Krise in Altenpflege und Katastrophenschutz - Dem DRK fehlen 156.000 Euro

Der dreimonatige Stillstand durch die Corona-Pandemie habe die Lage beim DRK-Kreisverband Goslar zusätzlich verschärft. Auf Staatshilfen brauche man nicht zu hoffen - auch aus der Finanzierung des Katastrophenschutzes hätten sich Bund und Land größtenteils zurückgezogen.

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Die Kreisversammlung des DRK Goslar im Lindenhof am 6. Oktober.
Die Kreisversammlung des DRK Goslar im Lindenhof am 6. Oktober. | Foto: DRK Goslar

Goslar. Bereits am 6. Oktober fand die Kreisversammlung des DRK-Ortsverbandes unter Einhaltung der Abstands- und Hygienregeln im Lindenhof in Goslar statt. Wie aus einer Pressemitteilung des DRK-Kreisverbands Goslar hervorgeht, hat sich die Bilanz des Kreisverbandes im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert, dennoch verzeichne man noch immer ein Minus von ganzen 165.000 Euro. regionalHeute.de hat nachgefragt, ob und wie sich diese prekäre Lage auf die Arbeit des Roten Kreuzes auswirkt.


Probst berichtet, dass sich die Gesamtsituation gegenüber dem Vorjahr zwar verbessert habe, der Kreisverband aber mit einem Minus von 156.000 Euro noch nicht am Ziel sei – auch wenn die vom Vorstand eingeleiteten Maßnahmen eine Ergebnisverbesserung von 250.000 Euro erreichten und die vorhandenen Rücklagen für eine ausgeglichene Bilanz sorgten. Probst bedauert die Tatsache, dass die Kreisversammlung im "kleinen Kreis" stattfinden musste: "Weil die Berichte und die Würdigung der geleisteten ehrenamtlichen Arbeit dadurch in der Öffentlichkeit ausgefallen ist". Besucher waren bei der Versammlung nicht gestattet, da insgesamt nur 65 Plätze zur Verfügung standen.

Fördermitglieder können helfen


Eine Ursache der schlechten finanziellen Situation sei der stetige Rückgang der Mitgliederzahlen. Es fehle laut Probst an "persönlichem Engagement" in den Bereitschaften. "Das würde schon Entlastung für die sinkenden Mitgliederzahlen bedeuten, denn die Generation zwischen 16 und 49 hat leider viele andere Interessen bedingt auch durch die vielen Freizeitangebote, und das ist ein „Baustein“ des Ganzen", berichtet der Vorstandsvorsitzende und weist auf die Wichtigkeit von Fördermitgliedschaften hin, um die ehrenamtliche Arbeit der Rotkreuzler unterstützen.

Fehlende Kräfte in der Altenpflege


Schwieriger und nicht durch Fördermitgliedschaften oder ehrenamtlich engagierte zu beheben seien die Probleme im Bereich der Altenpflege, dem Hauptaufgabenfeld des DRK in Goslar. Man kämpfe wie überall in der Pflege gegen den Fachkräftemangel. "Durch das fehlende Personal sinken die Erträge, aber die Fixkosten bleiben nach wie vor bestehen und müssen bezahlt werden und das erklärt, zusammen mit den anderen Fakten, unsere Lage", so Probst. Da diese „Stellschrauben“ für mögliche Veränderungen jedoch nicht im Unternehmen lägen, sei die Situation sehr komplex.

Fehlende Refinanzierung für den Katastrophenschutz


Der Vorstandsvorsitzende erklärt außerdem: "Wir halten Kräfte und Geräte (Fahrzeuge, Zelte, medizinisches Material zur Versorgung vieler Verletzter) im Katastrophenschutz vor, aus dem sich der Bund fast ganz und das Land in Teilen zurückgezogen hat und dafür keine ausreichende Refinanzierung besteht. Bei der Altenpflege hatte beispielsweise die Diakonie sogar damit gedroht, aus der Altenpflege auszusteigen, weil die Refinanzierung die Kosten genau nicht deckt. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz, Rot-Kreuz-Arbeit ist sehr breit gefächert und kann und wird natürlich weiterhin geleistet, denn wir konnten das Defizit in 2019 - wie berichtet - aus den Rücklagen decken."

Keine Corona-Hilfen fürs Ehrenamt


Trotz der Ergebnisverbesserung, die auch mithilfe der Rücklagen erzielt werden konnte, sieht das Jahr 2020 für die Rotkreuzler aus Goslar wieder düster aus. Schuld daran sei die Corona-Pandemie, die in vielen Bereichen zu einem dreimonatigen "Totalausfall" geführt habe. Auf Hilfe vom Staat könne das DRK hingegen nicht hoffen, wie Probst erklärt: "Die Finanzierungshilfen von Bund und Land für Corona erhalten wir nicht, da wir im letzten Jahr eben kein positives Jahresergebnis hatten – das fällt leider vielen anderen Unternehmen auch „auf die Füße“ und darüber hinaus ist es für einen gemeinnützigen Verein weitaus schwieriger diese Hilfen überhaupt zu bekommen." So bleibe nichts anderes übrig, als weiterhin wirtschaftlich zu arbeiten und um Fachkräfte für den Altenpflegebereich zu werben.

Doch neben dem finanziellen gab es auch aus dem Alltag der DRK-Kräfte zu berichten. Der Stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter Wolfgang Hohmann hob in seinem Bericht die wesentlichen Einsätze der Bereitschaften hervor. Insbesondere der Fachdienst der Bergwacht sei zur Unterstützung des Rettungsdienstes nun auch in den Sommermonaten sehr häufig zu Mountain-Bike-Unfällen im Gelände gerufen worden, so der Zugführer des Bergrettungszuges, Sascha Sommer. DRK-Vizepräsidentin Heidegret Schipplick berichtet darüber, dass das
Rote Kreuz im Landkreis Goslar in vielen Bereichen Verantwortung für die Gesellschaft übernehme. Im Mittelpunkt der Arbeit des Roten Kreuzes stehe immer der Mensch – ob im Katastrophenschutz oder bei Großschadenslagen - wie in den vergangenen Jahren häufiger eingetreten - aber auch bei den vielen Sanitätsdiensten, Wintersportereignissen, Kletter- und Mountainbike-Unfällen, Personensuchen und weiteren Ereignissen. Dabei unterstützen und arbeiten wir mit dem Landkreis, den Feuerwehren und der Polizei eng zusammen. Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten werden durch die hauptamtlichen Bereiche der Altenpflege, Hausnotruf und der Kinderbetreuung ergänzt.


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