"Grenzenlose Solidarität": Erste Spenden an Brandopfer übergeben

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Die Bewohner der fünf Mietwohnungen des Hauses am Stadtpark verloren bei dem Brand vor vier Tagen alles - eine Hilfsaktion des 'Rampen für Goslar e.V.', initiiert durch Vereinsgründer Peter König sammelte in wenigen Tagen weit über 1.000 Euro. Diese wurden am heutigen Montag an die Brandopfer übergeben. Foto: Marvin König
Die Bewohner der fünf Mietwohnungen des Hauses am Stadtpark verloren bei dem Brand vor vier Tagen alles - eine Hilfsaktion des 'Rampen für Goslar e.V.', initiiert durch Vereinsgründer Peter König sammelte in wenigen Tagen weit über 1.000 Euro. Diese wurden am heutigen Montag an die Brandopfer übergeben. Foto: Marvin König

Goslar. Vier Tage ist es her, seit die fünf Mietparteien eines Hauses am Stadtpark in Oker alles an die Flammen verloren. Noch immer sitzt der Schock bei den Betroffenen tief. Der Verein Rampen für Goslar rief noch am Tag der Katastrophe eine Spendenaktion ins Leben. Die ersten 1.000 Euro wurden heute vor der Brandruine an die Opfer des Feuers übergeben.


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Peter König, Vereinsgründer des Rampen für Goslar e.V. Foto:



Hinter vom Brandrauch blinden Fenstern weht ein Vorhang. Die Tür ist vernagelt, das zerstörte Dach gibt das Hausinnere der Witterung preis. "Das schlimmste ist einfach der Verlust der Erinnerungen. Fotos, Andenken, die Daten auf dem Laptop. Das ist unwiederbringlich verloren. Die ganze Situation ist einfach psychisch immer noch sehr belastend. Die Leute sind total fertig", berichtet eine Mieterin. "Wir sind einfach alle so unfassbar dankbar über diese grenzenlose Solidarität und diese Hilfsbereitschaft. Einfach Danke", fügt ein anderer hinzu. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde vor der Brandruine wurden durch Peter König die Umschläge mit den bis zum Samstag eingegangenen Spenden an die ehemaligen Bewohner des Hauses verteilt. Für die Kinder hat König noch eine kleine Überraschung in Form von Schokoladenweihnachtsmännern parat.

Die Hilfe geht weiter


Eingegangen sind bis zum heutigen Montag sogar 1.406,50 Euro von 55 Einzelspendern. Das Wochenende habe jedoch den Zahlungsverkehr verzögert. Der Rest - und alles, was noch kommt - werde den Familien übergeben, sobald die Feiertage vorüber seien. "Ich denke, es wird noch einiges zusammenkommen. Ich weiß, dass da noch einiges in den Startlöchern ist", freut sich Peter König und ergänzt: "Mit den Sachspenden machen wir das auf Katalogbasis, es kann sich jeder aussuchen was er braucht. Es gibt auch mehrere Leute, die einen Transporter angeboten haben. Das muss man jetzt koordinieren." Koordiniert wird die Verteilung der Spenden von Detlev Peinemann, Nachbar, Freund und Mitorganisator der Hilfsaktion.

Das Abenteuer von Meister Lampe


Bisher ist für lediglich eine der Betroffenen Wohnparteien eine neue, dauerhafte Bleibe gefunden worden. Jedoch laufen bereits Gespräche mit Vermietern, um auch die anderen vier wieder in die eigenen vier Wände zu bringen. Ein pelziger Bewohner genießt in der Zwischenzeit die Gastfreundlichkeit der benachbarten Kindertagesstätte von Frank Wesche: "Ein Kaninchen wurde von der Feuerwehr aus dem brennenden Haus geholt. Mein Cousin war als Rettungssanitäter vor Ort und hat sich gedacht: 'mein Cousin wohnt um die Ecke, ich bring' das da mal vorbei in Pflege'. Und seitdem kümmern wir uns in der Kindertagespflege um das Tier", berichtet Wesche. "Wir gehen auch gleich mit der Familie nochmal rüber, damit sie sehen, dass es ihm gut geht. Und sobald sie wieder ein Dach überm Kopf haben kann es wieder bei ihnen wohnen."

Ebenfalls in der Straße wohnt Erol Gültepe, der sich als Ansprechpartner vor Ort an der Hilfsaktion beteiligt hat. Gültepe ist vor allem erleichtert, dass niemand zu Schaden gekommen ist: "Ich bin stolz auf alle, die das hier wirklich in kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben. Ganz besonders möchte ich mich auch bei den Einsatzkräften bedanken. Die haben richtig großartige Arbeit geleistet und das schlimmste verhindert." Gültepe sitzt für die SPD im Rat der Stadt Goslar, betont aber: "Ich bin heute nicht als Politiker hier, sondern als Freund, Nachbar und einfach als Mensch, der helfen will."

"Jeder Cent kommt an"


Die Spendenaktion läuft ungeachtet der heutigen Übergabe im Hintergrund weiter. Frank Wesche steht - nicht nur wegen des Kaninchens - im engen Kontakt mit den Betroffenen und betont:
"Viele denken das Geld versickert dann in irgendwelchen bürokratischen Mühlen. Ich allein kenne zehn Leute, die schon 50 Euro geben würden, manche waren aber unsicher, ob das auch bei den Betroffenen ankommt - aber es kommt wirklich jeder Cent an."

Um die Spendenaktion schnell und unbürokratisch in die Wege leiten zu können, werden Gelder auf dem existierenden Spendenkonto des "Rampen für Goslar. e.V. unter dem Stichwort "Brandhilfe" entgegengenommen.Auch online kann gespendet werden. Ein entsprechender Link findet sich in der Facebook-Gruppe der Brandhilfe. Eine weitere Möglichkeit besteht - ganz analog - über ein Sparschwein in der Löwenapotheke in der Bahnhofstraße 21 in Oker.

Die Familien blicken optimistisch in die Zukunft. Wo es noch vor vier Tagen gebrannt hat, wurde am heutigen Montag, gelacht, gescherzt, erzählt und organisiert. Erol Gültepe resümiert:"Tränen sind da, gar keine Frage. Und das auch noch vor den Feiertagen, das ist ganz schlimm. Aber das werden wir alles hinkriegen, das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen. Die finanzielle Unterstützung ist das eine, aber die menschliche Unterstützung ist glaube ich im Moment mehr wert als alles andere. Wirklich großartig." Frank Wesche antwortet: "So sind wir Okeraner!"

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