Gemeinsam statt Einsam - vier Monate Sozialtreff

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Musiklehrer Thomas König, Vereinsgründer Peter König, Fritz Holzbach und weitere Vereinsmitglieder vor dem Inklusionstreff in Vienenburg. Foto: Marvin König
Musiklehrer Thomas König, Vereinsgründer Peter König, Fritz Holzbach und weitere Vereinsmitglieder vor dem Inklusionstreff in Vienenburg. Foto: Marvin König

Vienenburg. Ende August letzten Jahres kaufte der Verein 'Rampen für Goslar' eine ehemalige Filiale der Fleischerei Schlüter in der Reichenberger Straße in Vienenburg. Nachdem Vereinsmitglied Fritz Holzbach viel Schweiß und Geld - vor allem aus der eigenen Tasche - investiert hat, bietet der Treff seit der Eröffnung am 1. April Musikunterricht, Basteln, Handarbeit und vieles mehr für ein breites Publikum an. Doch wie ist es bis jetzt gelaufen?


Sechs Mitglieder des Vereins tummeln sich in den hellen und einladenden Räumlichkeiten in Vienenburg. Hohe Erwartungen hatte niemand, als der Inklusionstreff für alle am 1. April feierlich eröffnet wurde. "Wir sind hier schließlich nicht im Brennpunkt einer Großstadt", sagt Peter König, Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins 'Rampen für Goslar'. Die Barrierefreien Räumlichkeiten in Vienenburgseien seit der Eröffnung eher mittelmäßig angenommen worden. Sylvia Ahrens analysiert die Gründe: "Das Hauptproblem ist einfach, dass viele den Treff schlecht erreichen können. Die Busverbindungen sind selten und die nächste Bushaltestelle ist weit weg", erklärt sie. "Für gesunde Menschen mag das kein Problem sein, lange Transferwege stellen aber gerade für gehandicapte Personen eine große Hürde dar." Auch die Laufkundschaft bleibe bei der Lage natürlich trotz der repräsentativen Fassade aus. Ahrens hat noch eine weitere Theorie: "Viele denken glaube ich, dass wir nur Menschen mit Behinderungen ansprechen wollen. Die Kurse sind für alle da", erklärt Ahrens: "Ich weiss aus Erfahrung, dass viele Scheu vor dem Umgang mit gehandicapten Personen haben", Peter König stimmt ihr zu. Musiklehrer Thomas König glaubt, dass die Zeit für den Treff arbeitet: "Der Weg zum Selbstläufer ist lang. Wir sind hier mit dem Thema Inklusion regelrecht hereingeplatzt. Es dauert, bis sich sowas etabliert hat. Mindestens ein Jahr sollte man dem Ganzen Zeit geben."

Ein vielfältiges Angebot


Wirklich leer stehen die Räume nie. Thomas König gibt einmal in der Woche Musikunterricht und zieht ein positives Fazit: "Ich habe eine stabile Anzahl an Musikschülern. Wir haben ein Meet and Greet gemacht und die Leute, die da waren, sind auch geblieben!" Der Kurs "gemeinsam Kochen" hingegen wurde über die Sommerferien abgesetzt "Es sind einfach zu viele im Urlaub. "Das Angebot ist nicht gestorben, nur erstmal auf Eis gelegt", erklärt Thomas König. Weiter im Angebot sind nach wie vor Basteln und Handarbeit.Ahrensberichtet: "Im Moment mache ich nur die Handarbeit. Ab August kommt Elke Pullmann dazu. Die bietet dann auch wieder Basteln an, auch für ein junges Publikum." Der 'Kunsthof', vor allem bekannt durch das Kunsthandwerkliche Angebot auf dem Weihnachtsmarkt in Wöltingerode, nutzt die Räumlichkeiten am Freitag, 14:30 Uhr bis 17:30 ebenfalls. Hier kann man Kurse im Malen und Zeichnen belegen. Ein weiterer Dauergast ist der Spielmannszug „Musikverein Goslar e.V.“, der die großzügigen Räume für Proben nutzt.

Große Pläne für die Zukunft


Viele Angebote starten erst nach den Ferien wieder. Aber auch fürdie Monate danach gibt es Pläne. Fritz Holzbach erzählt: "Erstens möchte die Volkshochschule die Räumlichkeiten ab dem Wintersemester mit nutzen, wenn es Anmeldungen aus Vienenburg gibt. Zweitens hat die Musikschule Goslar ebenfalls Interesse bekundet, den Musikunterricht für gehandicapte Personen hierher zu verlegen. Der dritte im Bunde ist das Deutsche Rote Kreuz. Es soll ein spezieller Kurs für Sofortmaßnahmen am Unfallort stattfinden. Im Gegensatz zu einem normalen Erste-Hilfe-Kurs lernt man dort beispielsweise den Umgang mit einem Defibrillator. Der Kurs wird nach dem Ende der Ferien hier angeboten." Weiterhin sei man auch im Gespräch mit der Diakonie, um einen Ableger des an den Goslarer Höfen angebotenen Kreativkurses nach Vienenburg zu holen.

Kritik üben Peter König und Fritz Holzbach an den langwierigen Prozessen zur Finanzierung des Angebots. "Wir sind ein bisschen enttäuscht über die Dauer der Bearbeitung bei der Verteilung der Gelder von unserem Dachverband. Wir warten da jetzt schon seit neun Monaten. Fritz hat hier alles aus der Portokasse gekauft, alles, was hier abläuft, zahlt er aus eigener Tasche", erklärt Peter König. "Wir haben ziemlich vorgegriffen für Musikinstrumente und Ausstattung. Die Gelder wurden im August 2018 beantragt - und sie sind immer noch nicht da", fügt Holzbach hinzu.

Ein weiterer großer Wunsch des Vereins, um langfristig die Erreichbarkeit zu verbessern sei ein Vereinseigener, behindertengerechter Kleinbus, um Kursteilnehmer aus dem Umfeld zu den Angeboten 'einzusammeln'. Hierfür fehle dem Verein aber derzeit noch das Geld.

Die nächsten Termine


Viele Gespräche sind am Laufen, viele Stellen haben Interesse bekundet. Das Problem mit der Erreichbarkeit möchte Vereinsgründer Peter König kurzfristig durch eine vorsichtige Expansion lösen: "Ab dem 24. August sind wir erstmals in Jürgenohl im Café Lebensraum und bieten dort am Dienstag ab 15 Uhr Musikunterricht an. Auf den Goslarer Höfen an der Okerstraße wird ein neuer Kreativkurs eingerichtet."

Der nächste Ort, wo sich Interessierte über den Verein informieren können, wird ein Infostand am Seefest sein.Der Verein nimmt damit ein Angebot von Bürgermeister Martin Mahnkopf wahr, dass sich an diesem Tag Vereine und Selbsthilfegruppen auf dem Seefest vorstellen können. "Wir veranstalten auch ein Gewinnspiel mit einerBoulebahn",fügt Fritz Holzbach hinzu.

Abschließend richtet Peter König noch eine Frage an die Öffentlichkeit: "Was können wir besser machen?" Für Fragen und Anregungen ist der Verein zu erreichen unter: treff.vienenburg(at)gmail.com

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