Schwarze Schafe auf dem Bau: Sündenregister für Schwarzarbeit gefordert

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt beklagt kriminelle Praktiken auf Baustellen und fordert mehr Kontrollen.

Beamte der Zolleinheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Archivbild
Beamte der Zolleinheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Archivbild | Foto: IG BAU

Region. Schwarze Schafe auf dem Bau: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beklagt in einer Pressemitteilung kriminelle Praktiken auf Baustellen. So habe das Hauptzollamt Braunschweig, das für das gesamte Berichtsgebiet von regionalHeute.de zuständig ist, allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres in der Region insgesamt 224 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet.



Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) deckte bei ihren Kontrollen vor allem illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf. Insgesamt habe die vom Braunschweiger Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 184.000 Euro betragen, so die IG BAU. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres leitete das Hauptzollamt Braunschweig 136 Ermittlungsverfahren auf dem Bau ein. Die Baugewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) zur Kontroll-Bilanz des Zolls auf dem Bau mitgeteilt hat.

"Nur die Spitze des Eisbergs“


„Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsächlich aufgedeckten Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs“, so der Bezirksvorsitzende der IG BAU Braunschweig-Goslar, Karl-Heinz Ehrenberg. Neben den vielen „sauber arbeitenden Unternehmen“ gäbe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumping und illegale Beschäftigung bei Bauaufträgen zum Geschäftsmodell gehörten.

Und der Bezirksvorsitzende der IG BAU Nord-Ost-Niedersachsen, Dieter Großmann, warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften: „Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten – alles führt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau. Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken. Und sie werden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau-Tarifvertrag halten, weiter unter Druck.

Auffällig gewordene Firmen ausschließen


Vor diesem Hintergrund fordern die IG BAU Bezirksverbände Braunschweig-Goslar und Nord-Ost-Niedersachsen deutlich mehr Kontrollen und eine stärkere Präsenz des Zolls auf den Baustellen. „Auch in der Region Braunschweig-Wolfsburg wollen wir ‚saubere Baustellen‘. Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.“ Zudem müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden. „Wir brauchen ein ‚Sündenregister für Schwarzarbeit‘ – eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohnprellerei beruht“, so Ehrenberg und Großmann.


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