Obstbau: Veredelung sichert Erhalt alter Sorten




[image=5e1764bb785549ede64ccc48]Die Sortenvielfalt unserer heimischen Obstbäume wächst stetig. Dass die Mehrzahl der norddeutschen Apfelbäume aus der Region Hannover stammt, ist dabei weitgehend unbekannt. In dem kleinen Dorf Lemmie im Landkreis Hannover betreibt die Landwirtschaftskammer Niederachsen einen von vier so genannten Muttergärten Deutschlands. Auf einer Fläche von drei Hektar werden hier rund 200 Obstbaumsorten gehalten, von denen Edelreiser für die anschließende Veredlung in Baumschulen gewonnen werden.

Die Edelreiser sind einjährige Triebe, die von den Edelsorten geschnitten werden, um sie später auf Wurzelstöcke mit besonderen Eigenschaften, die sogenannten Unterlagen, aufzusetzen. 250.000 Veredelungen werden dafür pro Jahr von Lemmie aus ins In- und Ausland verschickt. Hier hat man sich auf alte Obstsorten wie zum Beispiel den Roten Finkenwerder spezialisiert und achtet dabei auf eine strenge Sortenreinheit.

Die Veredelung als traditionelle Form der vegetativen Vermehrung von Obstgehölzen erlaubt dabei den Erhalt der Ursprungssorte als Klon. Anders als bei der Züchtung können hierbei die Sorteneigenschaften über einen langen Zeitraum erhalten und eine große Anzahl identischer Pflanzen erzeugt werden.

Dabei werden zwei unterschiedliche Techniken angewandt. Im Winter werden bei der Kopulation von den zuvor geschnitten Edelreisern kleine Triebstücke abgetrennt und mit einer speziellen Schnittführung auf die Unterlage aufgepfropft. Im Sommer geschieht dies mit einer ruhenden Knospe des Edelreises, dem so genannten Edelauge, das mit einem Stück der umgebenden Rinde in die Unterlage eingesetzt wird (Okulation).

Ob Reiser oder Augen: Von Lemmie aus geht die fragile Fracht mit einem Expressdienst über Nacht zur Baumschule, um eine möglichst hohe Anwuchs-Chance zu gewährleisten.

Foto: LWK


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