Grabungsteam sucht nach Flugsauriern und Fischechsen in Schandelah

In Handarbeit werden die Schieferplatten im Geopunkt Jurameer nach Fossilien abgesucht.

In Handarbeit werden die Schieferplatten im Geopunkt Jurameer nach Fossilien abgesucht.
In Handarbeit werden die Schieferplatten im Geopunkt Jurameer nach Fossilien abgesucht. | Foto: SNHM

Braunschweig/Schandelah. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie startete am 3. Mai die neue Grabungssaison im Geopunkt Jurameer Schandelah unter besonderen Sicherheitsauflagen und zugleich voller Zuversicht auf bevorstehende Funde. In den Sommermonaten durchsucht das Team unter Leitung von Prof. Ulrich Joger und Dr. Ralf Kosma die Schieferplatten in mühevoller Handarbeit nach Fossilien wie Fischechsen und Flugsauriern. Der Schwerpunkt liegt auf der wissenschaftlichen Erforschung der Zeit des Jurameers vor rund 180 Millionen Jahren zum besseren Verständnis von Region und Evolution. In einer Pressemitteilung der Dr. Scheller Stiftung gibt Dr. Ralf Kosma einen kurzen Einblick zum aktuellen Stand der Dinge im Geopunkt Jurameer Schandelah.


Das Team rund um Grabungsleiter Dr. Ralf Kosma vom Staatlichen Naturhistorischen Museum Braunschweig bestehe in diesem Jahr aus insgesamt zwölf studentischen Grabungshelfern, zwei studentischen Praktikanten der Universität Wien sowie dem wissenschaftlichen Volontär des Naturhistorischen Museums, Sven Gippner. Dr. Ralf Kosma: „Alle praktischen Grabungsarbeiten konzentrieren sich derzeit auf das nördliche der beiden Grabungsfelder, da die südliche Grabungsfläche momentan noch unter Wasser steht und den dort ablaichenden Berg-, Teich- und Kammmolchen eine Heimstatt für ihre im Wasser lebenden Larven bietet. In den vergangenen Jahren trocknete diese Fläche im Verlauf des Sommers meist ab, nachdem der Nachwuchs der Molche an Land gegangen war, und ab diesem Moment könnte auch 2021 hier wieder weitergearbeitet werden.

Die nördliche Grabungsfläche liegt in einem höheren Niveau, hier wurde im Mai die Schicht der Borealis-Geoden durchstoßen. Einige kleinere fossile Einzelknochen, Fische und Saurierzähne aus der Zeit des Unteren Jura wurden bereits in der Anfangsphase der diesjährigen Grabungssaison gefunden. In den kommenden Wochen soll hier verstärkt großflächig in tiefere Bereiche vorgestoßen werden. Die Tonsteinschichten, die dabei Zentimeter für Zentimeter von Hand abgetragen werden müssen, haben sich in der Vergangenheit als relativ fossilienhöffig erwiesen. Daher sind die nächsten Wochen für das gesamte Grabungsteam wieder eine spannende Zeit. Nach den strengen Frösten während des Polarwirbel-Splits im zurückliegenden Winter haben einige unserer Paläo-Bäume deutliche Schäden erlitten. Aber wir freuen uns, dass nun doch wieder fast alle diese ́lebenden Fossilien ́ einen kräftigen Neuaustrieb zeigen. Die Fossiliensammelstelle neben dem Infohaus Wohld ist mittlerweile durch das von der Grabungsfläche abtransportierte Gesteinsmaterial erheblich größer geworden und birgt für interessierte Besucherinnen und Besucher etliche schöne Fundstücke.“

Außerschulischer Lernort


Seit 2014 führe das Staatliche Naturhistorische Museum Braunschweig (SNHM) in der ehemaligen Gemeindegrube bei Schandelah international beachtete paläontologische Grabungen durch. Das gesamte Grundstück mit zirka 3,5 Hektar gehöre der Dr. Scheller Stiftung. 2017 sei am Geopunkt Jurameer Schandelah ein Außerschulischer Lernort für Schulen eingerichtet worden, der vom SNHM pädagogisch betreut werde. Dieser sei 2019 vom Land Niedersachsen ausgezeichnet worden. Weitere Informationen dazu: https://geopunkt-schandelah.de/ausserschulischerlernort/

2020 seien der Naturpfad mit dem Infohaus Wohld im Geopunkt Jurameer Schandelah eröffnet. Über 30 Schautafeln würden entlang des Rundwegs informieren im Kontext der Evolution sowohl über die Geologie als auch die Biologie vor Ort. Das Infohaus Wohld sei ein aufwändig sanierter bäuerlicher Feldstall, der nun Schulklassen aber auch allen anderen Besuchern Platz für Unterricht und Rast bietet, sowie Schutz bei schlechtem Wetter. Naturpfad und Infohaus Wohld seien ganzjährig frei und kostenlos zugänglich. Um besondere Rücksichtnahme auf Tiere und Natur werde gebeten.


mehr News aus Wolfenbüttel