Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner? Das erwarten Städte und Landkreise

Die Raupe mit den Brennhaaren ist nicht nur für die befallenen Bäume gefährlich. Auch Menschen können gesundheitliche Probleme bekommen.

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Mit Schildern wird die Bevölkerung in betroffenen Gebieten gewarnt. Symbolbild
Mit Schildern wird die Bevölkerung in betroffenen Gebieten gewarnt. Symbolbild | Foto: Sandra Zecchino

Region. Schon im April gab es aus einigen Teilen Deutschlands Berichte, dass die ersten Eichenprozessionsspinner gesichtet wurden. Spätestens jetzt im Mai beginnt ihre Saison. Da es mit den Raupen mit den nicht ungefährlichen Brennhaaren in den vergangenen Jahren auch in unserer Region Probleme gegeben hat, wollte regionalHeute.de wissen, wie die Städte und Landkreise die Situation der vergangenen Jahre bewerten und was sie für diesen Frühling und Sommer erwarten.


Vor allem der Landkreis Gifhorn hatte mit dem Eichenprozessionsspinner zu kämpfen. "Seit 2018 gab es in der nordöstlichen Region des Landkreises ein Massenauftreten des Eichenprozessionsspinners während er im übrigen Landkreisgebiet eher sporadisch auftrat. Bei der Massenvermehrung traten gesundheitliche Beeinträchtigungen bei der dortigen Bevölkerung auf, zudem wurden Eichen kahl gefressen", bilanziert Landrat Dr. Andreas Ebel auf Anfrage unserer Online-Zeitung.

Bekämpfung mit dem Hubschrauber


Dies habe einige Maßnahmen erforderlich gemacht. Im Jahr 2018 seien die Eichenprozessionsspinner im Wesentlichen von den befallenen Bäumen abgesaugt, auf einzelnen Bäumen aber auch mit Biozid behandelt worden. Im vergangenen Jahr hat dann der Landkreis die Koordinierung der Bekämpfungsmaßnahme im Kreisgebiet übernommen. "Im Mai 2019 wurden im hauptsächlich betroffenen Gebiet nach umfangreichen Vorbereitungen über 300 Hektar aus dem Hubschrauber heraus mit Biozid behandelt sowie weitere 1.800 Einzelbäume besprüht oder abgesaugt. Eine Erfolgskontrolle ergab einen sehr guten Erfolg. Gesundheitliche Beschwerden waren nicht mehr zu verzeichnen, der Kahlfraß an den Eichen hat deutlich abgenommen", zeigt sich Ebel zufrieden.

Die Population des Eichenprozessionsspinners habe abgenommen, dennoch werde auch für 2020 wiederum eine flächige Bekämpfung der Raupe vorbereitet und in etwa dem gleichen Umfang wie in 2019 durchgeführt, um die Bevölkerung nachhaltig vor Gesundheitsbeeinträchtigungen zu schützen. Allerdings finde keine Bekämpfung von Waldflächen statt, da dort kein schwerer Kahlfraß erwartet werde.

Braunschweig hat bereits seit 2012 einen Maßnahmekatalog


Seit einiger Zeit trete der Eichenprozessionsspinner auch in Braunschweig immer häufiger auf. 2018 habe es 49 Fälle gegeben, 2019 65, berichtet Sabrina Bindernagel vom Referat Kommunikation der Stadt Braunschweig auf unsere Anfrage. Damit stiegen auch die mit der Beseitigung des Raupenbefalls verbundenen Kosten auf rund 25.000 Euro im vergangenen Jahr. In der Stadt hätten sämtliche Eichen den Befall mit der Raupe trotz langer Trockenperioden in den vergangenen Jahren vergleichsweise gut überstanden. "In welchem Umfang allergische Reaktionen auf die Brennhaare die Menschen in Braunschweig belastet haben, wurde nicht erfasst, da darüber keine Meldepflicht besteht", so Bindernagel.

Bereits im Jahr 2012 habe die Verwaltung einen Maßnahmekatalog mit fünf Befallskategorien und den entsprechenden Handlungsempfehlungen erstellt. Demnach obliegt die Vorbereitung, Abstimmung und Organisation aller Bekämpfungsmaßnahmen dem Fachbereich Stadtgrün und Sport, der jeden bestätigten Verdachtsfall dokumentiert und - je nach Schwere des Befalls - gegebenenfalls auch Feuerwehr sowie Gesundheitsamt informiert. Außerdem würden Bürgerinnen und Bürger, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Sport- und Grünanlagen sowie Naturschutzgebieten sowie Personen in Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen informiert und sensibilisiert. "Bei Sichtung des Eichenprozessionsspinners werden sofort die notwendigen akuten Bekämpfungsmaßnahmen durch eine entsprechend ausgerüstete Fachfirma veranlasst sowie alle weiteren örtlich zuständigen Stellen informiert. Öffentliche Bereiche werden dann gegebenenfalls abgesperrt und mit Info-Tafeln versehen", so die Stadt. Die eigentliche Bekämpfungsarbeit werde in diesem Jahr wie auch zuvor ausschließlich mit mechanischen/physikalischen Methoden durchgeführt.

