ASSE II: GRÜNE wollen unkonterminiertes ASSE-Wasser ins Meer leiten - "Rückholung muss beschleunigt werden"

von Marc Angerstein




[image=49342]"Der Prozess zur Rückholung des Atommülls muss beschleunigt werden", diese parteiübergreifende Forderung bekräftigten die GRÜNEN heute erneut in einem Pressegespräch im ASSE-Informationszentrum des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Remlingen. Anlass war ein Informationsbesuch der grünen Bundestagsabgeordneten Viola von Cramon. 

Gemeinsam mit dem Grünen Landtagskandidaten Berthold Brücher besuchte von Cramon heute Morgen zunächst das "Solferino", dass in Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als erstes Integrationsunternehmen in Wolfenbüttel gilt. Doch der eigentlich tagesfüllende Termin des Besuches im Landkreis Wolfenbüttel war die Befahrung der Schachtanlage ASSE. Eine insgesamt zehnköpfige Delegation grüner Politiker informierte sich aus Erster Hand über den aktuellen Stand der Dinge, wobei der Großteil der Teilnehmer, darunter die stellvertretende Landrätin Christiane Wagner-Judith, aus der Region war und ohnehin als Bestens im Bilde gilt.

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Von 1965 bis 1995 wurde in dem ehemaligen Salzbergwerk ASSE II die Endlagerung radioaktiver Abfälle in Salzformationen erforscht. Die Arbeiten sollten zeigen, ob Salzstöcke - wie auch in Gorleben - als Endlager für Atommüll dienen können. Die Asse ist das weltweit erste unterirdische Lager für Atommüll. Darauf machte auch der Kreistagsabgeordnete Berthold Brücher heute aufmerksam. "Es ist auch das erste Mal, dass wir Atommüll wieder rausholen wollen, damit gibt es noch keine Erfahrungen." Derzeit läuft eine Probephase zur Bergung der rund 126.000 eingelagerten Fässer.

Die GRÜNEN bescheinigten der ASSE GmbH heute eine gute Arbeit und das sie mit großer Ernsthaftigkeit an der Bergung des Atommülls in der ASSE arbeiten würde. "Die Zeithemmnisse zu reduzieren ist aber die Aufgabe von Politikern auf allen Ebenen", so Brücher.

[image=5e1764ba785549ede64ccbcc]Die Bundestagsabgeordnete, die sich nach eigenen Angaben schon seit geraumer Zeit mit atomproblematischen Themen beschäftigt, kam nach dem Besuch des Bergwerks zu dem Schluss, "dass die handelnden Akteure vor Ort ihre Arbeit so abwickeln würden, wie es nötig ist." Allerdings wäre zu hinterfragen, ob es überhaupt politischer Wille sei, die Abläufe zeitlich zu beschleunigen. "Ich kann nicht verstehen, warum es zwei Jahre dauert ein Starkstromkabel aus Wolfenbüttel hierher zu legen." Von Cramon kritisierte Befindlichkeiten und Konkurrenzgehabe von Behörden, die den gesamten Bergungsprozess der rund 126.000 Fässer mit schwach und mittel radioaktiven Abfällen ausbremsten. Auf Nachfrage unserer Online-Zeitung wollte sie aber niemandem direkt den "Schwarzen Peter" zuschieben.

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Berthold Brücher. Foto: Grüne



Auch Berthold Brücher, der Anfang kommenden Jahres in den Landtag gewählt werden will, zeigte sich ebenfalls unzufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Er kündigte an, dass es nach dem Wahltag am 20. Januar in Sachen ASSE "besser laufen werde", beeilte sich aber, diese Aussage in den Kontext eines etwaigen Regierungswechsels in Berlin zu stellen. Brücher hält die LEX ASSE, ein Sondergesetz zur Beschleunigung der Rückholung, weiterhin für  wichtig. "Wir brauchen die LEX ASSE ohne Sicherheitsstandards zu minimieren und wir brauchen auch den fünften Schacht", sagte er und erhielt Zustimmung von Chistiane Wagner-Judith. Beide zeigten sich darüber erfreut, dass die Arbeitsverträge der engagierten Mitarbeiter inzwischen entfristet wurden.

Brücher war sich mit der Besucherin aus Berlin darin einig, dass einer Beschleunigung des Rückholungsprozesses massiver politischer Druck voraus gehen müsse. Holger Barkhau zeigte sich nach dem heutigen Asse-Besuch beeindruckt, wie viel Wert dabei auf die Sicherheit gelegt werde.

Das aktuell größte Problem ist die Einsturzgefahr des gesamten Bergwerks. Außerdem sickern täglich rund zwölf Kubikmeter Wasser von außen ein. Nach der Prüfung mehrerer Optionen zur sicheren Schließung der Asse entschloss sich das BfS Anfang 2010, alle Abfälle aus den Kammern herauszuholen. Der radioaktive Müll soll oberirdisch zwischengelagert, neu verpackt und später in ein Endlager gebracht werden.

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Das Asse-Informationszentrum. Foto:



"Wenn die Fässer geborgen werden, müssen wir uns der Zwischenlager-Frage stellen. Damit werden wir uns nicht nur Freunde machen", sagte die Abgeordnete von Cramon voraus. Sie war es auch, die dafür warb, eingesickertes unkonterminiertes Wasser aus der ASSE ins Meer leiten zu dürfen, statt irgendwo zu lagern. "Auch hier werden wir Erklärungsbedarf haben." In diesem Zusammenhang erklärten die GRÜNEN dass die Strahlenbelastung des gesamten in der ASSE eingelagerten Atommülls nur etwa einem Zweihundertstel der Strahlenbelastung eines einzelnen Castors entspräche, die regelmäßig durch Deutschland rollen.

Was genau in den 126.000 Behältern lagert, ist bis heute unklar. Der radioaktive ASSE-Müll stammt aus kerntechnischen Einrichtungen sowie in geringen Mengen aus Forschung, Industrie und Medizin. Der weitaus größte Teil der Fässer kommt nach Angaben des BfS aus den Anlagen der Energieversorger E.ON, Vattenfall Europe, RWE und EnBW.


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