Wolfenbüttel: Die Bürger im Rücken - Bürgerbauverein spendet 300.000 Euro für Theaterbestuhlung

von Romy Marschall


| Foto: Romy Marschall



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Scheckübergabe des Bürgerbauvereins Foto:



Gestern nachmittag überreichte der Vorstand des Bürgerbauvereins Bürgermeister Thomas Pink einen Spendenscheck über 300.000 Euro für das Lessingtheater. Mit dem Geld werde die Bestuhlung finanziert, 486 Plätze wird das Theater nach seiner Eröffnung im Mai zur Verfügung haben. Nur, der Scheck war noch nicht unterschrieben - kurzerhand behilft sich der Vorsitzende des Vereins Heinz Dieter Eßmann mit dem Rücken des Bürgermeisters und überreicht das Schriftstück mit den Worten: "mein Herz jubiliert."



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Auf dem Rücken des Bürgermeisters unterschreibt Heinz-Dieter Eßmann den Spendenscheck Foto:



Thomas Pink machte als eingefleischter Marathonianer in seiner Ansprache deutlich, "wir stehen jetzt bei Kilometer 33, 9 haben wir noch vor uns." Der Baufortschritt sei enorm und man freue sich auf den 24. Mai, der den Auftakt für die "Festwochen zur Eröffnung des Lessingtheaters vom 24. Mai - 21. Juni" bilde. "Das Programm steht, die Verträge sind unterzeichnet, jetzt gibt es kein Zurück mehr," faßte es der Bürgermeister noch einmal zusammen, bevor er sich beim Bürgerbauverein für die großzügige Spende bedankte.

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Der Vorstand des Bürgerbauvereins Foto:



Der Vorsitzende des Bürgerbauvereins Heinz Dieter Eßmann erinnerte in seiner Rede daran, daß bereits zur ersten Eröffnung des ehemaligen Stadttheaters 1909 eine Bürgerinitiative nicht unerheblich beteiligt war. Der Bürgerbauverein war bereits 1999 gegründet worden mit dem Ziel, die Stadt Wolfenbüttel bei der Sanierung des Theaters finanziell zu unterstützen. Eßmann, vormaliger Bürgermeister Wolfenbüttels, erläutert die drei Maßnahmen zur Umsetzung des Ziels: 1. Vermittlung der Geschichte und Bedeutung des Theaters, 2. Sensibilisierung der Bevölkerung für die notwendige Sanierung und 3. Einwerbung von Mitteln.


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Thomas Pink und Heinz-Dieter Eßmann Foto:



Eßmann erzählt beispielsweise vom Verkauf eigens hergestellter "Lessing-Uhren", in denen Originalsteine aus dem Theaterfundament verbaut worden seien, was Bürgermeister Pink zu dem amüsanten Einwurf provoziert: "Danach war das Theater undicht." Das nicht immer alles zum Erfolg führt, macht Eßmann deutlich, indem er auf die "Anschaffung eines repräsentativen Werbepavillons" verweist, der "zwar besonders schön, aber genauso unpraktisch war." Soviel Selbstironie zeugt von wahrer Theaterhaltung. Weitere eindrucksvolle Aktionen waren die Sammlung von Pfandbons, die extra gefertigten Kunstwerke Gert Winners oder auch der Schülerwettbewerb zum Thema Lessingtheater.

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Der Bürgerbauverein besichtigt das Theatergebäude, hier den 2. Rang Foto:



In unzähligen Gesprächen und Einzelaktionen sei man nun auf die Summe von 300.000 Euro gekommen, die man hiermit übergebe. "Wir sind stolz, daß wir die Sanierung ein Stück begleiten durften und sehen die Spende als ein Symbol dafür, das die Bürger Wolfenbüttels ja sagen zu ihrem Theater." Noch seien die Stühle zwar nicht zu sehen, aber später "wird jeder, der im Theater sitzt, dran denken können," so Altbürgermeister Heinz Dieter Eßmann.

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Alexandra Hupp mit Vorstandsmitgliedern des Vereins Foto:



Wolfenbüttel hat für die deutsche Theaterlandschaft eine besondere Bedeutung, weil es das erste deutsche Theater mit einem festen Ensemble war. Über diese Vorgeschichte kann man sich derzeit in der Theaterausstellung im Schloß sowie im Staatsarchiv Wolfenbüttel informieren. Besonders stolz ist man angesichts dieser Historie, daß man für die Eröffnung Claus Peymann mit seiner Nathan-Inszenierung gewinnen konnte. Peymann, der seit 1999 das ebenfalls traditionsreiche Berliner Ensemble leitet, hatte im Mai letzten Jahres den alle zwei Jahre vergebenen Lessing-Preis für Kritik in Wolfenbüttel entgegen genommen.

<a href= Erste Muster für die Rekonstruktion der originalen Schablonenmalerei">
Erste Muster für die Rekonstruktion der originalen Schablonenmalerei Foto:



Bereits damals hatten Bürgermeister und Landrat die Anfrage gestellt, der Peymann gerne zusagte. Die Theaterleiterin Alexandra Hupp berichtet, "das Ensemble kommt gerne zu Gastspielen in die Provinz." Außerdem freue man sich, daß man mit dieser Inszenierung einen Bogen schlagen könne zum alten Theater, das 1909 ebenfalls mit Lessings Nathan eröffnete. Möglich sei dies auch durch die Förderung der Braunschweigischen Stiftung Nord/LB-Öffentliche, immerhin bestehe das Ensemble aus 30-40 Personen.

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Farbgestaltung im Obergeschoss Foto:



Am Rande dieser feierlichen Übergabe berichtete Ivica Lukanic vom Sachstand der Baustelle, "es geht mit Meilensteinen voran." Der letzte Putz werde angebracht, in den Obergeschossen werden die Böden gelegt. "In spätestens zwei Wochen sind wird damit vollständig fertig, dann kommen die ersten Farbschichten." Im Obergeschoss bekommt man schon einen Eindruck von der am Original angelehnten Farbgestaltung mit den weinroten Fluren. Auch der Terrazzoboden im Kellergeschoss und in den Wintergärten ist inzwischen eingelassen. Nach Abschluß der groben Bauarbeiten werde dieser noch auf Hochglanz poliert, so daß "er mit leichtem Glanz zur Eröffnung strahlt."

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Einbau der Bodenplatten Foto:



Die Lampen sind bereits zum großen Teil angefertigt und werden etwa Mitte April als eine der letzten Maßnahmen eingebaut. Gleiches gilt für die Brandschutztüren, die man nicht durch vorzeitigen Einbau beschädigen wolle, wie Ivica Lukanic begründet. "Wenn in etwa anderthalb Wochen der Bühnenboden fertig verlegt ist und die Wände gestrichen sind, dann ist das Bühnenhaus gänzlich fertiggestellt," freut sich der Gebäudemanager. Technisch enthalte das neue Haus den höchsten Standard, beispielweise verschiedene Akustikelemente in der Decke oder einen Lüftungskanal unter der Bestuhlung.

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Knut Foraita erklärt die Problematik mit dem Aufzug Foto:



Im Keller, wo derzeit Armaturen in den Naßzellenbereichen eingebaut werden, erklärt Knut Foraita, warum der Aufzug nicht in den zweiten Rang fahren kann: "Das war das Zugeständnis an den Denkmalschutz, sonst hätte er aus dem Dach rausgeschaut." Dadurch könne man leider keine Behindertenplätze im zweiten Rang anbieten, so der Stadtkämmerer.

Der Kartenvorverkauf für die Eröffnungsfestwochen beginnt am 15. Februar um 15 Uhr.


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