Pastor Uwe Schmidt-Seffers: Gedanken zu Erntedank


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[image=5e1764b6785549ede64ccae6]Heute, am Erntedanksonntag werden die Glocken besonders einladend läuten. Schließlich haben wir auch in diesem Jahr viel eingefahren in unsere Scheunen. Sicher, die Bauern mussten teilweise Abstriche machen, weil der Sommer verregnet war. Aber aufs Ganze gesehen müssen nicht nur Klagelieder gesungen werden.

Erntedank 2011 wird mehr sein als ein Fest der Kürbisse und reich garnierten Altäre. Erntedank 2011 wird ein Denktag für Christen sein, ein Innehalten angesichts der ungeheuren Gaben und Aufgaben, die über uns kommen.

Erntedank ist ein Arbeitstag, weil wir dieses Fest nicht mehr naiv und unschuldig feiern können. Jedes Brot, das wir essen, jedes Steak, das auf unserem Teller landete, müsste uns nicht nur zum Danken bringen, sondern auch zum Nachdenken: Wir zwingen der Natur höchste Erträge ab; gewaltig wird das Vieh gemästet, der Boden ausgepresst, das Wasser vergeudet, die Luft verdorben – weil wir in unserer Gier alles haben wollen, und das möglichst billig. In dieser Gier verwandelt sich aber alles Gute in Güter, in Ware, zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt, hier bei uns. Und anderswo verhungern die Menschen. Was Wunder, dass Millionen zu uns wollen, um sich wenigstens die Krümel zu holen, die von unseren Tischen fallen. Zum Erntedank gehört das Denken dazu, sonst bleiben uns die köstlichen Bissen irgendwann einmal im Halse stecken.

Zu Früchten des Jahres zählen auch die privaten und öffentlichen Erlebnisse. Der eine ist gesund geworden, der andere lernt, mit seiner Behinderung zu leben. Die einen heiraten, den anderen wurde ein Kind geboren, die Meisterprüfung ist bestanden, der Laden läuft, der Trennungsschmerz ist überwunden, in der Gefahr nicht umgekommen zu sein – auch diese Ernte ist ein Grund zum Danken – und zum Singen: „Lobe den Herrn“. Diesen Tag sollten wir nicht verschlafen.


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