Themenwoche: Mobbing verletzt Körper und Seele

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Mobbingopfer leiden seelisch und körperlich. Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes
Mobbingopfer leiden seelisch und körperlich. Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes | Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Braunschweig. Opfer von Mobbing-Attacken werden teilweise so lange gequält, bis sie krank werden und nicht mehr arbeitsfähig sind. Die Experten des Weißen Rings gehen sogar von einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe aus.


Zu den gravierenden Folgen, unter denen Mobbing-Opfer leiden, können körperliche Symptome wie Kopf- oder Bauchschmerzen, Müdigkeit und Schlaflosigkeit, aber auch Verhaltensänderungen, plötzlicher Leistungsabfall und Depressionen gehören. "Im Extremfall kann es auch zu konkreten Suizidgedanken kommen", so Bianca Biwer, Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings. Auch Gewalt gegen andere (etwa die Mobbing-Verursacher) oder eine dauerhafte Veränderung der Persönlichkeitsstruktur können in seltenen Fällen auftreten.

Das Mobbing-Syndrom


Laut dem bayerischen Mobbing-Experten Dr. Argeo Bämayr muss man von einem regelrechten Mobbing-Syndrom ausgehen: "Mobbing ist Psychoterror und somit eine Abfolge von psychischen Traumen, worauf jeder Mensch eine psychische Reaktion zeigt, welche als Reaktion auf eine schwere Belastung zu einer gesundheitlichen Schädigung führt. Die gesundheitlichen Folgen von Mobbing werden im Lehrbuch der Psychotraumatologie als "kumulative traumatische Belastungsstörung" beschrieben", so der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Die Erkrankung eines Mobbing-Opfers ist somit kein statischer, sondern ein dynamischer Prozess. Die Dynamik des Mobbing und die Dynamik der hieraus resultierenden Gesundheitsstörung ist die Ursache dafür, dass das Mobbing-Opfer erst dann ein relativ einheitliches Krankheitsbild aufweist, wenn die Erkrankung nicht im Querschnitt, sondern im Längsschnitt betrachtet wird.

Warum wird man zum Mobbing-Opfer?


Doch warum werden bestimmte Menschen zum Mobbing-Opfer und was geht in den Tätern vor? Nach den Erfahrungen von Matthias Jago, dem Leiter der Außenstelle des Weißen Rings Braunschweig, gibt es bestimmte Typen von Menschen, die besonders anfällig sind. "Diese neigen dazu, es als schicksalsgegeben hinzunehmen und haben nicht gelernt, sich zu wehren", so Jago im Gespräch mit regionalHeute.de. Doch dass Mobbing-Opfer im Durchschnitt ängstlicher, unterwürfiger und konfliktscheuer sind, ist nur ein theoretischer Ansatz, zumal man hier auch überprüfen sollte, ob diese Verhaltensweise Ursache oder Wirkung von Mobbing sind. Vielmehr sind es nach Ansicht der meisten Forschersituationsbedingte Auslöser und gruppendynamische Prozesse, die Mobbing fördern.Der in Wolfenbüttel geborene Pionier der Mobbing-Forschung Heinz Leymann ging davon aus, dassgrundsätzlich jede Person Täter werden kann, wenn die situationsbezogenen Voraussetzungen passen.

Was motiviert die Täter?


Denn auch bei der Analyse der Motivation der Täter gibt es verschiedene Theorien. Der Ansatz, dass Mobber versuchen, ihr eigenes mangelndes Selbstbewusstsein zu kompensieren, greift wahrscheinlich zu kurz. Obwohl es vermutlich vor allem bei den "Mitläufern" viele "schwache" Persönlichkeiten geben dürfte, die froh sind, dass ein anderer der "Prügelknabe" ist. Doch Mobbing wird auch von Menschen mit extrem ausgeprägtem Selbstbewusstsein als Werkzeug benutzt, wie der schwedisch-norwegische Psychologe Dan Åke Olweus nachwies. Sei es, eine sadistische Neigung auszuleben, sei es, rücksichtslos das Ziel zu verfolgen, eine Person fertig zu machen oder dazu zu bringen zu verschwinden.

Und morgen lesen Sie, welche Möglichkeiten Mobbing-Opfer haben, um sich helfen zu lassen, und was man tun kann, dass es gar nicht erst zum Mobbing kommt.

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