Lebensgefahr durch Ablenkung im Straßenverkehr - Aktion "Tippen tötet" wird ausgeweitet

Nicht nur Auto- und LKW-Fahrer riskieren ihre Gesundheit und die anderer, sondern auch Fußgänger und Radfahrer, die nur auf ihr Smartphone starren.

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Von links: Martin Opiela, Verkehrsbeauftragter der Polizeidirektion Braunschweig, Cattrina Baumgarte von der Verkehrswacht Braunschweig und Ratsherr Reinhard Manlik als Vertreter der lokalen Politik machten auf die Aktion "Tippen tötet" aufmerksam.
Von links: Martin Opiela, Verkehrsbeauftragter der Polizeidirektion Braunschweig, Cattrina Baumgarte von der Verkehrswacht Braunschweig und Ratsherr Reinhard Manlik als Vertreter der lokalen Politik machten auf die Aktion "Tippen tötet" aufmerksam. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Bereits seit 2014 gibt es die Aufklärungskampagne "Tippen tötet" der Landesverkehrswacht Niedersachsen, die vor der Benutzung des Handys am Steuer warnt. Konzentrierte sich diese bislang auf Autofahrer auf der Autobahn, wird sie nun ausgeweitet. Neben weiteren Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern und Fußgängern liegt ein weitere Fokus auf LKW-Fahrern. Am heutigen Freitag machte die „Sieben-Städte-Tour“ zur Bewerbung des Relaunches der Kampagne in Braunschweig Station.


Man habe festgestellt, dass das Problem der Ablenkung durch Handynutzung nicht nur auf der Autobahn stattfinde, berichtete Roman Mölling, Pressesprecher der Landesverkehrswacht, im Rahmen eines Pressegespräches am Kreuzungsbereich Hans-Sommer-Straße/Hagenring/Rebenring/Brucknerstraße. Zum Beispiel gebe es Fußgänger, die so in ihr Smartphone vertieft seien, dass sie beim Gehen blind ihrem Herdentrieb folgten und nicht mehr nach rechts oder links schauten. In einigen Ländern gebe es daher schon Ampelvorrichtungen im Fußboden. So etwas wolle man in Deutschland eigentlich vermeiden, so Mölling.

Jeder sechste Autofahrer versendet Textnachrichten am Steuer


Die größere Gefahr für sich und andere gehe aber weiterhin von Autofahrern aus. Eine aktuelle, bundesweite Umfrage zeige, dass etwa die Hälfte der Autofahrer zugebe, das Handy während der Fahrt auch ohne Freisprechanlage zu nutzen, berichtet Mölling. Jeder Sechste gebe zu, auch Textnachrichten zu versenden, bei den jungen Autofahrern sogar jeder Vierte. Auf der anderen Seite habe es im vergangenen Jahr in Niedersachsen 120 tödliche Unfälle gegeben, bei denen Verkehrsteilnehmer alleinbeteiligt gegen einen Baum gefahren sind. Davon waren 43 Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Wie Martin Opiela von der Polizeidirektion Braunschweig, die die Aktion in enger Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht begleitet, berichtet, ist es schwer, eine Ablenkung durch das Smartphone als Unfallursache nachzuweisen. Man könne zwar das Handy nach einem Unfall einziehen, auswerten dürfe man es aber nur nach gerichtlicher Anordnung. Dies geschehe in den seltensten Fällen. Hier sei aber eine Gesetzesänderung in Planung.
Heidrun Möbius von der Verkehrswacht Braunschweig zur Aktion:


Heidrun Möbius, Vorsitzende der Verkehrswacht Braunschweig
Heidrun Möbius, Vorsitzende der Verkehrswacht Braunschweig Foto: Alexander Dontscheff


Ein weiteres Problem seien Berufskraftfahrer, die das Handy oft aus Langeweile nutzten. Hier habe das Land gerade die Anschaffung zweier neuer Zivilfahrzeuge beschlossen, die im Vorbeifahren den Fahrer überführen können. Gerade durch LKW, die mehrere hundert Meter im Blindflug über die Autobahn fahren, gehe ein großes Risiko aus. Innerorts seien auch Paketdienste ein Thema, wenn während der Fahrt mit dem Eingabegerät hantiert werde.

Hier hängt das Spannband nur provisorisch. Insgesamt sollen 15 davon an größeren Straßen angebracht werden.
Hier hängt das Spannband nur provisorisch. Insgesamt sollen 15 davon an größeren Straßen angebracht werden. Foto: Alexander Dontscheff


In den kommenden Tagen werden in Braunschweig etwa 15 Spannbänder zur Kampagne an prägnanten Ausfallstraßen angebracht. Am heutigen Freitag ist ein Team der Landesverkehrswacht noch in Braunschweig unterwegs um als "lebende Litfaßsäulen" auf diversen Kreuzungen auf die Aktion aufmerksam zu machen. Die Braunschweiger Verkehrswacht plant zudem eine Aktion im Rahmen des trendsporterlebnisses.


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