"Universeller Wert für die Menschheit" - Diese Braunschweiger Orte sollen Weltkulturerbe werden

Die CDU-Ratsfraktion benennt fünf "Traditionsinseln" in Braunschweig, die der Zerstörung im zweiten Weltkrieg entgangen sind und sich um den Status des Weltkulturerbes bewerben sollen. In unserer Region haben diesen Status bislang nur Orte in Goslar inne.

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Der Löwe auf dem Burgplatz gilt als älteste Groplastik aus dem Mittelalter nördlich der Alpen. Zum Schutze des Originals steht auf dem Burgplatz eine Kopie. (Archivbild)
Der Löwe auf dem Burgplatz gilt als älteste Groplastik aus dem Mittelalter nördlich der Alpen. Zum Schutze des Originals steht auf dem Burgplatz eine Kopie. (Archivbild) | Foto: Julia Fricke

Braunschweig. Die Stadt Braunschweig soll sich aus Sicht der CDU-Ratsfraktion mit ihren fünf Traditionsinseln Aegidienviertel, Altstadtmarkt, Burgplatz, Magniviertel und Michaelisviertel für die niedersächsische Vorschlagsliste zur Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe bewerben. Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat die Stadt Braunschweig aufgefordert, mögliche Vorschläge einzureichen. Die entsprechenden Unterlagen müssten bis Ende März 2021 beim Ministerium vorliegen. „In einem ersten Schritt werden wir einen Antrag für einen Prüfauftrag an die Verwaltung stellen“, erläutert Thorsten Köster, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion in einer Pressemitteilung.


In einer ersten Diskussion im Planungs- und Umweltausschuss am Mittwoch waren der Burgplatz und die Wallanlagen erörtert worden. Aus unterschiedlichen Gründen werden diese beiden Vorschläge wie auch in der Vergangenheit schon als nicht aussichtsreich angesehen. „Wir sollten aber dennoch die Chance nutzen, für Braunschweig eine Bewerbung zu erarbeiten. Nach reiflichen Überlegungen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Traditionsinseln ein Alleinstellungsmerkmal und international zeitgeschichtliche Relevanz besitzen. Es handelt sich um eine einzigartige Verknüpfung von Erinnerungskultur und Aufbau einer modernen Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir sehen darin für Braunschweig eine Chance, Welterbe zu werden“, meint Thorsten Köster zu dem kreativen Vorschlag.

Innenstadt zu rund 90 Prozent zerstört


Während des Zweiten Weltkrieges war Braunschweig als bis dahin größte Fachwerkstadt Deutschlands schwer geschädigt worden. Die Innenstadt war zu rund 90 Prozent zerstört. Landeskonservator Kurt Seeleke entwickelte deswegen die Idee der Traditionsinseln, die von 1946 an umgesetzt wurde. Die Traditionsinseln erinnern an das mittelalterliche Braunschweig und wurden 1963 in die Denkmalpflegesatzung der Stadt aufgenommen. Seither genießen sie gesetzlichen Schutz.

Im Mittelpunkt der Traditionsinseln stehen die Michaelis-, Martini-, Aegidien- und Magnikirche sowie der Dom. Bestandteile sind aber auch weitere bedeutende Gebäude wie das Gewandhaus, das Altstadtrathaus oder das Huneborstelsche Haus und herausragende Kulturschätze wie der Löwe auf dem Burgplatz als älteste Großplastik aus dem Mittelalter nördlich der Alpen. Eines der bedeutendsten Kunstwerke des Braunschweiger Doms ist das romanische Imervard-Kreuz, das auf das Jahr 1150 geschätzt wird.

Jahrhundertealte Kulturgüter in Braunschweig


Grundsätzliche Kriterien für eine Aufnahme in das Welterbe seien neben der Authentizität (historische Echtheit) und Integrität (Unversehrtheit) vor allem ein außergewöhnlicher universeller Wert für die Menschheit. Im Bewerbungsverfahren müsse weiter nachgewiesen werden, dass der Wert eines Vorschlags sowohl national als auch international ein Alleinstellungsmerkmal besitzt.„Welterbestätte müssen nicht immer Jahrhunderte alt sein, um die Kriterien zu erfüllen. Dafür gibt es einige Beispiele. Die Traditionsinseln existieren in dieser Form zwar erst nach 1946, aber sie sind in ihrer Form echt, unversehrt und haben angesichts der vorausgegangenen schrecklichen Geschichte universellen Wert“, sagt Thorsten Köster.

Das Verfahren kann dauern


Gerade wegen der Langfristigkeit des Verfahrens sollte Braunschweig seinen Hut in den Ring werfen, lautet der Tenor in der CDU-Fraktion. Die Entscheidung, welche Projekte (maximal zwei) aus den einzelnen Bundesländern dann verbindlich mit auf die nationale Vorschlagsliste kommen, wird im Herbst 2023 fallen. Lediglich ein Vorschlag aus dieser deutschen Liste könnte dann zum Februar 2024 der UNESCO in Paris übergeben werden. Dort würde das internationale Prüf- und Auswahlverfahren folgen. Das gesamte Verfahren kann bis zu zehn Jahre dauern.

Kulturerbe in unserer Region


Das Erzbergwerk Rammelsberg und die Altstadt von Goslar sind seit 1992 Kulturerbe. Sie wurden 2010 um die Oberharzer Wasserwirtschaft erweitert. Deutschlandweit gibt es bislang nur 46 Weltkulturerbestätten. Zu den Vorteilen des Welterbe-Status gehören unter anderem finanzielle Unterstützung zum Erhalt und der Pflege der ausgezeichneten Stätten, im Kriegsfall fallen die Orte unter den Schutz der Genfer Konvention.


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