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Geldregen für Helmstedt: Aber wo bleiben die Projekte?

Bei allem Geschehen rund um den Strukturwandel im ehemaligen Braunkohlerevier hakt es in den Augen der IG BCE noch ein wenig.

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Das Organisationsteam mit Diana Raebsch (WRH), Sina Seidel (LINGA), Janice Masche (WRH), Jens Andersson (WRH), Anja Kremling-Schulz (Stadt Helmstedt) und Jurymitglied Thomas Klein (WRH) freut sich auf die LINGA-Wochen, die im Mai in Helmstedt stattfinden: Unter dem Motto „Zukunft gestalten!“ widmet sich das Projekt der Herausforderung, das ehemalige Braunkohleabbaugebiet in eine naturnahe Tourismuslandschaft für alle Generationen zu verwandeln.
Das Organisationsteam mit Diana Raebsch (WRH), Sina Seidel (LINGA), Janice Masche (WRH), Jens Andersson (WRH), Anja Kremling-Schulz (Stadt Helmstedt) und Jurymitglied Thomas Klein (WRH) freut sich auf die LINGA-Wochen, die im Mai in Helmstedt stattfinden: Unter dem Motto „Zukunft gestalten!“ widmet sich das Projekt der Herausforderung, das ehemalige Braunkohleabbaugebiet in eine naturnahe Tourismuslandschaft für alle Generationen zu verwandeln. | Foto: privat

Helmstedt. Der Lappwaldsee, der derzeit entsteht, soll nicht das einzige sein, was das ehemals florierende Braunkohlerevier Helmstedt in Zukunft zu bieten hat. Um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten, stehen dem Revier 90 Millionen Euro Fördermittel des Bundes zur Verfügung. Diese sollen dazu dienen, neue Wirtschaftszweige anzukurbeln und Industriearbeitsplätze zu schaffen oder zu sichern.


Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass das Helmstedter Revier sich im Strukturwandel befindet. Es werden bereits Maßnahmen ergriffen, um diese Transformation zu bewältigen. Zum Beispiel wurde die Wirtschaftsregion Helmstedt (WRH) GmbH gegründet, die mit jungen und engagierten Mitarbeitern ihre Arbeit aufgenommen hat.

Es herrscht eine gewisse Aufbruchsstimmung in den ehemaligen Tagebauen und ihrer Umgebung. Doch neben den innovativen Ideen und Projekten gibt es kritische Stimmen, wie die der klassischen Gewerkschaft der Bergbauer. Der Vorsitzende der IG BCE-Ortsgruppe Helmstedter Revier, Fred Gronde, bemängelt, dass bei der Mibrag GmbH, dem Nachfolgeunternehmen der Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke (BKB), das Bewusstsein für Tradition und die Wertschätzung für das, was die Bevölkerung jahrzehntelang auf sich genommen hat, fehle.

Ganze Dörfer wurden bekanntlich abgerissen, um Braunkohle abzubauen und zu verstromen. Die Menschen im Revier hätten davon profitiert, aber auch das Unternehmen. Gronde ist der Meinung, dass dieses nun etwas davon zurückgeben sollte. Jörg Liebermann, ehemaliger Bezirksleiter der IG BCE, stimmt dem zu und geht sogar noch weiter. Er betont, dass die Helmstedter Revier GmbH (HSR), eine hundertprozentige Tochter der Mibrag GmbH, nicht nur durch die Kohleverstromung Geld verdient, sondern auch eine Prämie für die Stilllegung der Tagebaue und des Kraftwerks Buschhaus erhalten habe. Als die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges einsetzte und die stillgelegten Kohlekraftwerke plötzlich als „Sicherungspfeiler“ benötigt wurden, floss erneut Geld.

Daher fordert Liebermann, dass die HSR nun eine gesellschaftliche Verantwortung für das Revier übernehmen müsse. Das zweite Nachfolgeunternehmen der BKB-Gruppe, EEW Energy from Waste, mache es vor: Es habe sich klar dazu bekannt, in Helmstedt Phosphor aus Klärschlamm gewinnen zu wollen. Es fehle lediglich die geeignete Fläche dafür, wie zum Beispiel das ehemalige Kraftwerk Buschhaus, das der HSR gehört.

Fred Gronde ist es wichtig, im Rahmen des Strukturwandels nicht nur in Arbeitsplätze zu investieren, was zweifellos an erster Stelle steht, sondern ebenso in die Gesellschaft. Ein gewisser Anteil der „Kohlemillionen“ sollte in das Lebensumfeld der Menschen fließen, zum Beispiel in Sportstätten und andere Freizeiteinrichtungen. Gronde empfiehlt außerdem, die Bergbautradition zu bewahren. Seiner Meinung nach sollte ein Bergbaumuseum im Forschungsmuseum Schöningen, dem paläon, entstehen, um die 150-jährige Braunkohlegeschichte des Helmstedter Reviers angemessen zu würdigen.

Insgesamt bemängelt der Vorsitzende der IG BCE-Ortsgruppe, dass konkrete Maßnahmen noch ausstünden. Bis 2026 müssen die ersten 90 Millionen Euro abgerufen sein, aber es gebe noch kein konkretes Projekt, so Gronde. Jörg Liebermann sieht das etwas anders. Er war in der Vergangenheit (das ist ein Thema für ein anderes Mal) und ist aktuell an vielen Ideen zur Nachnutzung des Reviers beteiligt. Er versteht die Ungeduld der Menschen, betont jedoch, dass für jedes Projekt Motoren benötigt werden, die bereit sind, mit ihrem Know-how etwas zu entwickeln.

Es gebe bereits viele positive Entwicklungen, wie die Zusammenarbeit der Landwirtschaft mit dem Fraunhofer-Institut und die Weiterentwicklung von Gewerbeflächen im Landkreis Helmstedt. In Liebermanns Augen spiele bei all dem eine wichtige Rolle, wie sich der Landkreis Helmstedt präsentiere. Denn Investoren machten sich gern ein „Gesamtbild“ und bevorzugten eine gute Infrastruktur sowie passende Lebensbedingungen.

Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit dem HELMSTEDTER SONNTAG und ist dort im Original erschienen.


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