Shutdown bei Trinks: Mitarbeiter haben Kündigungen erhalten

Das Unternehmen will seine Zentrale bis 2022 nach Hennef in Nordrhein-Westfalen verlegen. Der Getränkelogistiker Trinks hat seine Zentrale seit 75 Jahren in Goslar.

Die Zentrale der Trinks GmbH in Goslar.
Die Zentrale der Trinks GmbH in Goslar. | Foto: Marvin König

Goslar. Die Beschäftigten in der Goslarer Zentrale der Trinks GmbH haben in den letzten Tagen ihre Änderungskündigungen erhalten. Etwa 150 Beschäftigte haben damit die Wahl zwischen einem Ausscheiden aus dem Betrieb oder einem Umzug ins 400 Kilometer entfernte Hennef in Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen hatte im November vergangenen Jahres angekündigt, seine seit 75 Jahren bestehende Zentrale in Goslar aufzulösen und nach Hennef umziehen zu wollen (regionalHeute.de berichtete). Die Gewerkschaft NGG zeigt sich in einer Pressemitteilung empört über die Vorgehensweise und spricht von einer "Friss-oder-Stirb" Strategie.


Die Zentrale des Marktführers im Bereich Getränkelogistik soll demnach zum 31. August 2022 in Goslar abgewickelt sein, der Startschuss ist nun gegeben. „Wir bewerten die Vorgehensweise der Geschäftsführung als sehr aggressiv. Im November wurde die Verlegung der Zentrale und damit die Versetzung der Beschäftigten nach Hennef per top down-Mitteilung verkündet. Das war eine beschlossene Sache. Zu keiner Zeit ging es um mögliche Alternativen und Gespräche mit den Leuten. Das ist eine Friss-oder-Stirb-Strategie, die nichts mit Führungsqualität oder unternehmerischer Verantwortung zu tun hat“, sagt Katja Derer, Geschäftsführerin der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz.

Keine Gewerkschaft, kein Betriebsrat


Die Belegschaft sei schockiert und ärgere sich, dass sie jahrelang auf die Geschäftsführung vertraut habe. „Uns wurde immer gesagt, ihr braucht keinen Betriebsrat. Probleme lösen wir hier in der Zentrale kollegial und unter uns, ohne Gewerkschaft oder Betriebsrat. Das hat lange funktioniert, erweist sich nun aber als schwerer Fehler“, sagt Nina Gläsener, Beschäftigte in der Zentrale.

Richtig an dieser Analyse sei, dass die Geschäftsführung den Umzug allein entscheiden kann, da es in der Zentrale keinen Betriebsrat gab. „Der war im Herzen des Unternehmens, in der Zentrale, nie gewollt. Die Beschäftigten haben das Risiko nicht gesehen, dem sie sich aussetzen, wenn sie keine Mitbestimmung einfordern und mindestens einen Betriebsrat dafür gründen“, sagt Katja Derer. „Das hat sich nun schlagartig geändert, das Vertrauen in die Geschäftsführung und die Gesellschafter von Trinks ist kaputt.“

"Dieser Umzug gefährdet das ganze Unternehmen"


Den Beschäftigten stellt sich weiter die Frage, was an Hennef gewinnbringender ist, beziehungsweise warum der Umzug betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. „Vielleicht ist Herr Stadlmann ein Großstadtmensch, aber das erklärt Hennef als Stadt der 100 Dörfer nicht. Der Raum Goslar liegt in der Mitte Deutschlands und hier ist ein strategisch sinnvoller Platz für die Zentrale eines der größten Getränkelogistiker Deutschlands“, sagt Axel Meyer, Beschäftigter in der Zentrale. „Das Know-How steckt in den Köpfen aller Mitarbeiter von Trinks. Dieser Umzug gefährdet das ganze Unternehmen. Trinks betreibt hier eine Kahlschlagpolitik in Goslar, das wird auf die Niederlassungen und damit auf alle 1.700 Beschäftigten Auswirkungen haben“, schätzt Henning Küster aus der Zentrale die Situation ein.

Viele Beschäftigte wollen in Goslar bleiben


„Es dürfte klar sein, dass viele Beschäftigte nicht ihre Koffer packen und mit ihren kompletten Familien ins 400 Kilometer entfernte Hennef umziehen können. Die Beschäftigten sind über ihre Familien hier gebunden. Zu den derzeit etwa 8400 Menschen im Landkreis Goslar, die als arbeitssuchend gemeldet sind, werden wohl umgehend weitere Hundert dazu kommen.“, so Katja Derer von der Gewerkschaft NGG.
Die Gewerkschaft NGG wird die Beschäftigten, die NGG-Mitglied sind, mit Rechtsbeistand unterstützen und gegen die Änderungskündigungen vorgehen.

„Wir fordern die Geschäftsführung und auch die Gesellschafter auf, den Umzug zu überdenken und einen Prozess zu initiieren, um mit den Beschäftigten und NGG über Alternativen zu reden. So ein Prozess kann aber unter dem Zeichen von laufenden Änderungskündigungen schwerlich produktiv sein, daher müssen diese umgehend zurückgenommen werden“, so Derer.


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