Sieben Schüsse auf Afroamerikaner in Wolfenbüttels Partnerstadt - Notstand ausgerufen

In Wolfenbüttels Partnerstadt Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin sind gewaltsame Proteste ausgebrochen.

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Eine Black Lives Matter-Demonstration. (Symbolbild)
Eine Black Lives Matter-Demonstration. (Symbolbild) | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel / Kenosha. Am gestrigen Sonntag wurde der mutmaßlich unbewaffnete Afroamerikaner Jacob Blake durch US-Polizisten in Wolfenbüttels Partnerstadt Kenosha durch sieben Schüsse in den Rücken lebensgefährlich verletzt. Die lokalen Behörden erklärten in der Stadt in der Nacht zum heutigen Montag den Notstand, nachdem infolge des Vorfalls gewaltsame Proteste ausgebrochen waren. Dies geht aus Pressemitteilungen der lokalen Behörden und übereinstimmenden Medienberichten hervor.


Die BBC berichtet unter Berufung auf die Familie des Opfers, dass Blake sich nach einer Notoperation auf der Intensivstation befinde, aber in stabilem Zustand sei. Nach Angaben des Kenosha Police Department seien die Einsatzkräfte zu einem Streit gerufen worden. Blake, der Zeugenberichten zufolge den Streit zu schlichten versucht habe, entfernte sich vom Ort des Geschehens, um zur Fahrertür seines Autos zu gehen. Als er sich in das Fahrzeug lehnte, schoss ihm einer oder mehrere der beteiligten Polizisten siebenmal in den Rücken.

Laut einer Pressemitteilung des Justizministeriums im Staat Wisconsin, das die Ermittlungen in diesem Fall übernommen hat, seien die beteiligten Polizisten für die Dauer der Ermittlungen zwangsbeurlaubt worden. Die Hintergründe des Vorfalls seien Gegenstand der Ermittlungen.

Gewaltsame Proteste ausgebrochen


Wie die BBC berichtet, seien aufgrund der Schüsse auf Jacob Blake über Nacht gewaltsame Proteste in der Stadt ausgebrochen. Die lokalen Behörden haben angesichts vielfacher Brandstiftungen und Plünderungen den Notstand ausgerufen. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Protestierenden auseinanderzutreiben.

Bürgermeister Thomas Pink verurteilt Gewalt


Eine Einschätzung der angespannten Lage in Kenosha wolle die Stadt nicht abgeben. "Das wäre reine Spekulation und aus Sicht der Stadt nicht seriös" meint Stadtpressesprecher Thorsten Raedlein.

Bürgermeister Thomas Pink.
Bürgermeister Thomas Pink. Foto: Marvin König



"Unabhängig vom Ergebnis der derzeit noch laufenden Ermittlungen verurteile ich jegliche Gewalt und Angriffe auf Menschen aus ethnischen Gründen gleich welcher Herkunft, Hautfarbe und Nationalität!"

- Bürgermeister Thomas Pink



Ganz grundsätzlich äußerte sich Bürgermeister Pink am Abend dennoch zur noch immer undurchsichtigen Situation in der 100.000 Einwohner Stadt nahe der Metropole Chicago: "Unabhängig vom Ergebnis der derzeit noch laufenden Ermittlungen verurteile ich jegliche Gewalt und Angriffe auf Menschen aus ethnischen Gründen gleich welcher Herkunft, Hautfarbe und Nationalität! Dies hat auch der Rat mehrfach mit mehreren Resolutionen, letztmalig in der Sitzung am 24. Juni 2020, beschlossen."

Kontakt besteht auch in der Corona-Pandemie


Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin ist seit 1969 Partnerstadt der Stadt Wolfenbüttel. Die Partnerschaft entstand im Rahmen des von Präsident Dwight D. Eisenhower ins Leben gerufenen Begegnungsprogrammes "People to People". Mindestens alle vier Jahre finden Schüleraustausche, Besuche und Gegenbesuche zwischen Wolfenbüttel und Kenosha statt. Zum letzten Mal gab es einen solchen Austausch im Jahr 2018.

Wie die Stadt Wolfenbüttel auf Anfrage berichtet, stehe man mit seiner Partnerstadt in Kontakt: "Wir stehen auch trotz der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Absage des diesjährigen Austausches regelmäßig im Kontakt mit den dortigen Partnerschaftsbetrauten. Dies allerdings nicht tagesaktuell. Die Black-Lives-Matter-Bewegung war seit ihrer Gründung 2013 noch kein Thema beim Austausch."


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