Diskussion um Södeweg: Bürger zeigen sich besorgt

von Max Förster


Voll besetzter Saal im KOMM bei der Infoveranstaltung zum geplanten Baugebiet "Am Södeweg". Foto: Max Förster
Voll besetzter Saal im KOMM bei der Infoveranstaltung zum geplanten Baugebiet "Am Södeweg". Foto: Max Förster | Foto: Max Förster



Wolfenbüttel. Das KOMM in Wolfenbüttel war am heutigen Samstag bis auf den letzten Platz besetzt. Grund dafür: Zahlreiche Bürger kamen zur Informationsveranstaltung der Stadt Wolfenbüttel, um einerseits ihre Sorgen und Bedenken rund um das geplante Bauvorhaben "Am Södeweg" loszuwerden und anderseits um Antworten auf ihre offenen Fragen zu erhalten.

Seit bekannt geworden ist, dass die Stadt Wolfenbüttel plant, im Rahmen des wohnungswirtschaftlichen Großprogrammes das Baugebiet "Am Södeweg" umzusetzen, schwirren unbeantwortete Fragen in den Köpfen vieler Menschen umher. "Was passiert mit den Tieren, die auf den Feldern ihre Heimat haben?", "Müssen sich die Anlieger an den Erschließungskosten beteiligen?", "Bleiben die Kaltluftschneisen frei?" oder "Wird jetzt doch eine Umgehungsstraße errichtet?" All das sind Aspekte, die bisher noch ungeklärt waren und die betroffenen Anwohner beunruhigen. Bei einer umfänglichen Infoveranstaltung standen die Vertreter der Stadt und Fachleute aus Umwelt, Verkehr und Städtebau den Bürgern Rede und Antwort und brachten ein wenig Licht ins Dunkel.

Fragen der Bürger


Ist das Baugebiet notwendig?

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Ivica Lucanic: "Wir wollen diese unterschiedlichen Bedarfe erfüllen." Foto: regionalHeute.de



Die grundlegende Frage war, ob denn die Errichtung dieses neuen Baugebietes überhaupt notwendig sei,  da auch andere Bauprojekte innerhalb der Stadt in Planung sind. Ruth Rohr-Zänker hat zudem darauf hingewiesen, so einer der Gäste, dass im östlichen Bereich gar kein großer Wohnungsbedarf vorherrsche. Bauamtsleiter Ivica Lucanic verwies allerdings auf das Gegenteil: "Ich kann Ihnen zwar keine direkten Zahlen geben, aber es ist beeindruckend, wie hoch der Bedarf ist". Es liegen bereits Wartelisten aus. Außerdem habe Ruth Rohr-Zänker auch erwähnt, dass es nicht nur in Zentrumsnähe Bedarfe gibt. Diese gebe es eben auch im Osten sowie im Norden und Westen der Stadt und "wir wollen diese unterschiedlichen Bedarfe erfüllen", so Ivica Lucanic.


Warum nur Planung des südlichen Teils?

Bei dem derzeitigen Planungen zum Baugebiet „Am Södeweg“ handelt es sich zunächst um den südlichen Teil eines Gesamtprojektes nördlich der Ahlumer Siedlung. Der zweite von drei geplanten Abschnitten könnte dann in zirka zehn Jahren verwirklicht sein. Hier tauchte dann bei den Anwesenden die Frage auf, warum nicht gleich das komplette Bauvorhaben in Angriff genommen wird, wenn doch der Bedarf derzeit so hoch wäre.

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Bürgermeister Thomas Pink: "Wir können nicht sagen, wie die Wohnraumsituation in sechs Jahren ist." Foto: Thorsten Raedlein



Es dauert eine gewisse Zeit, bis ein Baugebiet ausgewiesen und schlussendlich auch errichtet ist, erklärte Ivica Lucanic. Bei dem südlichen Teil wird es sich um fünf bis sechs Jahre handeln. Bis dahin könne auf dem Wohnungsmarkt einiges passieren. "Wir können nicht sagen, wie die Wohnraumsituation in sechs Jahren ist", erklärte Bürgermeister Thomas Pink.

Verbindung mit Baugebiet "Östlich Fallsteinweg"

Gestellt wurde auch die Frage, warum das geplante Baugebiet "Östlich Fallsteinweg" nicht direkt angeschlossen wird. Grund dafür ist, so Ivica Lucanic, dass bisher keine Flächenverfügbarkeit gegeben ist.

