Goslarer Dom soll wiederauferstehen - Als App

Der Goslarer Kaiserdom wird zumindest virtuell wiederaufgebaut und soll dann als Handy-App für Bürger und Touristen erkundet werden können.

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Domvorhalle Goslar
Domvorhalle Goslar | Foto: Anke Donner

Goslar. Der Ausschuss für Weltkulturerbe, Stadtgeschichte und Kultur gab am gestrigen Mittwoch seine einstimmige Beschlussempfehlung für das Projekt "DOM:Digital" ab. Dabei geht es um eine virtuell erlebbare Nachbildung, die im sogenannten "Augmented Reality" Format den 1819 abgerissenen Goslarer Kaiserdom als App wieder zum Leben erwecken soll.


Bürger und Touristen sollen in die Lage versetzt werden, mit ihren eigenen Handys oder Tablets mittels einer herunterladbaren App den verschwundenen Goslarer Dom an seinem ehemaligen Standort als virtuelle Rekonstruktion zu erleben und zugleich seine Schätze und Vergangenheit zu erkunden. Dabei soll es nicht bei digitaler Wiederherstellung der Baulichkeit bleiben; denn auf vielfältige mediale Weise werden die Kunstschätze und Geschichten von historischen sowie fiktiven Figuren an bestimmten Dom-Stationen innerhalb der virtuellen Umgebung inszeniert. "Musik, Schauspiel, local-based Gaming und Storytelling gestalten diese Stationen zu digitalen Einfallstoren von Augmented Reality in die bewegte Vergangenheit des Kaiserdoms von seinen Anfängen im Hochmittelalter bis zu seinem dramatischen Abbruch im 19. Jahrhundert", wie es in der Vorlage heißt. Dabei sollen die verschiedensten Gruppen aus Kunst, Kultur und der Bürgerschaft - hier insbesondere die Kinder - eingebunden werden, um aus der Rekonstruktion ein Erlebnis zum Entdecken und spielerischen erkunden zu machen.

Auch die "reale Welt" wandelt sich


Die Domvorhalle ist das letzte sichtbare Zeugnis des großen Kaiserdoms in Goslar. Seine Grundmauern sind auf dem Kaiserpfalzparkplatz in blauen Pflastersteinen nachgezogen. Wie Georadarmessungen 2018 und 2019 überraschend belegten, ruhen unter dem Parkplatz auch noch Reste der Grundmauern. Mit dem Entwurf des Stiftsgartens soll vieles davon wieder sichtbar gemacht werden. Doch auch mit allen Finessen, die man - unter Ausschluss eines Wiederaufbaus - zum Erleben der dreischiffigen Basilika aufwenden möchte, bleiben Größe und Struktur des Bauwerks wohl nur in Vorstellungskraft und alten Zeichnungen erhalten.



Ein Architekturvorbild für Norddeutschland


Das soll sich nun ändern. 200.000 Euro Gesamtkosten werden für das Projekt veranschlagt. 90 Prozent könnten aus Fördermitteln aus dem Bundesprogramm "Diveln" der Bundeskulturstiftung gedeckt werden. Geplant ist die virtuelle Rekonstruktion und Wiederbelebung des einstigen Goslarer Doms, der nach fast tausendjährigem Bestehen 1819 aufgrund von Baufälligkeit abgebrochen werden musste. Das um 1050
errichtete Kirchenbauwerk gelangte zum größten Kirchenneubau des 11. Jahrhunderts östlich des Rheins. Ausgestattet mit zahlreichen Kirchenschätzen, wirkte der Kaiserdom vom Mittelalter bis in die Reformationszeit hinein als kulturgeistliches Zentrum in Goslar wie auch als
Architekturvorbild für viele Kirchenbauten Norddeutschlands.



Im Jahr 2000 gab es bereits ein aufsehenerregendes Video der TU-Clausthal, dass eine Videoführung in und um den alten Kaiserdom bietet. Das Video sehen Sie hier.


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