Infotafel soll an ersten Hofjuden Wolfenbüttels erinnern

Er gilt als die Wiege des jüdischen Lebens in Wolfenbüttel. Ein Vorschlag auf eine Straßenbenennung nach ihm wurde 2017 abgelehnt.

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Hier lebte einst Marcus Gumpel Fulda ben Mose. Ein Hinweisschild soll künftig daran erinnern.
Hier lebte einst Marcus Gumpel Fulda ben Mose. Ein Hinweisschild soll künftig daran erinnern. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Das Haus am Holzmarkt 9 gehörte einst Marcus Gumpel Fulda ben Mose. Im Jahr 1697 wurde er Schutzjude des herzoglichen Hofs und später auch Hofjude. Er zeichnet den Beginn jüdischen Lebens in Wolfenbüttel. Darauf soll künftig eine Informationstafel an der Hausfassade hinweisen.



Dieser Vorschlag eines Wolfenbütteler Stadtführers muss noch im städtischen Kultur- sowie abschließend dem Verwaltungsausschuss beraten werden. Die Eigentümerin des Gebäudes ist laut Stadtverwaltung mit der Anbringung der Tafel einverstanden.

Hofjuden waren reiche Männer, die trotz der antijüdischen Gesellschaftshaltung eine hohe, einflussreiche Stellung am Hofe besaßen. Sie agierten als Finanzberater und versorgten ihre Herrscher mit Kapital und Gütern. So fungierte auch Marcus Gumpel Fulda ben Mose als "Bankier" des Herzogs. Seine Nachkommen, die später den Familiennamen Samson wählten, waren Gründer der Wolfenbütteler Synagoge, des jüdischen Friedhofs und der bedeutenden Samsonschule am Neuen Weg.

Straßenbenennung wurde abgelehnt


Bereits im Jahr 2017 wurde seitens des Wolfenbütteler "Erinnerers" Jürgen Kumlehn und Dr. Kristlieb Adloff versucht an Marcus Gumpel und weitere jüdische Persönlichkeiten Wolfenbüttels zu erinnern. Sie unterbreiteten seinerzeit den Vorschlag, die Straßen im Neubaugebiet Södeweg nach ihnen zu benennen. Die Stadt lehnte damals dankend ab. Ein ganzes Wohnviertel wollte man nicht nach jüdischen Persönlichkeiten benennen und lieber an der Benennung einzelner Straßen festhalten.

Heute sind die Straßen im Neubaugebiet "Södeweg" größtenteils nach Pflanzen benannt. Der Platz vor der neuen Kindertagesstätte dort erhielt jedoch den Namen "Samuel-Spier-Platz". Er war Lehrer an der Samsonschule und Mitbegründer der Sozialdemokratische Arbeiterpartei, der Vorläuferpartei der heutigen SPD.


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