Sorgen und Ängste


Sorge um eingeschränkte Lebensqualität

Besorgnis herrschte vor Allem beim Thema Lebensqualität. Einige Gäste äußerten die Sorge um den Verlust der Kaltluftschneise, die von der Ahlumer Straße zur Innenstadt führt. "Die Innenstadt wird an Luftqualität einbüßen müssen" hieß es. Obwohl man erklärte, dass es sich bei dem Gebiet um ein berechtigt ausgeschriebenes Gebiet im Flächennutzungsplan handelt, teilte der Bürgermeister mit, dass man ein neues Gutachten erstellen wird.

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Matthias Tramp: Das Schmutzwasser ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Foto: regionalHeute.de



Ein weiterer Punkt ist die Sorge vor einem Anstieg des Schmutzwassers durch die Bauarbeiten. Hier konnte Matthias Tramp von den Stadtwerken jedoch beruhigen. Zum einen sei das Schmutzwasser in den letzten Jahren von rund 3 Millionen auf etwa 2,4 Millionen Kubikmeter aufgrund von Kanalnetzverbesserungen zurückgegangen und zum anderen werden Rückhaltemaßnahmen durchgeführt, so Matthias Tramp. Zudem soll für die Bauarbeiten eine separate Regenwasserverbindung eingerichtet werden.

Sorge um Teilhabe an Erschließungskosten

Mit Sorge hinterfragt, wurde auch, ob sich Anlieger an den Erschließungskosten beteiligen müssen. Diese Sorge konnte Ivica Lucanic direkt ausräumen. Mit einer Beteiligung an den Kosten der Vermessungen zur Grenzfeststellung müsse nicht gerechnet werden.

Was passiert mit den Tieren?



Besorgnis zeigten auch einige Gäste, als es um eventuell bedrohte Tierarten ging. Gerade was den Feldhamster oder Vogelarten betrifft, die dort ihren Lebensraum haben. "Gibt es hier ein Gutachten?", lautete eine Frage aus dem Publikum. Wie Melanie Thiele erklärte, soll im Zeitraum von März bis Mai das zu bebauende Gebiet von ein bis zwei Personen untersucht und kartiert werden. So werde jeder Quadratmeter beispielsweise auf Hamsterlöcher hin untersucht. Selbst bei ausbleibenden Funden sollen die notwendigen Vermeidungsverfahren, wie etwa Vergrähmungsmaßnahmen, ergriffen werden, so Melanie Thiele. Auch das Vorkommen von Rebhühnern wolle man überprüfen. Im Anschluss an die Untersuchungen wird ein artenschutzrechtliches Gutachten erstellt.

Bedenken wegen Umgehungsstraße

Auch vor einer möglichen Errichtung einer Umgehungsstraße habe man Bedenken geäußert. "Durch eine Umgehungsstraße wird dann noch mehr Umwelt zerstört", betonte einer der Anwesenden. Die Stadt erklärte, dass die Umgehungsstraße beim Bundesverkehrswegeplan schon eine Rolle spiele, aber dennoch habe der Rat bereits 2008 ein eindeutiges Signal gegen den Bau einer Umgehungsstraße gegeben, betonte Ivica Lucanic. Eine Umgehungsstraße sei vorerst also nicht im Flächennutzungsplan vorgesehen.

Bedenken wegen Bevorzugung beim Kauf

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Knut Foraita: "Hier gibt es kein 'Wer zuerst kommt, mahlt zuerst'". Foto: Thorsten Raedlein



Die Frage nach späteren Verkaufsmodalitäten kam ebenfalls zur Sprache. "Wie wird die Stadt mit Quadratmeterpreisen umgehen?", stellte ein Gast die Frage. Man habe Angst, dass es hier zu Bevorzugungen oder zu hohen Kaufpreisen kommt. Diese Angst konnte Stadtkämmerei Knut Foraita jedoch nehmen. Wie bei allen anderen Baugebieten wird es auch beim Södeweg eine Obergrenze geben. Zumal bei dem Baugebiet an sich später bezahlbarer Wohnraum entstehen soll. Zunächst können potenzielle Käufer ihr Interesse bekunden. Danach findet ein Bieterverfahren statt. Gibt es danach immer noch mehrere Interessenten, entscheidet das Los. "Hier gibt es kein 'Wer zuerst kommt, mahlt zuerst'", betonte Knut Foraita.

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