Falsche Eier im Karton - Warum Watzumer Landeier auch aus Verden kommen

In einem Karton der regional bekannten "Watzumer Landeier" fand ein Leser ein Ei, das aus der Lüneburger Heide stammt. Dabei verspricht der Cassenshof dem Kunden Eier aus eigener Produktion. Was war da los?

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Die Verpackung verspricht Eier aus Watzum.
Die Verpackung verspricht Eier aus Watzum. | Foto: privat

Wolfenbüttel. "Watzumer Landeier." Wer den Karton betrachtet, der sieht das Versprechen des Cassenhofes: Glückliche Hühner auf grüner Wiese, gehegt und gepflegt von mehreren Generationen einer Bauernfamilie. Und das sagt auch die Packung. Demnach sind alle Eier auf denen "Watzumer Landeier" draufsteht, auch aus Watzum. Ein Leser prüfte allerdings den Code, der auf jedem Ei abgedruckt ist und siehe da: Heraus kam, dass besagtes Ei gar nicht in Watzum im Landkreis Wolfenbüttel, sondern auf einem Fremdbetrieb im Landkreis Uelzen gelegt wurde. Was war da los? regionalHeute.de hat nachgefragt.


Kurz zusammengefasst ist die Erklärung: Schuld hat das Coronavirus. In letzter Zeit, erklärt die Familie Voß auf Anfrage von regionalHeute.de, sei die Nachfrage deutlich gestiegen. Die Folge seien zunächst Engpässe gewesen, sodass man sich in Absprache mit dem Wareneinkauf der Supermärkte zum Zukauf von Eiern entschieden habe.

Diese Eier stammen laut Stempel aus dem Betrieb eines Frank Schulze aus Weste im Landkreis Uelzen. Die Eier in einem eigenen Karton zu vertreiben, das sei logistisch nicht möglich. Der Aufwand sei zu groß. "Das können wir nicht wuppen!", erklärt der Familienbetrieb.

Laut Stempel auf dem Ei stammt dieses gar nicht vom Watzumer Hof.
Laut Stempel auf dem Ei stammt dieses gar nicht vom Watzumer Hof. Foto: privat



Für den Kollegen, so der Cassenshof in einer E-Mail, könne man sich verbürgen. "Herrn Schulze vertrauen wir vollumfänglich und können für die Qualität seiner Freilandeier garantieren", erklärt eine Sprecherin des Betriebs. Zudem unterliege auch der Hof in Weste ständigen, unabhängigen Kontrollen und die Zertifikate lasse sich die Familie Voß regelmäßig vorlegen. Daher habe man in Absprache mit den Einkaufsabteilungen der Supermärkte diese Eier zugekauft. Immerhin seien leere Eierregale ein fatales Signal, gerade in dieser Zeit.

Ein Zukauf wie dieser, erklärt die Sprecherin weiter, bleibe die absolute Ausnahmesituation.

Die Supermärkte wissen von nichts


Eine Absprache ist den Supermärkten, in diesem Fall dem Rewe in der Halberstädter Straße und dem Edeka am Neuen Weg jedoch nicht bekannt. Hier zeigte man sich überrascht über die Neuigkeiten. Über den Zukauf anderer Eier sei man nicht informiert. Zwar würden die Eier regelmäßig auf ihre Herkunft kontrolliert, die sei mit dem abgestempelten Code auch für jeden Kunden nachvollziehbar, jedes Einzelne zu kontrollieren, das sei allein durch die schiere Menge nicht möglich. Daher nehme man nur Stichproben. Allerdings können, je nach Supermarkt, auch zentrale Einkaufsabteilungen für die Beschaffung der Eier zuständig sein. Hier erhalte nicht jeder Markt alle Informationen über jedes Ei.

Auch einen exorbitanten Anstieg der Nachfrage konnten die Märkte bislang nicht feststellen. "Es ist mal mehr und mal weniger, viele kochen aktuell mehr. Aber Hamsterkäufe oder ähnliches konnten wir bei Eiern nicht feststellen", berichtet der Edeka Michalik auf Anfrage von regionalHeute.de. Man wolle allerdings nicht die Lage von anderen Märkten beurteilen. Ein solches Szenario sei durchaus vorstellbar, man selbst sei jedoch nicht betroffen.

"Hühner sind keine Maschinen"


Der Cassenshof erklärt hierzu, dass die Engpässe vor allem mit der Zeit um und nach Ostern zu erklären sind. Hier steige die Nachfrage schon in normalen Zeiten, durch Corona sei dies noch verstärkt worden. "Die Menschen essen nicht mehr in den Kantinen und kochen selbst. Einige Kunden haben uns berichtet, dass das Eierregal schon drei Stunden nach der Lieferung wieder leer war". Dies könne man zwar nicht für einzelne Märkte beurteilen, aber im Betrieb sei dies spürbar gewesen.

Mit dem Zukauf habe man versucht Engpässe zu vermeiden, zumal die Märkte immer mehr angefragt hätten. Die Anzahl der Eier, die ein Huhn legen könne, sei begrenzt. Daran ließe sich auch wenig ändern. Denn: "Hühner sind Tiere, keine Maschinen."


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