Die Leibniz Universität Hannover verfügt jetzt über eine in Deutschland einmalige 3D-Wellenmaschine mit hochmodernem Strömungsmesssystem. Das Land Niedersachsen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) haben die 2,4 Millionen Euro teuren Großgeräte für das Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen gemeinsam finanziert.
„Unsere Investitionen unterstreichen die bedeutende Rolle des Küsteningenieurwesens. Sie wird in den kommenden Jahren noch deutlich an Gewicht gewinnen: Denn Prognosen von steigenden Meeresspiegeln oder der sichere Ausbau der Offshore-Windenergie stellen uns vor große technische Herausforderungen. Die Forscherinnen und Forscher in Hannover sind dafür jetzt hervorragend gerüstet“, sagte die niedersächsische Wissenschaftsministerin, Prof. Dr. Johanna Wanka.
Die Wellenmaschine hat ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Forschungslandschaft und gehört zu den wenigen frei zugänglichen Anlagen an Universitäten in Europa. „Mit der Anschaffung bauen wir unsere Spitzenposition in der Forschung und Entwicklung in diesem Bereich weiter aus“, sagte Prof. Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident der Leibniz Universität Hannover, heute bei der offiziellen Inbetriebnahme.
„Gemeinsam mit unserem weltweit einzigartigen Großen Wellenkanal ermöglichen die neuen Großgeräte die gezielte Fortführung von wichtigen Forschungsaktivitäten im Küsteningenieurwesen am Standort Hannover“, erläuterte Prof. Dr.-Ing. Torsten Schlurmann, Leiter des Franzius-Instituts für Wasserbau und Küsteningenieurwesen.
Das 3D-Wellenbecken hat einen Durchmesser von 40 mal 24 Metern; die Wassertiefe kann bis zu einem Meter betragen. Die Wellen, die hier entstehen, sind bis zu 40 Zentimeter hoch. Dabei ist es erstmals möglich, Wellen aus unterschiedlichen Richtungen, wie in der Natur, zu erzeugen. Möglich wird dies durch 72 Motoren, die unabhängig voneinander sogenannte Wellenblätter bewegen können. „Dabei kann die 3D-Wellenmaschine nicht nur dauerhaften Seegang produzieren, sondern auch Unregelmäßigkeiten und unnatürliche Reflektionen im Seegang technisch entgegenwirken“, so Dr.-Ing. Daniel Bung, Oberingenieur am Franzius-Institut.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen die neue 3D-Anlage für ganz unterschiedliche Vorhaben der Grundlagen- und der angewandten Forschung nutzen. So ermöglicht das neue berührungslose optische Strömungsmesssystem ideale Forschung an Windenergieanlagen. Mithilfe eines Lasers und zwei Kameras können die Ingenieure genau messen, mit welcher Geschwindigkeit die Wellen etwa auf Tragstrukturen der Offshore-Anlagen treffen. „Wir können nicht nur Wellen wie in der Natur erzeugen, sondern wir können auch gezielt ermitteln, welche Belastungen die Wellen an Küstenbauwerken verursachen, und damit die Anlagen hinsichtlich Gebrauchstauglichkeit und Standfestigkeit optimieren“, sagte Professor Schlurmann.
Auch in der Tsunami- und der Deichbau-Forschung sollen die neuen Großgeräte zum Einsatz kommen. Die Anlage ermöglicht dem Forscherteam, real existierende Hafen- und Küstenschutzanlagen als Modell nachzubauen und so unterschiedliche Belastungen durch Wellen und Strömung zu simulieren. Auf diese Weise können Situationen an der Küste wie ein Wellenüberlauf an Deichen oder die Belastung an Hafenanlagen realitätsnah durchgespielt und effizientere Bemessungsgrundlagen ermittelt werden.
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