Kritik an frauenOrte-Ausstellung: Warum wird Herta Pape verschwiegen?

Jürgen Kumlehn versteht nicht, warum Herta Pape nicht in der Ausstellung "frauenOrte" zu finden ist. Dabei hätte sie eine Erwähnung durchaus verdient, sagt er.

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Bis morgen läuft die Ausstellung frauenOrte noch im Museum im Schloss.
Bis morgen läuft die Ausstellung frauenOrte noch im Museum im Schloss. | Foto: Axel Otto

Wolfenbüttel. Der Wolfenbütteler Erinnerer Jürgen Kumlehn übt Kritik an der Auswahl der dargestellten Persönlichkeiten in den Ausstellungen "frauenOrte", die bis morgen 35 historische Frauenpersönlichkeiten vorstellen. Doch eine Frau fehlt, sagt Kumlehn und wundert sich, dass Herta Pape keinen Platz in der Ausstellung findet. Und auch sonst werde Pape in Berichten nicht erwähnt. Dabei habe sie das durchaus verdient, sagt er.


"Frauenorte in Wolfenbüttel, eine interessante Ausstellung mit einem Defizit. Die Bitte, auch die Wolfenbüttelerin Herta Pape (1914 bis 2007) mit aufzunehmen, wurde von der „Arbeitsgruppe „frauenORTE“ für nicht gut befunden. Warum hätte Frau Pape in diese Ausstellung mit aufgenommen werden sollen", fragt Kumlehn und liefert die Antwort selbst. Sagt, Herta Pape und ihr damaliger Chef Ernst Koch können wegen einer mutigen Tat in Wolfenbüttel zwischen Februar 1945 und dem Tag der Befreiung am 10. April als „Gerechte unter den Völkern“ bezeichnet werden.

Eine mutige Lebensretterin


Kumlehn berichtet darüber, was Herta Pape zu einer besonderen Persönlichkeit macht. Sie und Ernst Koch haben der noch letzten in Wolfenbüttel wohnenden Jüdin Elli Bücher, durch Verstecken in einem fensterlosen Raum des damaligen Kunsthauses Koch in der Langen Herzog Straße, wahrscheinlich das Leben gerettet. "Die lebensrettende Hilfe von Frau Pape und Herrn Koch sind in Wolfenbütteler Publikationen schon lange bekannt. Erstmalig berichtete die Historikerin Christina Wötzel in dem 5. Band der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Wolfenbüttel“ 1995 darüber", sagt Kumlehn. Weiter hätte im Jahr 2000 eine Schülerin des Schlossgymnasiums in ihrer Facharbeit zum „Nicht organisierten Widerstand am Beispiel Werner Schraders und Herta Papes in Wolfenbüttel“ ein mit Frau Pape geführtes Interview veröffentlicht. Gabriele Drewes erinnerte 2009 in ihrem Buch „Adlige und bürgerliche Frauen in Wolfenbüttel“ an Herta Pape. Und auch Jürgen Kumlehn berichtet über Herta Pape. "In meinem Buch „Jüdische Familien in Wolfenbüttel“ (BS, 2009) habe ich ausführlicher die gemeinsame Rettungsaktion von Elli Büchers Mann Otto Bücher, Herta Pape und Ernst Koch veröffentlicht.

Wird Herta Pape bewusst verschwiegen?


Kumlehn zählt weiter auf, wie man Herta Pape in den vergangenen Jahren gewürdigt hat. Am „Weltfrauentag“ 2018 erinnerten Wolfenbütteler Bürger an einer Grabstelle für anonym bestattete Verstorbene auf dem Friedhof Lindener Straße an Frau Pape. Wolfenbüttels damaliger Bürgermeister Axel Gummert hatte am 27. Januar 1997 Herta Pape vor zahlreich erschienenen Ehrengästen für ihr mutiges Eintreten während der nationalsozialistischen Herrschaft geehrt. Gummert erklärte damals, dass Herta Pape und Ernst Koch Elli Bücher vor dem sicheren Tod bewahrt hätten. Ernst Koch konnte diese Ehrung nicht mehr miterleben, er starb 1985.

"Jeder Ort und jede Stadt wären stolz darauf, in ihren Mauern Widerständler wie die drei oben erwähnten zu haben. In Wolfenbüttel ist das jedoch ganz anders. Seit Jahren verschweigen die für städtische Geschichtsdokumentation zuständigen Wolfenbütteler Historiker bewusst den Namen von Herta Pape in Ausstellungen, Publikationen und im Bürger Museum. Warum?", fragt er.


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