Ärztebund fordert schärfere Corona-Maßnahmen

Das "Experiment Eigenverantwortung" sei gescheitert, so der Marburger Bund. Man sei noch lange nicht wieder in der Normalität angekommen.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Niedersachsen. Der Marburger Bund appelliert angesichts der stark steigenden Corona-Infektionszahlen in einer Pressemitteilung an Politik und Bevölkerung in Niedersachsen die Schutzmöglichkeiten stärker zu nutzen. Die anhaltende Belastung des Gesundheitswesens habe erhebliche Folgen für Patienten und Personal. Das Infektionsschutzgesetz müsse dringend nachgebessert werden.



„Das Experiment Eigenverantwortung ist gescheitert. Wir sind noch lange nicht in der Normalität angekommen, nach der wir uns alle sehnen und die uns durch den Wegfall der verpflichtenden Schutzmaßnahmen suggeriert wird“, mahnt Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. „Die Entwicklung des Infektionsgeschehens erinnert uns wieder einmal schmerzhaft, dass wir uns Nachlässigkeit nicht leisten können. Bitte tragen Sie eine FFP2-Maske, um sich und andere zu schützen, auch bei Großveranstaltungen! Vervollständigen Sie Ihren Impfschutz!”

"Behandlung von Tumorpatienten verschoben"


Die Ärztegewerkschaft widerspricht der Darstellung, dass es in Krankenhäusern nicht zu einer Überlastung gekommen sei. „Wenn die Behandlung von Tumorpatienten verschoben werden muss, weil das Personal bei der Behandlung von COVID-Patienten gebunden ist, ist das System überlastet!“, verdeutlicht Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachen die Auswirkungen.

"Blutige Entlassungen"


Auch aktuell müssten in Regionen Niedersachsens Patienten in weit entfernte Krankenhäuser gefahren werden, weil vor Ort keine Kapazitäten vorhanden seien. Nach Aufnahmeuntersuchungen in der Notaufnahme gebe es stellenweise über zwölf Stunden Wartezeit auf ein freies Krankenhausbett. Mit sogenannten blutigen Entlassungen nach unfertiger stationärer Behandlung würden Plätze für neue Notaufnahme-Fälle geschaffen. „Medizinisches Personal muss zum Teil mehr als drei Mal im Monat ungeplant einspringen, um die Notfallbesetzung aufrecht zu erhalten. Wir haben keine Reserven!“, betont Hans Martin Wollenberg.

Der Marburger Bund erwartet von der Politik endlich Maßnahmen, um auf die weiteren Pandemiewellen vorbereitet zu sein. „Eine Informationskampagne, die Laien verständlich macht, wie sie sich vor der Pandemie schützen müssen, ist dringend erforderlich. Niedersachsen muss zur Team-Vorsicht-Philosophie zurückkehren und auf Bundesebene Druck für dringende Nachbesserungen am Infektionsschutzgesetz“, fordert Andreas Hammerschmidt und appelliert an die Menschen in Niedersachsen: „Lassen Sie sich impfen, tragen Sie eine Maske und testen Sie sich regelmäßig! Bitte bleiben Sie gesund!“


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