10.000 Kilometer für Studium zurückgelegt - Brasilianische Informatikstudenten an der Ostfalia


| Foto: Ado



[image=5e1764b0785549ede64cc9ad]Das Studium in Deutschland genießt weltweit einen guten Ruf. Insbesondere die Fachgebiete der Informatik sind von ausländischen Studierenden sehr gefragt. Die Brasilianer Matheus Eichelberger (22) und Charles Neu (27) legten rund 10.000 Kilometer Entfernung zurück, um an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften ein Semester zu studieren.

Jüngste Zahlen belegen, dass im Wintersemester 2010/11 an der Ostfalia 591 ausländische Studierende in den grundständigen Studiengängen eingeschrieben waren. Weitere 59 wurden von der Hochschule im Rahmen von Austauschprogrammen betreut. Auch Matheus Eichelberger und Charles Neu, beide haben deutsche Vorfahren, profitierten von einem solchen Programm. Denn seit einigen Jahren kooperiert ihre Uni, die  Universidade de Santa Cruz do Sul (UNISC), mit der Ostfalia.

Während ihres Studienaufenthaltes in Deutschland kamen die beiden Brasilianer aufgrund ihrer hervorragenden Deutschkenntnisse sehr gut zurecht. Trotzdem war vieles ungewohnt: An der UNISC beginnen die Vorlesungen erst in den frühen Abendstunden. Tagsüber wird in der Regel gearbeitet, denn die Semestergebühren betragen rund 800 Reais (R$) – umgerechnet etwa 350 Euro im Monat. Hinzu kommen die Fahrtkosten“, berichtete Charles Neu. Er lebt in Agudo (20.000 Einwohner) und fährt täglich 200 Kilometer, um von zu Hause zur Hochschule und wieder zurück zu kommen. Matheus Eichelberger lebt nur 30 Kilometer von der Uni entfernt in Venâncio Aires (60.000 Einwohner).

In Brasilien nehmen Studierende und ihre Familien für eine gute Ausbildung oftmals viel auf sich. „Nach unserem Studium in Wolfenbüttel sind wir deshalb der Meinung, dass es den Studierenden an der Ostfalia sehr gut geht. Die Studiengebühren sind im Gegensatz zu Brasilien gering, und auch sonst gibt es sehr viele Annehmlichkeiten wie zum Beispiel finanzielle Zuschüsse für Studierende oder die Möglichkeit, ein Stipendium zu erhalten. Viele wohnen in der Nähe ihrer Hochschule in einem eigenen Zimmer, haben eine kleine Wohnung und können sich sogar ein Auto leisten. Auch die Betreuung durch die Professoren und Mitarbeiter ist sehr gut“, sagt Eichelberger. Besonders interessant finden beide die von den Fakultäten angebotenen Projekte für Studierende. Hier wird fachübergreifend die erlernte Theorie in die Praxis umgesetzt wie beispielsweise vom RoboCup-Team „WF-Wolves“.

Auch Eichelberger und Neu waren Mitglieder dieser studentischen Gruppe, die sich mit dem Entwurf von Robotern, deren Programmierung (Sehen, Laufen, Aufstehen, Erkennen, Sprechen) und mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt. Das Team holte beim RoboCup 2008 den Weltmeistertitel in der Mixed Reality nach Wolfenbüttel und zählte im Juli 2011 mit seinen Humanoiden bei der Weltmeisterschaft in Istanbul zu den 16 besten Teams der Welt. Entsprechend lautete das Abschlussthema der beiden Austauschstudenten: „Bildverarbeitung für Roboter“.

Inzwischen ist das halbe Jahr für Eichelberger und Neu vorbei und die Koffer für die Rückreise gepackt. Es geht über Frankfurt und Rom zurück nach São Paulo, und mit dem PKW weiter in die jeweilige Heimatstadt. Wenige Tage später beginnt für Matheus Eichelberger wieder der Studienalltag, denn er hat noch ein Jahr zu absolvieren. Charles Neu ist mit seinem Bachelorstudium in diesem Semester fertig und denkt über ein Masterstudium nach. Was ihr Auslandstudium in Deutschland angeht, so sind sich beide einig: „Es war wundervoll. Wir haben viel gelernt und werden sicherlich oft und gerne an Deutschland zurückdenken. Die Freundlichkeit der Deutschen, ihre Zuverlässigkeit, die strukturierte Herangehensweise an schwierige Aufgaben sowie das Finden und Anwenden von Problemlösungen fasziniert uns Brasilianer. Vieles klappt einfach besser.“ Ihren betreuenden Professor aus Deutschland, Prof. Dr. Reinhardt Gerndt, werden sie in wenigen Tagen wiedersehen. Er wurde von der UNISC eingeladen, Vorträge zum Thema Robotik zu halten und der Partnerhochschule aufzuzeigen, wie man Roboter in der Forschung und Lehre einsetzen kann.

Auf dem Bild sind von links Matheus Eichelberger, Prof. Dr. Reinhardt Gerndt, Charles Neu, und zwei Humanoiden des RoboCup Teams WF-Wolves zu sehen. Foto: Ostfalia


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