Ukraine-Hilfe: Kreisverwaltung bereitet sich auf Aufnahme von Geflüchteten vor

Aktuell bieten die kreiseigenen Gemeinschaftsunterkünfte noch Platz.

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Symbolfoto | Foto: Julia Fricke

Gifhorn. Mitten in Europa – nur zwei Flugstunden von Berlin entfernt – herrscht Krieg. Was Europa derzeit erlebt, ist ein skrupelloser, brutaler Angriffskrieg Putins auf die Ukraine, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Viele Menschen fliehen derzeit vor diesen schrecklichen Ereignissen in der Ukraine. Der Landkreis Gifhorn bereitet sich derweil auf die Aufnahme und Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen vor, wie dieser in einer Mitteilung am Mittwoch berichtet.


„Die Welle der Unterstützung und Solidarität im Landkreis Gifhorn ist riesig – das erfüllt mich mit Stolz. Es ist natürlich selbstverständlich, dass wir schutzsuchende Menschen bei uns aufnehmen“, erklärt Landrat Tobias Heilmann. „Wir haben uns heute mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Städte und Samtgemeinden verständigt. In Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine ziehen wir an einem Strang.“

Arbeitsgruppe wird gebildet


Gemeinsam den fliehenden Menschen zu helfen, das war der Konsens der heutigen Videokonferenz von Landrat Tobias Heilmann mit den Hauptverwaltungsbeamten der Gebietseinheiten. Das Akquirieren von Wohnraum geschieht vor Ort, wird aber von der Kreisverwaltung gebündelt und koordiniert. Des Weiteren wird eine Arbeitsgruppe gebildet, um die Bewältigung der kommenden Aufgaben abzusprechen. Privatpersonen oder Vermieter, die Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung stellen möchten, werden gebeten, sich per E-Mail an ukrainehilfe@gifhorn.de zu wenden. Personen oder Initiativen vor Ort, die sich ehrenamtlichen engagieren und den Menschen aus der Ukraine bei alltäglichen Aufgaben helfen möchten (z. B. Dolmetschen, Behördengänge), wenden sich bitte per E-Mail an ehrenamt-ukraine@gifhorn.de. Im Bedarfsfall wird die Kreisverwaltung zu den Privatpersonen Kontakt aufnehmen.


Die Institutionen im Landkreis Gifhorn sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Alle stehen gemeinsam an der Seite der Ukrainerinnen und Ukrainer. Eines ist jedoch auch bei aller Unterstützung und Hilfsbereitschaft wichtig: versuchen Ruhe bewahren. Für die Flüchtenden ist es sehr wichtig, dass die Hilfe strukturiert ankommt, damit Hilfsgüter bedarfsgerecht verteilt werden können. Der Landkreis Gifhorn steht mit den Gebietseinheiten und Hilfsorganisationen im ständigen Austausch, um Unterstützungsleistungen und Aufnahmemöglichkeiten bestmöglich zu Koordinieren.

Unterstützung durch den Landkreis Gifhorn


Aktuell bieten die kreiseigenen Gemeinschaftsunterkünfte noch Platz. In Ehra-Lessien bestehen noch Kapazitäten für 40 Personen. Kurzfristig wurden bereits noch drei weitere Häuser mit rund 150 Plätzen hergerichtet, auch eine künftige Verpflegung wurde sichergestellt. In der Unterkunft Brome stehen noch zehn Plätze, im Clausmoorhof noch fünf Plätze zur Verfügung. Weitere dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten werden zurzeit geprüft.

Die Kreisverwaltung hat zudem für die Aufnahme von flüchtenden Ukrainerinnen und Ukrainer bereits die notwendigen Vorkehrungen für die Logistik und die Verpflegung in die Wege geleitet. Demnach stehen die Gifhorner Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und des Technischen Hilfswerkes (THW) zur Unterstützung bereit. Das DRK wird sich vorrangig um die Verpflegung der Flüchtenden kümmern und stellt zudem mindestens 100 Feldbetten bereit. Der Landkreis Gifhorn verfügt über die Kreisfeuerwehrbereitschaft selbst über 160 Feldbetten. Außerdem sind im Clausmoorhof weitere 160 Betten verfügbar sowie zusätzlich 100 Betten bestellt.

