Straßenmusiker beklaut: "Es ist eine Katastrophe"

Der Akkordeonspieler Andrei ist stadtbekannt in Wolfenbüttel. Mit seiner Musik unterhält er die Menschen in der Fußgängerzone. Doch nun wurde ihm sein wichtigstes Arbeitswerkzeug gestohlen. Für den 39-Jährigen eine Katastrophe.

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Der Straßenmusiker Andrei musiziert mit seinem Akkorden in der Wolfenbütteler Fußgängerzone. Doch nun wurde ihm sein Instrument geklaut.
Der Straßenmusiker Andrei musiziert mit seinem Akkorden in der Wolfenbütteler Fußgängerzone. Doch nun wurde ihm sein Instrument geklaut. | Foto: Rudolf Karliczek

Wolfenbüttel. Straßenmusiker Andrei gehört schon seit einigen Jahren zum Wolfenbütteler Stadtbild. Mit seiner Akkordeonmusik unterhält er die Menschen in der Fußgängerzone und verdient damit seinen Lebensunterhalt. Doch nun ist der 39-Jährige bestohlen worden. Sein Arbeitswerkzeug samt Verstärker wurde ihm geklaut.



Für Andrei ist es eine Katastrophe und für die Menschen, die ihn kennen- und lieben gelernt haben, eine unfassbar traurige und grausame Tat. Entsprechend groß war die Anteilnahme in den sozialen Netzwerken. Alle wollten Andrei helfen, damit er bald wieder in den Straßen der Lessingstadt musizieren kann.

RegionalHeute.de hat den gebürtigen Belarussen getroffen und mit ihm über seinen Verlust gesprochen. Meist sitzt Andrei mit seinem Akkordeon am Café Klatsch in der Fußgängerzone. Dort treffen wir den 39-Jährigen. Dort erzählt er seine Geschichte und von dem Tag, als man ihm sein wichtigstes Arbeitsutensil gestohlen hat.

Vom Bauingenieur zum Straßenmusiker


Seit 1998 ist Andrei in Deutschland, seit ungefähr fünf Jahren in Wolfenbüttel. Er sei schon in vielen Städten gewesen, doch in Wolfenbüttel fühle er sich besonders wohl. Die Menschen und auch die Händler in der Innenstadt seien freundlich zu ihm und unterstützen ihn sehr. Von ihnen bekommt er Kleidung und andere Spenden. So wie die Winterjacke und die Mütze, die er trägt, erzählt er dankbar.

Mit dem Akkorden verdient er seinen Lebensunterhalt, schickt Geld zu seiner Familie nach Belarus. Seine Frau und seine zwei Kinder sind ihm nicht nach Deutschland gefolgt. Manchmal besucht er seine Familie, zuletzt habe er sie an Silvester gesehen, erzählt er und der Gedanke an seine Familie im Fernen Kalinkawitschy treibt ihm die Tränen in die Augen. Doch für ihn gab es in seiner Heimat keine berufliche Zukunft. Er sei Bauingenieur, aber in Belarus werde dieser Beruf nicht gut bezahlt, man findet schwer eine Anstellung. Die Hoffnung, in Deutschland als Ingenieur arbeiten zu können, zerschlug sich bald. Seine Deutschkenntnisse sind zu schlecht. Den benötigten Deutschkurs könne er sich aber nicht leisten. Also machte er sein Hobby zum Beruf.

Instrument aus dem Auto geklaut


Doch Diebe brachen vor wenigen Tage sein Auto auf, in dem er auf einem Parkplatz in der Nähe des Stadtbads lebt. Sonntags sei er zu seinem Auto gekommen und musste feststellen, dass sein Akkordeon samt Lautsprecher weg war. „Ich habe gar nicht gewusst, was passiert war“, versucht Andrei die Situation zu beschreiben. Gemeinsam mit einem Freund habe er noch die Umgebung abgesucht. Aber sein Musikinstrument blieb verschwunden. Ebenso der Lautsprecher. Für den Musiker eine Katastrophe. Er kann nicht begreifen, warum Menschen das tun, erzählt er traurig. Angezeigt hat der den Diebstahl nicht. Er glaubt, dass das ohnehin keinen Erfolg hätte. Ein neues Akkordeon kann er sich nicht leisten. In seiner Heimat würde dieses Instrumente etwa 50 Euro kosten, hier in Deutschland das Zehnfache, sagt er. Doch Andrei erhielt Hilfe aus allen Ecken der Stadt und darüber hinaus. Auch ein Ersatz-Akkordeon hat er inzwischen, das er benutzen kann, bis er ein eigenes hat. Der Besitzer des Café Klatsch hat ihm eine Lautsprecherbox geschenkt. Nun kann Andrei in der Innenstadt wieder für die vertrauten Klänge sorgen und seinen Lebensunterhalt sichern.


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