"Keine Polizei in Pflegeeinrichtungen!" - ver.di kritisiert Taskforce des Landkreises Gifhorn

Laut Gewerkschaft bräuchten die Mitarbeiter in den Heimen mehr Unterstützung und keine Verdächtigungen und Polizeikontrollen. Bereits am Freitag hatte der Landkreis erklärt, dass auch durch einzelne Mitarbeiter Infektionsgeschehen in Heimen gefördert worden sei.

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Symbolfoto | Foto: Rudolf Karliczek

Gifhorn. Der Landkreis Gifhorn kämpft schon seit einigen Wochen mit hohen Zahlen von Corona-Neuinfektionen. Aus diesem Grund wurden am Montag mehrere Maßnahmen vorgestellt und auch eine Ausgangssperre verhängt (regionalHeute.de berichtete). Außerdem kündigte der Landkreis eine Taskforce zur Bekämpfung des Infektionsgeschehens in den Alten- und Pflegeheimen an. Hieran gibt es nun Kritik der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, die darin ein "schlimmes Signal an die Beschäftigten" sieht.


Die bereits eingesetzte Taskforce solle gemeinsam mit der Gifhorner Polizei verstärkte Kontrollen seitens der Heimaufsicht durchführen, hatte Landrat Dr. Andreas Ebel am Montag verkündet. Auch Hygienepläne der Einrichtungen würden überprüft und eine Arbeitsgruppe solle sich mit den Pflege- und Behandlungskapazitäten in den Heimen und Krankenhäusern beschäftigen.

"Extreme körperliche und psychische Herausforderung"


Die Gewerkschaft ver.di zeigt sich in einer Pressemitteilung verärgert. Die hohen Infektionswerte im Landkreis Gifhorn forderten von den Beschäftigten im Klinikum und in den Einrichtungen der Altenpflege das Äußerste. Die hohe Zahl der Corona-Patienten und der infizierten Heimbewohner belasteten das Personal immens. Immer mehr der Alten- und Krankenpflegekräfte würden selbst infiziert. „Das ist nicht nur eine extreme körperliche Herausforderung für unsere Kolleginnen und Kollegen, das geht auch psychisch inzwischen an die Substanz. Zu der Verantwortung für Patienten und Pflegebedürftige kommt die enorme Belastung und die Angst um die eigene Gesundheit“, berichtet Gewerkschaftssekretär Marcel Richter. Umso mehr ärgert sich ver.di und ärgerten sich viele Kolleginnen und Kolleginnen über die Ankündigung des Landkreises, mit einer „Taskforce“ und „gemeinsam mit der Polizei“ verstärkt Kontrollen in Alten- und Pflegeheimen durchzuführen.

Marcel Richter: „Mit dieser denkbarst unsensiblen Ansage wird der Eindruck erweckt, in den Heimen gebe es grobes rechtswidriges Fehlverhalten, das für die Corona-Infektionen verantwortlich zu machen ist.“ Ein schlimmeres Signal könne man an die Beschäftigten kaum senden. ver.di-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller fordert Landrat Ebel auf, diese Ankündigung zurückzuziehen und Polizeikontrollen in Pflegeeinrichtungen zu unterlassen: „Die, die tagtäglich bis zur Erschöpfung mit der Bewältigung der Pandemie und dem Schutz der Pflegebedürftigen zu schaffen haben, brauchen jetzt Ermutigung und Unterstützung. Sie brauchen Tests und Impfangebote und vor allem mehr Personal.“ Was ihrer Arbeit nicht helfe, seien Verdächtigungen und Polizeikontrollen.

"Vermeidbare Nachlässigkeiten einzelner Mitarbeiter"


Bereits am Freitag hatte Landrat Ebel in einer Pressemitteilung erklärt, dass man aus den Erkenntnissen des Gesundheitsamtes wisse, dass sowohl durch vermeidbare Nachlässigkeiten einzelner Mitarbeiter als auch durch Besucher, die sich nicht an die gebotenen Regeln gehalten haben, das Coronavirus in die Einrichtungen getragen worden sei. Der Landkreis Gifhorn habe aus diesem Grund sogar während der Feiertage Kontrollbesuche in den Alten- und Pflegeheimen durchgeführt und die Hygienemaßnahmen kontrolliert. Seitens der Kreisverwaltung würden hierbei auch etwaige Verstöße gegen die geltenden Beschränkungen unmittelbar und konsequent geahndet. Dies könne von Ordnungswidrigkeiten bis hin zu Strafanzeigen reichen.


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