straße zu bringen.

Udo Sommerfeld im Interview:



Ratsherr Udo Sommerfeld (Die Linke) hatte die Kundgebung zusammen mit dem Bündnis gegen Rechts angemeldet.
Ratsherr Udo Sommerfeld (Die Linke) hatte die Kundgebung zusammen mit dem Bündnis gegen Rechts angemeldet. Foto: Alexander Dontscheff


Antidiskriminierungsbüro für Braunschweig gefordert


Sowohl Udo Sommerfeld als auch Sebastian Wertmüller vom Bündnis gegen Rechts forderten die Einrichtung eines Antidiskriminierungsbüros in Braunschweig. Auch eine Anlaufstelle für die Opfer von rechtsextremer Gewalt fehle, so Wertmüller. Er forderte zudem mehr Finanzmittel des Bundes, der Länder und der Kommunen für Arbeit gegen Rassismus und rechte Gewalt und für Demokratie. Dies koste zwar Geld, aber die Alternative koste Leben, so Wertmüller.

Sebastian Wertmüller vom Bündnis gegen Rechts nannte konkrete politische Forderungen für Braunschweig.
Sebastian Wertmüller vom Bündnis gegen Rechts nannte konkrete politische Forderungen für Braunschweig. Foto: Alexander Dontscheff


Zu Beginn der Veranstaltung hatte es eine Schweigeminute gegeben, und auf Wunsch der Angehörigen wurden die Namen der Hanauer Opfer verlesen, um sie nicht der Anonymität anheimfallen zu lassen. Weitere Redebeiträge kamen von Margaux Jeanne Erdmann (Seebrücke Braunschweig), Imge Özgür von der Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF) und der kurdischen Migrantin Cihane Gürtas-Yildirim, die auch auf das Problem Alltagsrassismus aufmerksam machte.

Mehrere Redner sprachen im Rahmen der Kundgebung.
Mehrere Redner sprachen im Rahmen der Kundgebung. Foto: Alexander Dontscheff


Das Bündnis gegen Rechts hatte zur Kundgebung aufgerufen.
Das Bündnis gegen Rechts hatte zur Kundgebung aufgerufen. Foto: Alexander Dontscheff


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