"Fass ohne Boden": paläon beschert Thümler Negativ-Preis


Ist das Schöninger Speere-Museum finanziell ein Fass ohne Boden? Foto: Archiv/Magdalena Sydow
Ist das Schöninger Speere-Museum finanziell ein Fass ohne Boden? Foto: Archiv/Magdalena Sydow | Foto: Magdalena Sydow

Hannover. Wegen der Übernahme des Schöninger Speere-Museums paläon unter das Dach des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege hat der Bund der Steuerzahler (BdSt) dem Niedersächsischen Wissenschaftsminister Björn Thümler am Donnerstag im Ministerium seinen Negativ-Preis "Fass ohne Boden" überreicht. Das berichtet der BdSt in einer Pressemitteilung.


Kritisiert wird damit die institutionelle, also dauerhafte Förderung des paläon von mindestens 500.000 Euro jährlich durch das Land Niedersachsen.

"Die Ausstellung der ältesten Jagdwaffen der Menschheit in einem eigenen Speere-Zentrum am Rande des Helmstädter Braunkohle-Reviers ist uns Steuerzahlern im Jahr 2009 als 'Leuchtturm-Projekt' und in wirtschaftlicher Hinsicht als 'Selbstläufer' angekündigt worden", erklärte BdSt-Vorsitzender Bernhard Zentgraf. Aber bereits im Jahr 2016, also drei Jahre nach der feierlichen Eröffnung des paläon, seien alle politischen Versprechen, keine Betriebszuschüsse aus öffentlichen Kassen leisten zu müssen, wie Seifenblasen zerplatzt.

Defizite des Museums werden kaschiert


"Mit der neuen paläon-Struktur werden die Kosten des Ausstellungsbetriebes mit jenen für die archäologische Forschung vermischt und damit die wahren Defizite des Museums kaschiert. Hohe Dauersubventionen werden die Folge sein, wahrlich ein Fass ohne Boden", ist sich Zentgraf sicher.

Thümler betont Verantwortung des Landes


Der Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler erklärte: „Wir machen uns mit der Neustrukturierung des paläon ehrlich gegenüber dem Steuerzahler und dem Haushaltsgesetzgeber. Es ist nicht zumutbar, über die politische Liste sehend Defizite abdecken zu lassen. Die Verantwortung des Landes wird mit der Neustrukturierung deutlich gemacht. Wir holen damit etwas nach, das schon vor Jahren hätte passieren müssen.“

Vom Landesverband Niedersachsen und Bremen des Bundes der Steuerzahler wird das "Fass ohne Boden" – bereits bei den alten Griechen ein Sinnbild der Vergeblichkeit und der Verschwendung – in unregelmäßigen Abständen vergeben. In den vergangenen drei Jahrzehnten erhielten es der Landkreis Cuxhaven (2007) für anhaltende Defizite beim Flughafen Cuxhaven/Nordholz, die Städte Laatzen (1999) und Hildesheim (1992) für Schwimmbäder-Kostenexplosionen sowie 1990 der damalige Wissenschaftsminister Johann-Tönjes Cassens wegen spektakulärer Baukostenüberschreitungen an der Medizinischen Hochschule Hannover und der Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen.


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