Volker Bauer berichtet in einem Werkstattgespräch der Forschungsabteilung der Herzog August Bibliothek über „Interaktion, Hofpublizistik und Buchmarkt – höfischer Mediengebrauch und Medienwechsel in der Frühen Neuzeit“. Der Vortrag findet am Donnerstag, 10. November, um 14.15 Uhr im Bibelsaal der Bibliotheca Augusta statt.
Die Druckschriftenproduktion der Frühen Neuzeit umfasst zahllose Titel mit höfischen Inhalten. Ganze Gattungen, unter ihnen etwa Stammbäume, Hofkalender, Festberichte, Schlossbeschreibungen und Lobgedichte, thematisieren explizit den Fürstenhof, das dortige Personal und Geschehen oder dessen räumlich-architektonische Rahmung. In der Forschung werden all diese Texte oder Graphiken überwiegend umstandslos als legitimierende und stabilisierende Herrschaftsrepräsentation gedeutet. Die mit Buchdruck und Druckgraphik verbundenen Intentionen, Funktionen und Konsequenzen aber lassen sich, soweit sie sich auf den Fürstenhof und die Herrschaftseliten beziehen, nur dann realistisch abschätzen, wenn man die unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt, auf denen die Medialisierung des Hoflebens erfolgte. Der Vortrag schlägt zu diesem Zweck ein neues, dreistufiges Modell höfischen Mediengebrauchs vor. Dieses erlaubt eine differenzierte Untersuchung der Verarbeitung des höfischen Geschehens und bezieht dabei auch ökonomische Gesichtspunkte ein. Auf diese Weise wird deutlich, dass viele Werke, die scheinbar neutral vom Hof handeln, ja den Interessen der fürstlich-dynastisch-höfischen Herrschaftseliten zu dienen scheinen, eben nicht der höfischen Öffentlichkeit zuzuschlagen sind, sondern einer latent hofkritischen „Zeitungsöffentlichkeit“.
Dr. Volker Bauer ist seit 2006 in der Abteilung Stipendienprogramme und Wissenschaftliche Veranstaltungen der Herzog August Bibliothek tätig. Nach seinem Studium der Fächer Geschichte und Deutsch an der Universität Bielefeld promovierte er am Europäischen Hochschulinstitut Florenz.
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