Weiterer Ablauf der Zuweisung Flüchtender


Ukrainische Staatsangehörige – die über einen biometrischen Reisepass verfügen – sind nach aktueller Rechtslage zur visafreien Einreise nach Deutschland berechtigt und befugt, sich hier für 90 Tage aufzuhalten. Dieser visafreie Aufenthalt kann für weitere 90 Tage verlängert werden. Unabhängig davon können ukrainische Staatsangehörige nach einer Einreise einen Asylantrag stellen. In diesem Fall würde durch die Landesaufnahmebehörde eine Verteilung der Flüchtlinge auf die Gemeinden erfolgen.
Nach Kenntnis der Kreisverwaltung bereitet die EU-Kommission aktuell gemeinsam mit den Innenministerien der Mitgliedsstaaten eine EU-Richtlinie vor, damit alle Staaten das gleiche, unbürokratische Aufnahmeverfahren anwenden können. Damit müssten Flüchtlinge aus der Ukraine kein Asylverfahren anstoßen, um in der EU vorrübergehenden Schutz für bis zu drei Jahre zu erhalten.

Was wird derzeit am dringendsten gebraucht?


Die Not der Menschen und damit ihr Bedarf an Unterstützung ist groß. Damit Hilfe tatsächlich ankommt, bittet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam mit den Schwestergesellschaften aus Polen und der Ukraine darum, die stark beanspruchten Logistik- und Hilfeleistungs-Strukturen nicht zu blockieren. Gut gemeinte, aber nicht abgestimmte Lieferungen füllen Lagerhäuser, binden Transport- und Sortierkapazitäten. Sie helfen leider nicht, sie behindern die humanitäre Arbeit vor Ort. Zuletzt haben die Zentralen des Polnischen und Ukrainischen Rotes Kreuz in einem Appell an ihre Schwestergesellschaften darauf hingewiesen, dass keinerlei Kapazitäten zur Annahme nicht abgesprochener und nicht angeforderter Hilfslieferungen und Unterstützungsangeboten bestehen.

„Wir sind fassungslos und tief betroffen, angesichts des Leids, das dieser furchtbare Angriffskrieg über die Menschen der Ukraine bringt. Wir als Kreisverband orientieren uns an der Handlungsprämise des DRK-Generalsekretär. Diese können die Lage vor Ort am besten beurteilen, welche sich als höchst komplex und sensibel gestaltet. Wir sind dankbar über die Hilfsbereitschaft der Menschen aus dem Landkreis und hoffen, zeitnah auch konkrete Unterstützung planen zu können“, so Sandro Pietrantoni (Vorstand des DRK Kreisverband Gifhorn) über die aktuelle Situation in der Ukraine.

Auch IFRK und IKRK haben kürzlich in einer Videoschalte darauf hingewiesen, dass unkoordinierte Lieferungen und Hilfe zu einem Infarkt lebenswichtiger Versorgungslinien führen. Hilfsangebote sollen daher ausschließlich über das DRK-Generalsekretariat geplant werden. Das gilt auch für Güter, die auf den Mobilisierungslisten von IFRC veröffentlicht werden.

Deutsche Kleiderstiftung


Die deutsche Kleiderstiftung verarbeitet aktuell die sehr große Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger und bringt viele tausend Pakete auf den Weg. Gleichzeitig muss die Kleiderstiftung ihre Annahme aktuell aber aufgrund der großen Menge aussetzen, da nicht alle Spenden gleichzeitig verarbeitet werden können. Die deutsche Kleiderstiftung ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Kleiderspende aufzuheben, bis die Annahme wieder möglich ist – auf dem Laufenden hält die Kleiderstiftung alle Interessierten per Newsletter. Auch eine finanzielle Spendenmöglichkeit an die Kleiderstiftung besteht.


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