Ein Jahr nach Extremhochwasser - Landkreis übt den Ernstfall


In der vergangenen Woche hat der Katastrophenschutzstab in einer so genannten Stabsrahmenübung den Ernstfall geprobt. Foto: Holger Zietz
In der vergangenen Woche hat der Katastrophenschutzstab in einer so genannten Stabsrahmenübung den Ernstfall geprobt. Foto: Holger Zietz

Goslar. Rund ein Jahr nach dem verheerenden Hochwasser, das am 26. Juli 2017 zur Auslösung des ersten Katastrophenfalls in der Geschichte des Landkreises Goslar führte und weite Teile des Kreisgebietes überschwemmte, trat in der vergangenen Woche der Katastrophenschutzstab (KatS-Stab) nach Angaben des Landkreises zu einer umfangreichen Stabsrahmenübung zusammen.


Unter der Leitung der erfahrenen Dozenten der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz wurde KatS-Stab mit einem Sturmflutszenario konfrontiert, das sich im Dezember 2013 an der Nordseeküste im Landkreis Aurich abspielte. Für das erfolgreiche Training der Stabsarbeit ist es nicht entscheidend, einen Fall vor der eigenen Haustür zu bearbeiten. Stabsarbeit folgt klaren Aufgabenzuschnitten und Zuständigkeiten und sollte jedwede Katastrophensituation, unabhängig von räumlichen Vorgaben, handhaben können.

Die Hauptaufgabe des Stabes im gestellten Szenario lag in der Evakuierung und anschließenden Versorgung von rund 18.000 Menschen, die im Überflutungsgebiet, südwestlich der Stadt Norden im so genannten „Poldergebiet“ leben. Als besondere Herausforderung erwies sich dabei der Faktor Zeit, denn für die Evakuierung der Bevölkerung standen den Stabsmitgliedern nur rund sieben Stunden zur Verfügung.

Um vier Uhr übernahm der Katastrophenschutzstab


Den Katastrophenfall hatte der Landrat um 3 Uhr in der Nacht ausgelöst, nachdem der Oberdeichrichter berichtete, dass der Deich auf einer Breite von rund 100 Metern durch die erste, in der Nacht angelandete Flutwelle derart stark beschädigt wurde, dass eine kurzfristige Reparatur bis zur nächsten Flutwelle, die gegen die Mittagszeit ihren Höhepunkt erreichen sollte, nicht möglich ist. Eine Stunde später, um vier Uhr in der Nacht – so gab es die Übungssituation vor – übernahm der Katastrophenschutzstab des Landkreises die Gesamtkoordination des Einsatzgeschehens.

Eine anstrengende und stressfördernde Aufgabe, die durch ihre Inszenierung und die spontan eingebrachten Lageverschärfungen ein realistisches Bild einer Katastrophensituation widerspiegelte.

Als ein entscheidender Faktor in der Bewältigung der dramatischen Lage erwies sich im Laufe der Woche die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten für die evakuierte Bevölkerung sowie die anschließende Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern. Mit einfachen Hochrechnungen führte die Übungsleitung den Stabsmitgliedern vor Augen, wie umfassend der logistische Aufwand für die Versorgung von mehreren tausend Menschen – von Bevölkerung und Einsatzkräften – ist.

Positives Fazit


Frank-Michael Kruckow, der den Stab während der Übung leitete, zog trotz der mitunter schwierigen Situation am Ende ein positives Fazit: „Natürlich haben wir Fehler gemacht und müssen uns an einigen Stellen der Stabsarbeit noch verbessern. Dennoch hat diese Übung gezeigt, dass wir in der Lage sind ein derart komplexes Szenario zu meistern.“

In Kürze will der Stab mit einigen Tagen Abstand auf das Erlebte die Übungssituation nochmals kritisch reflektieren und Schlüsse für die regelmäßige Ausbildung ziehen.

Neben den Sachgebietsleitern und den Sachbearbeitern – die alle in der Kreisverwaltung beschäftigt sind – setzte sich der Katastrophenschutzstab aus Vertretern der Feuerwehr, Polizei, des Technisches Hilfswerk (THW), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sowie der Bundeswehr zusammen.


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