Polizei steht vor massivem Personalabbau

Der DPolG-Landesvorsitzende meint: "Wir brauchen eine Personal- und Attraktivitätsoffensive, um zumindest den Status quo erhalten zu können."

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Symbolfoto. | Foto: Rudolf Karliczek

Niedersachsen. Der am Dienstag veröffentlichte Personalstrukturbericht des Landes Niedersachsen watet mit dramatischen Zahlen auf. Bei schwindender Attraktivität des Berufsbildes sei es auf dem ohnehin umkämpften Markt nicht einfach, Nachwuchs zu finden - nun kommt nochmal deutlich der altersbedingte Personalabbau in den Folgejahren hinzu. Das geht aus einer Pressemitteilung der

DPolG Niedersachsen hervor. Insgesamt sagt der Bericht nicht nur einen personellen Umbruch voraus, sondern indirekt auch einen massiven und gebündelt stattfindenden Erfahrungs- und Qualitätsverlust.


Die Polizei Niedersachsen beschäftigt laut Bericht mehr als 22.000 Personen. Im Vergleich dazu sind es im Hochschulwesen etwa 44.000 und in Schulen rund 88.000. Die Polizei wird sich in den Folgejahren alterstechnisch deutlich verändern. Konkret besagt der Bericht mit Bezug auf die Polizei Niedersachsen, dass in den kommenden fünf Jahren mehr als 4.600 Beschäftigte (20 Prozent) sowie in den nächsten zehn Jahren mehr als 8.200 Beschäftigte (36 Prozent) die Polizei verlassen werden. Der geplante Personalnachersatz reicht dabei keineswegs. Der DPolG-Landesvorsitzende, Patrick Seegers, meint: "Wir müssen diesen Alarmsignalen deutlicher entgegenwirken. Die Aufgabenzunahme ist nicht von der Hand zu weisen: Bereiche wie Kinderpornographie und Cybercrime können dabei nur stellvertretend genannt werden. Wir brauchen eine Personal- und Attraktivitätsoffensive, um zumindest den Status quo erhalten zu können."


"Kein progressives Zukunftsdenken"


Mit dem quantitativen Personalverlust gehe auch immer zunächst einmal ein Qualitätsverlust einher, der über die Jahre mit Erfahrungswissen wieder aufgebaut werden könne. Kommt es aber zu solchen Peaks wie in der nächsten Dekade, werde dem realistisch kaum noch nachzukommen sein. Seegers mahnt: "Wir wollen und müssen diverser und jünger werden. Das ist auch okay. Wenn das Ziel jedoch dadurch erreicht wird, dass wir abwarten, bis manche Dienststellen binnen kürzester Zeit den Altersschnitt um 20 Jahre senken, nur weil Kollegen und Kolleginnen in Pension gehen, dann ist das kein progressives Zukunftsdenken, sondern ein Aussitzen auf dem Rücken derjenigen, die in die
Bresche springen müssen."

Es bedürfe bei der Personalplanung keiner Spitzen, sondern gesunder und stetiger Aufforstung und bedarfsorientierter Anpassung. Steigen Bedarfe, müsse auch beim Personal zugelegt werden. "Eine gute Polizei bedarf eines ausreichenden Personalkörpers, damit sie effektiv funktionieren und den Anforderungen der Gesellschaft auch adäquat gerecht werden kann - wir dürfen nicht immer auf Kante nähen, sondern brauchen Reserven. Das muss im Landtagswahljahr allen sehr klar werden", resümiert Seegers. link=https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/themen/ressortubergreifende_personalgewinnung_und_entwicklung/personalentwicklung/personalentwicklung-pe-60402.html]Mehr zum Personalstrukturbericht ist online zu finden.[/link]


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