Gefahr durch Elterntaxis: Schüler starten Filmprojekt

Die Schüler des Kranichgymnasiums in Salzgitter haben es satt - Mit zwei Kurzfilmen wollen sie die Eltern zum Umdenken bewegen und gleichzeitig Lösungsalternativen anbieten.

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Worst-Case-Szenario: Eine Schülerin wird von einem Elterntaxi angefahren. (Szene aus dem Film)
Worst-Case-Szenario: Eine Schülerin wird von einem Elterntaxi angefahren. (Szene aus dem Film) | Foto: Finja Feder/Kern SV

Salzgitter. Plötzliches Wenden, Parken in zweiter Reihe, Staubildung. Es ist nicht das erste Mal, dass das Verhalten von Eltern, die ihre Kinder zur Schule fahren, kritisiert wird. Nicht nur vor Grundschulen, auch vor weiterführenden Schulen ist das Phänomen "Elterntaxis" regelmäßig zu beobachten. So auch vor dem Kranichgymnasium in Salzgitter. Dadurch könne es jedoch zu gefährlichen Situationen kommen, wie Schülerin Finja Feder gegenüber regionalHeute.de berichtet. Um dies zu ändern hat sie zusammen mit der Schülervertretung (Kern SV) ein Filmprojekt ins Leben gerufen. In zwei Kurzfilmen soll auf das gefährliche Verhalten der Eltern aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig sollen jedoch auch Alternativen aufgezeigt werden.


Finja Feder und ihre Mitschüler haben das Problem bereits am eigenen Leib erfahren: "Wenn man von der anderen Straßenseite zur Schule wechseln möchte, muss man teilweise zehn Minuten warten und niemand lässt einen rüber. Es wird nicht mehr auf andere Schüler oder den Verkehr geachtet", hat Feder die Lage beobachtet. Der Fokus der Eltern scheine in diesem Moment nur auf dem eigenen Kind zu liegen. "Es kann nicht sein, dass so ein egoistisches Verhalten an den Tag gelegt wird und sich nur noch "Mein Kind muss" in den Köpfen abspielt." Gerade bei kleineren Schülern sieht die Kern SV, bestehend aus etwa 20 Schülern des Kranichgymnasiums, die Gefahr von Unfällen, da diese oftmals nicht aufpassen, Freunden zurufen oder am Handy sind.

"Sozialkompetenzen müssen gesteigert werden"


Mit dem Filmprojekt solle nun auf diese Problematik aufmerksam gemacht werden. "Wir wissen auch, dass man nicht von heute auf morgen Elterntaxis verbannen kann, aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", ist sich Feder sicher. Finja Feder, sie selbst ihre Seminarfacharbeit über das Thema Elterntaxis geschrieben hat, hatte eine Umfrage im 5. Jahrgang des Gymnasiums gestartet. Dort habe sich herausgestellt, dass einige der Kinder bereits im Verkehr verletzt wurden oder Schockmomente erlitten hatten. "Wenn die Kinder nur morgens zur Schule gebracht werden, bekommen sie gar keinen Bezug zum Verkehr und können Gefahrensituationen gar nicht sehen", ist sich Feder sicher. Wenn sich das Kind hingegen als Gruppe mit anderen zusammenschließe, mit dem Bus, Fahrrad oder zu Fuß zur Schule gehe, steigere dies die Sozialkompetenzen und ein Gemeinschaftsgefühl entstehe, in welchem auch aufeinander aufgepasst werde.

Lösungsansätze anbieten


Die zwei Kurzfilme sollen die Eltern zum Umdenken bringen. Während im ersten Teil des Films das "Worst-Case-Szenario" dargestellt wird - Eine Schülerin wird von einem Elterntaxi angefahren und liegt auf der Straße - sollen in einem zweiten Teil Alternativen aufgezeigt werden. "Wir haben uns für alternative Elternhaltestellen ausgesprochen", erklärt Feder weiter. Dies seien Bereiche, in denen Eltern ihre Kinder gefahrlos "rausschmeißen" und dann entspannt wieder losfahren können. Diese Haltestellen sollen ein Stück von der Schule entfernt sein und den Kindern ermöglichen noch einige Schritte an der frischen Luft zu machen, eventuell sogar zusammen mit den "Busfahrkindern" oder anderen. Dies entzerre das Chaos vor der Schule und mache die Situationen übersichtlicher.

Gezeigt werden sollen die fertigen Filme hauptsächlich in den Klassen des Kranichgymnasiums. "Es ist immer besser, wenn ein Kind zu einem Elternteil sagt, dass es lieber mit dem Bus oder Fahrrad zur Schule fahren möchte, als wenn da die Schulleitung steht und sagt ´Du, du, du, was ihr da macht, geht gar nicht`." Dennoch sollen die Filme im Nachhinein auch über den Schulserver IServ für die Eltern einsehbar sein.

Nicht die erste Aktion


Es ist nicht die erste Aktion der "Kraniche" gegen Elterntaxis. Bereits vor ein paar Jahren hatten Schüler auf die Problematik aufmerksam machen wollen. Sie stellten sich mit Plakaten und daraufgeschriebenen Statements an die Straße. Gebracht hat es nicht. Für zwei bis drei Tage wurde die Aktion ernst genommen, danach nicht mehr, berichtet Feder. Sie und die Kern SV erhoffen sich durch die Filme mehr Menschen zum Umdenken bewegen zu können.


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