Ende der Corona-Krise absehbar? Regionale Wirtschaft im Aufwind

Allerdings ist es für einige Branchen immer noch schwierig, wirtschaftlich profitabel zu arbeiten.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Nachdem zahlreiche Corona-bedingte Einschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens aufgehoben worden sind, hat die regionale Wirtschaft ihren konjunkturellen Aufholprozess im Sommer mit neuem Schwung fortgesetzt. Die Befreiung zumindest von den schmerzlichsten Fesseln der Pandemiebekämpfung und der inzwischen eingetretene Impffortschritt schüren die Hoffnung auf ein absehbares Überwinden der Corona-Krise. Die Stimmung der Unternehmen im Wirtschaftsraum Braunschweig-Wolfsburg hat sich daher zuletzt erheblich verbessert. Dies ergibt sich aus dem gemeinsamen Konjunkturbericht der IHK Braunschweig und der IHK Lüneburg-Wolfsburg für das zweite Quartal 2021., wie die IHK Braunschweig in einer Pressemitteilung berichtet.


Demnach konnte der IHK-Konjunkturklimaindikator aktuell um satte 17 Punkte zulegen und einen Stand von 117 erreichen. Während der Weg aus dem Corona-Tal in den vorangegangenen Umfragequartalen noch recht beschwerlich verlaufen war (Zunahme des Indikators im Frühjahr nur um 5 Punkte und im Winter lediglich um 1 Punkt), hat die Erholung nun deutlich an Dynamik gewonnen. Mittlerweile bewegt sich der Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen abbildet, sogar schon wieder auf Vorkrisenniveau. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der eingetretenen Aufwärtsbewegung ein historisches Rekordtief vorausging und somit ein gewisser Basiseffekt zum Tragen kommt.

Dienstleistungswirtschaft an der Spitze


Erfreulich sei, dass alle befragten Wirtschaftszweige zum Indikatoranstieg beitragen konnten. An die Spitze des Konjunkturzugs setzte sich dabei die Dienstleistungswirtschaft mit einem sektoralen Konjunkturklimaindikator von 129. Es folgt die Industrie, die bereits im Vorquartal zu einem merklichen Aufholprozess angesetzt hatte, mit einem Indikatorstand von 112. Nachgezogen hat nun auch der Großhandel, für den aktuell ein Indikatorwert von 108 zu verzeichnen ist. Der Einzelhandel, der im Winter und im Frühjahr in besonderem Maße unter den Lockdown-Maßnahmen zu leiden hatte, konnte im laufenden Sommer zwar glatte 40 Indikatorpunkte gutmachen, bleibt mit einem Indikatorstand von 96 aber weiterhin das Schlusslicht.

Die allgemeine Konjunkturlage.
Die allgemeine Konjunkturlage. Foto: IHK


Hervorzuheben sei, dass die über alle Branchen hinweg angestiegene Stimmung auf zwei Faktoren beruht: Zum einen auf den klar verbesserten Lagebeurteilungen und zum anderen auf den wieder merklich zuversichtlicheren Geschäftsprognosen der regionalen Wirtschaft. So bezeichnet derzeit fast jeder dritte befragte Betrieb seine Geschäftslage als gut. Gut die Hälfte sieht sie zumindest als befriedigend an. 16 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Situation hingegen als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen beträgt +16 und liegt damit erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise wieder – und zwar deutlich – im Positivbereich. Zum Vorteil haben sich auch die Aussichten der Unternehmen auf die Geschäftsentwicklung im weiteren Jahresverlauf entwickelt. Knapp 30 Prozent der Befragten gehen von einer geschäftlichen Aufhellung aus. 60 Prozent erwarten eine unveränderte Situation und lediglich ein gutes Zehntel der Betriebe befürchtet eine Eintrübung seines Geschäftsbetriebs. Damit erreichen auch die Geschäftserwartungen der Unternehmen ein Niveau, dass zuletzt vor Pandemiebeginn zu verzeichnen war.

Mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen


„Die Ergebnisse sind erfreulich, dennoch läuft noch längst nicht wieder alles rund“, kommentiert Dr. Florian Löbermann, Hauptgeschäftsführer der IHK Braunschweig, die Resultate der Konjunkturumfrage. „Vor allem in der Industrie, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen, wird der weitere Aufschwung durch die mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen und teilweise extreme Preissprünge für Einsatzmaterialien eingebremst. Und nach wie vor ist es für Branchen wie die Gastronomie, die Hotellerie, die Tourismuswirtschaft und das Veranstaltungsgewerbe trotz erfolgter Lockerungen schwierig, unter den geltenden Pandemiebedingungen wirtschaftlich profitabel zu arbeiten. Auch der Einzelhandel, der in der Corona-Krise insbesondere in den Innenstädten schwer gelitten hat, bedarf nun der besonderen Aufmerksamkeit.“

Dies bekräftigt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg, ausdrücklich: „Die immer noch sehr labile Handelskonjunktur zeigt, dass nach der Corona-Pandemie ein klarer Fokus auf die Belebung, Stabilisierung und Weiterentwicklung der Innenstädte gelegt werden muss. Hierfür ist es von zentraler Bedeutung, deren Erreichbarkeit sicherzustellen. So müssen alle Besucher und Kunden die Innenstadt barrierefrei mit den von ihnen frei gewählten Verkehrsmitteln erreichen können. Da der motorisierte Individualverkehr auf absehbare Zukunft das dominierende Verkehrsmittel bleiben wird, ist er im Rahmen einer urbanen Mobilitätspolitik mit dem erforderlichen Gewicht zu berücksichtigen. Und nicht zuletzt müssen bedarfsgerechte Wirtschafts- und Lieferverkehre auch künftig die Versorgung der Gewerbetreibenden in den Innenstädten sicherstellen.“


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