Mit einem Wachstum der Population wird gerechnet


Aufgrund der Entwicklung der vergangenen Jahre und da der vergangene Winter sehr mild war, rechnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des zuständigen Fachbereiches Stadtgrün und Sport auch in diesem Jahr mit einem Wachstum der Population. Seit dem vergangenen Jahr führt der Fachbereich ein internes Monitoring zur Entwicklung des EPS durch, um zukünftig Bekämpfungsmaßnahmen direkt anpassen zu können und zu erwartende Kosten einzuplanen.

Auch im Landkreis Peine rechnet man mit einer erneuten Zunahme der Population des Eichenprozessionsspinners. Allerdings auf niedrigerem Niveau. "Da wir nur wenige Kreisstraßen mit Eichenbestand haben sind die Probleme entsprechend gering", erklärt Fabian Laaß, Pressesprecher des Landkreises gegenüber regionalHeute.de. Man habe aber bereits im vergangenen Jahr eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr feststellen können. Gesichtete Exemplare seien abgesaugt worden.

Stadt Salzgitter nimmt Eigentümer und Nutzer in die Pflicht


"In Salzgitter gab es in 2019 keinen gemeldeten Befall mit dem Eichenprozessionsspinner", berichtet Dr. Martin Neumann aus dem Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Salzgitter. Aufgrund der Witterung und des Populationsverhaltens sei jedoch davon auszugehen, dass eine Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners in das Gebiet der Stadt Salzgitter nur eine Frage der Zeit sei. "Um für zukünftigen Befall organisatorisch vorbereitet zu sein, wurde die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Salzgitter durch Beschluss des Rates der Stadt Salzgitter vom 29. Oktober ergänzt. So haben Nutzerinnen, Nutzer, Eigentümerinnen und Eigentümer von Grundstücken eine Meldepflicht, wenn es zu einem Befall mit dem Eichenprozessionsspinner kommt", verdeutlicht Neumann. Auch müssten diese die Ausbreitung verhindern.

Auch im Landkreis Wolfenbüttel ist der jeweilige Besitzer eines Grundstücks oder die Gemeinde auf deren Liegenschaften der Befall auftritt zuständig für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners. In 2019 seien einzelne Bäume entlang von Kreisstraßen betroffen gewesen, berichtet Landkreissprecher Andree Wilhelm. Dauerhafte Schäden seien dort bisher nicht entstanden. "Es wurden Warnschilder aufgestellt und eine Fachfirma wurde beauftragt, die Raupen abzusaugen", so Wilhelm.

Befall an einer Schule


An einer betroffenen Schule sei im vergangenen Jahr der Pausenhof auf Anraten des Gesundheitsamtes gesperrt worden. Hier erfolgte die Entfernung der Raupen durch die Stadt, die Schulträger der Schule ist. Eine Prognose über die Entwicklung in diesem Jahr könne derzeit noch nicht gegeben werden, da die Raupennester noch nicht entstanden seien. Die Eichen an den Liegenschaften des Landkreises würden regelmäßig auf Nester überprüft. "Der Landkreis geht aber davon aus, dass es einen Befall geben wird und daher die Bekämpfung des Spinners auch in diesem Jahr fortgesetzt wird", betont der Landkreissprecher.

Landesweite Bekämpfung durch das Innenministerium


Der Landkreis Helmstedt weist daraufhin, dass die landesweite Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz koordiniert wird. "Da im vergangenen Jahr und auch bislang in 2020 kein kreisweiter überregional bekämpfbarer Befall zu verzeichnen war und ist, wurden Maßnahmen des Landkreises aus dem Blickwinkel des Gesundheitsschutzes heraus nicht veranlasst", heißt es seitens des Landkreises auf unsere Anfrage. Vor Ort seien die jeweiligen von einem Befall betroffenen Grundstückseigentümer und die Ordnungsämter der kreisangehörigen Gemeinden zuständig.

Noch kürzer fiel die Antwort des Landkreises Goslar aus. "Im Landkreis Goslar hat es in der Vergangenheit und auch aktuell keine Probleme mit Eichenprozessionsspinner gegeben", schreibt Pressesprecher Maximilian Strache. Die Stadt Wolfsburg beantwortete unsere Anfrage gar nicht. Aus einer jüngst herausgegebenen, allgemeinen Pressemitteilung geht aber hervor, dass auch hier die Grundstückseigentümer verantwortlich sind.


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