Frisöre in der Krise - Wenn Schere und Föhn sich gedulden müssen

Mitte Dezember hatten viele Friseure noch einmal auf - vielerorts bis Mitternacht - um schließlich in einen erneuten Lockdown zu treten. Doch wie sieht die Lage derzeit aus? regionalHeute.de fragte nach.

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Franziska Mewes vor ihrem Salon Hairzenssache.
Franziska Mewes vor ihrem Salon Hairzenssache. | Foto: Franziska Mewes

Wolfenbüttel. Vor sechs Wochen musste Franziska Mewes, Inhaberin des Salons "Hairzenssache" ihren Laden aufgrund der Corona-Krise vorläufig schließen. Seit dem sind sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit. Über Facebook und Instagram hält sie den Kontakt zu den Kunden. Gegenüber regionalHeute.de erzählt sie von ihrer Situation.



Erst im vergangenen März eröffnete der Salon "Hairzenssache" an einer neuen Stelle. Man wollte sich vergrößern. Drei Wochen hatten sie geöffnet. Dann kam der erste Lockdown. Mit Hygienekonzept konnten sie anschließend für ein halbes Jahr öffnen, ehe Mitte Dezember ein neuer Lockdown kam und sie erneut zwang die Arbeit vorläufig niederzulegen.

Ein Schlag für die ganze Branche. Die von der Regierung versprochenen Zuschüsse habe es bislang nicht gegeben. Während Mewes während des ersten Lockdowns schnell das Geld vom Staat bekommen hatte, konnte sie bislang nicht einmal Anträge stellen, erklärt sie. Auch das Kurzarbeitergeld vom Arbeitsamt lasse auf sich warten und so müsste auf Rücklagen zurückgegriffen werden. Doch auch die Rücklagen seien irgendwann aufgebraucht. Viele Frisöre würden zudem vielleicht gar keine haben oder hatten nicht die Gelegenheit sich welche anzuschaffen.

"Ich habe jetzt das Kurzarbeitergeld für Dezember erhalten. Damit kann ich meine Mädels aber nicht für Januar bezahlen. Das heißt ich gehe auch hier mit meinem Privatgeld rein und bezahle die Mädels, damit sie ihr Gehalt bekommen", so Mewes. Sich selbst zahlt sie derzeit lieber nichts aus, das sei nebensächlich. "Ich möchte meine Mitarbeiter ja behalten", sagt sie.

In Vorkasse gehen - das sei nach Angaben des Arbeitsamtes jedoch vollkommen normal, wie Pressesprecherin Iris Löhner auf Nachfrage von regionalHeute.de berichtet und räumt ein, dass es aufgrund der Weihnachtsfeiertage zu einer Verzögerung der Auszahlungen gekommen sein könne. Das Kurzarbeitergeld werde jedoch immer im Nachhinein ausgezahlt. In den nächsten Tagen sollte somit auch das Geld für den Monat Januar eingehen.



Ob jemand berechtigt ist eine Förderung zu erhalten oder nicht richte sich nach den jeweiligen Umsatzeinbußen, so Tobias Köhne von der NBank auf Nachfrage. Die November- und Dezemberhilfen könnten Frisöre nicht beantragen. Konkret gehe es im Falle von Franziska Mewes daher um die Überbrückungshilfe III - diese könne erst ab Mitte Februar beantragt werden, so Köhne weiter.

Hohe Strafen für Schwarzarbeit


Dass sich aufgrund der derzeitigen Situation einige ihrer Kollegen gezwungen fühlen in die Schwarzarbeit zu gehen, um sich Geld zu beschaffen, könne sie zwar "irgendwie nachvollziehen", sie selbst distanziert sich jedoch ausdrücklich davon. "Wir haben auch viele Anfragen bekommen mit Geboten wie "Ich zahle auch das Doppelte" oder "Wir können das doch über den Verwandtschaftsgrad machen und du bist plötzlich meine Cousine", aber das geht nicht! Das können wir nicht machen. Da müssen wir alle durch", so Mewes. "Die Strafen für Schwarzarbeit sind hoch, aber eigentlich müssten auch die Leute, die anfragen genauso eine Strafe bekommen."

Bei den Anfragen habe es sich jedoch nie um Stammkundschaft gehandelt, sondern immer um neue Kunden. Personen, die sie noch von früher kennt, Freundinnen von Kunden oder auch Personen, deren eigener Frisör die Schwarzarbeit abgelehnt hatte, die jetzt ihr Glück bei jemand anderem versuchen. Auf ihren Social Media Kanälen bittet Mewes darum diese Anfragen zu unterlassen.

Arbeiten mit Hygienekonzept


Dass die Salons generell schließen mussten, kann Mewes nicht nachvollziehen. "Von einer Ansteckung in einem Frisörsalon habe ich noch nie etwas gehört", erklärt sie. So seien im Sommer Hygienekonzepte erstellt worden, viele ihrer Kollegen hätten zudem Schutzmaßnahmen über das vorgeschriebene Maß hinaus getroffen. Masken tragen, Desinfektionsmittel bereitstellen und Protokolle über den Kundenverkehr führen - alles habe funktioniert. "Die Kunden waren auch immer ehrlich und haben angerufen und abgesagt, wenn sie sich krank fühlten. Da ist keiner mit einem Schnupfen gekommen, weil er unbedingt eine schicke Frisur haben wollte", so Mewes weiter.

Mit verschiedenen Aktionen soll jetzt auf die Lage der Frisöre aufmerksam gemacht werden. Vor allem in Großstädten seien viele bereits auf die Straßen gegangen, erzählt Mewes. Um ein Zeichen zu setzen, wurden kürzlich die Lichter in den Salons über Nacht angelassen. Sie sollten zeigen "Wir sind da, ihr könnt nicht ohne und, dann seht uns auch und macht was!" Ob tatsächlich etwas passiert sei jedoch fraglich.

Mewes wünscht sich, dass die Läden zum 15. Februar wieder öffnen können. Fürchtet jedoch, dass sich der Lockdown noch bis in den März ziehen wird. "Dann soll es aber bitte wieder losgehen" Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben hat sie das Malen für sich entdeckt. Ihre Arbeit vermisst sie jedoch schon.

Aktualisiert, 5. Februar, 14:43 Uhr:
In einer ersten Version des Artikels traf der Sprecher der NBank die Aussage, dass kein Grund gesehen werde, warum keine Anträge auf die November- und Dezemberhilfen gestellt werden können. Dies widerrief er am heutigen Freitag. Demnach könnten diese Hilfen nicht von Frisören beantragt werden, da diese in die Überbrückungshilfen gehören würden.


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