Verkehrsexperte Rössig: „Kurzstreckenticket ist in Arbeit“


Friedrich Lührs, Björn Försterling und Fritz Rössig (v.l.) diskutierten mit den Gästen über den Nahverkehr. Foto: FDP/Christina Balder
Friedrich Lührs, Björn Försterling und Fritz Rössig (v.l.) diskutierten mit den Gästen über den Nahverkehr. Foto: FDP/Christina Balder

Wolfenbüttel. Lang sind die Wege von einer Idee bis zum Ergebnis, besonders beim Verkehr. Das wurde klar beim Infoabend mit Fritz Rössig vom Regionalverband, zu dem die Kreis-FDP unter Björn Försterling eingeladen hatte. Das berichtet die FDP in einer Pressemeldung.


Rössig, beim Regionalverband Braunschweig zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), stellte am Donnerstagabend im Solferino No. 7 die Arbeit des Verbandes vor und formulierte als Ziel, man wolle den motorisierten Individualverkehr in Richtung ÖPNV umorientieren. Kurz: die Menschen in der Region sollen öfter vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen. Wie schwierig das ist, wurde in der späteren Diskussion klar.

Vor allem Bauvorhaben, die den ÖPNV attraktiver machen sollen, seien mühselig, sagte Rössig. „Es ist Wahnsinn, wie viel Zeit, Kraft und Geld in die Planungen investiert werden muss, bis etwas umgesetzt wird. Die eigentliche Bauzeit ist dann meist recht kurz.“ Da ging es um Projekte wie den Bahnhaltepunkt in Wendessen, der seit vielen Jahren angekündigt und erhofft wird, dessen Umsetzung aber immer wieder verschoben wird. Rössig zeigte sich zuversichtlich, dass 2023 als Ziel zu halten sei, deutete aber auch an, dass seitens des RGB eine schnellere Umsetzung erwünscht gewesen wäre. „Wir müssen mit der Bahn zusammen arbeiten. Das ist manchmal schwierig – es ist ein großer Konzern, die Wege sind lang.“

"Schlechte Verbindungen mit unpassender Vertaktung"


Insgesamt stellte sich die Frage, wie der ÖPNV attraktiver zu gestalten sei, wie Schüler auch im Erwachsenenalter als Kunden gehalten werden können. Kritik gab es an schlechten Verbindungen mit unpassender Vertaktung – etwa, dass man von Salzdahlum aus nicht direkt nach Braunschweig fahren könne, sondern den Umweg über Wolfenbüttel in Kauf nehmen müsse – sowie an den Ticketpreisen bei Übertritt in eine andere Zone. Deutlich wurde auch, dass Angebote wie Anrufsammel- und Anruflinientaxis kaum bekannt sind.

Es müsse sich lohnen, mit dem Bus zu fahren, war der Tenor. Wenn es günstiger sei, jemanden mit dem Porsche Cayenne zwei Kilometer zum Arzt zu fahren und danach wieder abzuholen, als mit dem Bus – über die Tarifzonengrenze für 4,20 Euro pro Strecke – zu fahren, laufe etwas falsch. Ein Kurzstreckenticket, sagte Rössig auf Nachfrage, sei allerdings in Arbeit. Er hoffe, nach Absprachen mit allen Akteuren Ende 2020 ein Konzept dazu vorlegen zu können.

Gratisticket ist eine Kostenfrage


Ein kostenfreies Ticket sei dagegen vor allem eine finanzielle Frage. Bei einem Gratisticket würden alleine im Bereich der KVG 110 Millionen Euro fehlen, die aktuell mit Tickets umgesetzt werden. Das müsse von der öffentlichen Hand, zusätzlich zu den heutigen Zuschüssen, getragen werden.

Friedrich Lührs, FDP-Vertreter im Regionalverband, bemängelte die unterschiedlichen Verhältnisse in der Region. Während hier über einen Halbstundentakt gesprochen werde, sei in anderen Gegenden noch nicht einmal an einen Stundentakt zu denken. Außerdem müsse das Planungsrecht dringend reformiert werden. „Es kann nicht sein, dass wir jahrelang planen und dann noch einmal Jahre verlieren, weil gegen alles geklagt wird. Wenn wir nur Wenn und Aber und Bedenkenträger haben, kommen wir nicht weiter.“


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