Grabungen in der Innenstadt: Arbeiten noch nicht beendet

Drei von vier historischen Brunnen stecken noch samt Füllung bis tief unter den Grundwasserspiegel in der Grabungsfläche.

Grabungsfläche von Hochtreppe: Untersuchungsfläche mit untersten Befunden, darunter vier Brunnengruben, gut zu erkennen.
Grabungsfläche von Hochtreppe: Untersuchungsfläche mit untersten Befunden, darunter vier Brunnengruben, gut zu erkennen. | Foto: Thomas Budde

Peine. Seit gut einem Monat eröffnet sich für die Passanten in der Fußgängerzone in Peine ein Einblick in eine große Ausgrabungsfläche im Vorderbereich der Grundstücke Echternplatz 2 bis 3 (ehemals Eisdiele Bernauer und Gaststätte „Alte Liebe“). Seit Juni war hier ein vierköpfiges Grabungsteam unter Leitung des Verfassers im Auftrag des Bauherrn Alexander Fricke tätig. Die Ausgrabungen sind nicht beendet, sondern nur unfreiwillig unterbrochen, weil es nur mit technischem Gerät weitergehen kann. Drei von vier historischen Brunnen stecken noch samt Füllung bis tief unter den Grundwasserspiegel in der Grabungsfläche. Für die Bergung muss neben Saugpumpen ein Bagger eingesetzt werden. Dies teilt Thomas Budde in einer Pressemitteilung der Stadt Peine mit.


Später, wenn die Gründung für den Neubau gemacht werde, stehe dann auch noch die Untersuchung des stehen gebliebenen 15 Meter langen und zirka drei Meter breiten Erdstreifens zum südlichen Nachbargebäude hin aus. Aus Gründen der Statik könne dies nur in Zusammenhang mit den Bauarbeiten passieren. Das nördliche Nachbargebäude Echternplatz 1 dagegen sei 1989 durch den bestehenden Neubau (anstelle des alten Deli-Kinos) bereits solide und statisch sicher gegründet worden. Das hier nun freigelegte stadtgeschichtliche Erdprofil „klebe“ hier sozusagen nur als Negativ am mächtigen Keller-Betonfundament des Nachbarhauses.

Was ist konkret zu sehen?


Auf der Gesamtfläche von 15 x 16 m Größe im Vorderbereich solle ein unterkellertes Gebäude entstehen. Dieser Bereich müsse komplett archäologisch untersucht werden, weil durch den Neubau alles zerstört werde. Es hätten zuvor vorn an der Straße zwei kleinere moderne Keller bestanden, die bei den Abbrucharbeiten ausgebrochen worden sind. Darunter, in zirka 1,80 Metern Tiefe, wären nur noch geringe archäologische Spuren der ersten Bebauung erhalten gewesen. Jetzt sei dieser Bereich mit den großen Aushubmengen der Grabungen wiederangefüllt, ebenso große Teile des Hinterhofes. Die vielen Grabungsergebnisse spiegele der jetzige Zustand nur noch zu einem Bruchteil wider.

In der bis auf den anstehenden feinen Sandboden abgetragene Grabungsfläche sehe man zunächst aussagekräftige Erdprofile und die Schlitze zweier Suchgräben, die zu Beginn der Grabungen zur ersten Orientierung angelegt worden seien. Es hätten sich hier, wie an den Randprofilen immer noch gut zu sehen ist, siedlungsgeschichtliche Abfolgen vom 17./18. Jh. oben bis zum 13. Jh. unten gezeigt. Ins Auge würden besonders die rot gebrannten und mit schwarzen Holzkohleschichten wechselnden Stadtbrandschichten des 16. Jh fallen. Allerdings seien sie nun schon stark mit grünen Flechten überzogen und verwaschen. In der Grabungsfläche würden die ausgehöhlten Negative von Siedlungsgruben verschiedener Funktion auffallen, von denen die meisten aus der Stadtgründungszeit stammen. In der Mitte stehe ein Baumstammbrunnen aus einer ausgehöhlten Eiche. Ein zweiter, fast identischer Brunnen sei direkt am nördlichen Nachbargrundstück freigelegt worden. Von der Straße aus sehe man davon jedoch nur die ausgegrabene runde Brunnensetzgrube. Beide seien spätmittelalterlich (13. – 14- Jh.).

Ebenfalls nicht mehr sichtbar sei ein runder Backsteinbrunnen aus dem 18. Jh., der lange wie ein kleiner Turm hinten rechts in der Grabungsfläche gestanden habe. Die Formziegel seien nun bis zum Grundwasserspiegel abgetragen worden, aber es gehe noch deutlich tiefer. Vorn an der Straße liege die tiefe Grube eines bereits ausgegrabenen Fass- beziehungsweise Daubenbrunnens. Fast genau in der Mitte sei am Ende der Fläche im Profil die Grube und abgetragene beziehungsweise abgesägte Holzkonstruktion einer großen Kloake („Plumsklo“) aus der Zeit um 1300 zu sehen, die sich außerhalb der Grabungsfläche noch fortsetze.


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