Telenotfallmedizin: Landkreise Goslar und Northeim wollen Deutschlands größtes Projekt starten

Landkreise Goslar und Northeim arbeiten am Aufbau des größten Projektes zur Telenotfallmedizin in Deutschland Klinikum Oldenburg als Kooperationspartner gewonnen. Ein Telenotfallmediziner könne von einer Zentrale aus mit Rettungsdienstmitarbeitern am Einsatzort in Echtzeit kommunizieren, diagnostisch und therapeutisch unterstützten.

Ab dem 1. Januar 2021 wird beim Rettungsdienst im Landkreis die Telenotfallmedizin eingeführt. Der Landkreis Northeim folgt zum 1. April 2021.
Ab dem 1. Januar 2021 wird beim Rettungsdienst im Landkreis die Telenotfallmedizin eingeführt. Der Landkreis Northeim folgt zum 1. April 2021. | Foto: Landkreis Goslar

Goslar. Die niedersächsischen Landkreise Goslar und Northeim arbeiten gegenwärtig zusammen mit ihrem Kooperationspartner, dem Klinikum Oldenburg, am Aufbau des bislang größten telenotfallmedizinischen Projektes in Deutschland. In Goslar soll die Telenotfallmedizin im Rettungsdienst bereits zum 1. Januar 2021 eingeführt werden. Northeim nimmt den Betrieb zum 1. April kommenden Jahres auf. Mit dem Klinikum Oldenburg wurde jüngst eine Dienstleistungsvereinbarung geschlossen. Das Klinikum, das die Telenotfallmedizin bereits seit einigen Jahren im Bereich von Offshore-Windkraftanlagen und auf den Nordseeinseln erfolgreich praktiziert, liefert nicht nur technisches Know-How, sondern die angeschlossene Universität wird auch die wissenschaftliche Begleitung des Projektes übernehmen. Die Einführung der Telenotfallmedizin in Goslar und Northeim soll dem Land Niedersachsen als Blaupause für eine mögliche landesweite Ausweitung dienen. Aus diesem Grund haben sich die Projektpartner auch gegenüber den Kostenträgern verpflichtet, die Ergebnisse genauestens zu evaluieren und zu dokumentieren. Dies teilt der Landkreis Goslar in einer Pressemitteilung mit.


Die Einführung eines prähospitalen Telemedizinsystems sei als eine Ergänzung zur Regelversorgung zu verstehen. Das bedeute, dass weiterhin Notärzte und –ärztinnen für den Einsatz vor Ort am Patienten oder der Patientin zur Verfügung stehen. Ein Telenotfallmediziner könne von einer Zentrale aus mit Rettungsdienstmitarbeitern am Einsatzort in Echtzeit kommunizieren, diagnostisch und therapeutisch unterstützten.

Dr. Tobias Steffen, Ärztlicher Leiter des Goslarer Rettungsdienstes und treibende Kraft hinter dem Projekt, sei optimistisch, dass die Einführung der Telenotfallmedizin zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung und Steigerung der Leistungsfähigkeit im Rettungsdienst beitragen werde. „Die Topographie im Landkreis Goslar ist für unseren Rettungsdienst immer wieder eine enorme Herausforderung. Durch den Einsatz eines Telenotfallmediziners können wir im Handumdrehen einen Notarzt virtuell in den Einsatz schicken. Das stellt nicht nur eine Unterstützung für unsere ausgebildeten Notfallsanitäter und –sanitäterinnen dar, sondern es wird auch dazu beitragen, dass Einsätze schneller und ausgesprochen effektiv erledigt werden können“, sagt Dr. Steffen.

Der nächste logische Schritt



Goslars Landrat Thomas Brych bezeichne das Pilotprojekt als logischen Schritt in der Entwicklung des Rettungsdienstes: „In den zurückliegenden Jahren hat der Landkreis im Zusammenspiel mit den Kreiswirtschaftsbetrieben (KWB) als Eigenbetrieb meiner Verwaltung den Rettungsdienst kontinuierlich gestärkt und ausgebaut. Neben der Aufstockung des Personals, haben wir umfassend in die Leistungsfähigkeit unserer Einsatzleitstelle investiert und nicht zuletzt mit der Gründung eines eigenen Notfallmedizinischen Ausbildungszentrums wichtige Weichen gestellt. Die Einführung der innovativen Telenotfallmedizin ist daher der nächste logische Schritt. Wir sind zukunftsfähig und werden das auch bleiben. Der Landkreis Northeim und das Klinikum Oldenburg sind für den weiteren Weg die richtigen Partner.“

Dr. Daniel Overheu, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Telemedizin am Klinikum Oldenburg AöR, blicke ebenfalls durchweg positiv auf die Zusammenarbeit: „Wir freuen uns sehr mit dem innovativen Zusammenschluss der Landkreise Goslar und Northeim und dem Klinikum Oldenburg AöR einen Sprung nach vorne in der Notfallversorgung von Patienten zu machen. Telemediziner vor Ort und klinische Experten aus der Universitätsklinik in Oldenburg bilden ein exzellentes Team, um mit digitaler Technik die Versorgung der Patienten vor Ort zu optimieren. Spezielles Notfall-Know-How werde in den ländlichen Gegenden der beiden Landkreise verfügbar und ärztliche Entscheidungen werden mittels digitaler Technik signifikant schneller zu erreichen sein. Dass wir dazu auch noch Deutschlands größtes telenotfallmedizinisches Projekt etablieren freut uns natürlich zusätzlich.“

Notfallsanitäterin und Notfallsanitäter können durch den Telenotfallmediziner virtuell in Echtzeit bei ihren Einsätzen unterstützt werden.
Notfallsanitäterin und Notfallsanitäter können durch den Telenotfallmediziner virtuell in Echtzeit bei ihren Einsätzen unterstützt werden. Foto: KWB Goslar



Am telenotfallmedizinischen Standort Goslar seien nach Zuschaltung des Landkreis Northeim insgesamt über 30 Rettungsmittel angebunden, die von 21 Telenotfallmedizinern unterstützt werden würden. In Northeim würden die Verantwortlichen der Einführung der Telenotfallmedizin gespannt entgegen, dazu Landrätin Astrid Klinkert-Kittel: „Ich bin froh, dass wir gemeinsam neue Wege gehen und die vorhandenen Kompetenzen bündeln können. Die Patientinnen und Patienten sowohl im Landkreis Northeim als auch im Landkreis Goslar werden davon nachhaltig profitieren.“ Im November wollen die Landkreise zusammen mit Vertretern aus Oldenburg und des Landes Niedersachsen in einer Pressekonferenz das Projekt detailliert vorstellen. Darüber hinaus sei geplant, die Öffentlichkeit umfassend über die Funktionsweise und Vorteile der Telenotfallmedizin zu informieren.


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