EHEC: Zahl der Durchfall-Erkrankten in Niedersachsen steigt

von Marc Angerstein


| Foto: Ado



Die Niedersächsischen Gesundheitsbehörden registrieren immer mehr EHEC-Verdachtsfälle, in Wolfenbüttel ist nach Auskunft des Städtischen Klinikums bisher noch kein Fall bekannt. Der lebensgefährliche EHEC-Erreger hat allerdings in Niedersachsen mindestens 25 Patienten infiziert. Das ist zu gestern (gleiche Zeit bei Veröffentlichung durch WOLFENBÜTTEL-HEUTE) eine Verdoppelung der Infektionsfälle in Niedersachsen. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover nannte dies "eine beunruhigende Häufung in so kurzer Zeit".

Unterschiedlichen Medienberichten zufolge, liegt die Zahl der Durchfall-Erkrankten im Norden zwischen 60 und 90, der NDR vermeldet im Radio für die Bundesländer Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein eine Zahl von 70 Infizierten. Diesen Hörfunk-Berichten zufolge, seien die Landkreise Lüneburg, Harburg, Lüchow-Dannenberg, Cuxhaven und Rotenburg/Wümme am stärksten betroffen. Auch in Bremen, wo heute gewählt wurde, registrieren die Kliniken der Hansestadt eine Häufung von EHEC-Infektionen. Nach Angaben des Niedersächsischen Gesundheitsministeriums werden allein im Krankenhaus Bremerhaven 20 Menschen behandelt.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) versuchte heute zu beruhigen: "Für uns hat der zügige Informationsaustausch zwischen den Gesundheitsbehörden von Kommunen, Ländern und Bund hohe Priorität. Wir stehen mit dem Zentrum für Gesundheits- und Infektionsschutz unseres Landesgesundheitsamtes Tag und Nacht mit Rat und Tat zur Seite."

Die Mehrzahl der Infektionen durch EHEC-Bakterien verläuft ohne erkennbare klinische Krankheitserscheinungen. Als häufigstes Symptom tritt wäßriger Durchfall auf, der oftmals mit kolikartigen Bauchschmerzen, Erbrechen und leichtem Fieber einhergeht. In etwa 20% der Fälle entwickeln sich blutige Durchfälle, die dann – insbesondere bei Kindern – sehr häufig in die lebensbedrohliche Komplikation des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) übergehen. Dabei kann es zu bleibenden Schädigungen der Nieren und auch des Gehirns kommen, die bei schweren Verlaufsformen sogar zum Tode führen können. Der Erreger wird in der Regel für 5 bis 20 Tage über den Stuhl ausgeschieden, in Einzelfällen kann sich dies jedoch auch über Wochen oder Monate erstrecken.

„Bis jetzt konnte noch kein gemeinsames Lebensmittel identifiziert werden, das die Mehrzahl der Betroffenen verzehrt hat“, sagen Gesundheitsexperten. Auch die Quelle des agressiven Erregers sei noch unklar. Die Häufung des Krankheitsbildes gerade bei Erwachsenen sei ungewöhnlich, heißt es seitens des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen.

Das EHEC-Bakterium befindet sich im Kot von Nutztieren. Besonders gefährlich kann deswegen der Verzehr von verunreinigter Rohmilch und rohem Fleisch sein. „Verursacher ist das so genannte enterohämorrhagische Escherichia coli, ein Bakterium“, hieß es in einer Mitteilung des Niedersächsischen Sozialministeriums. Weil als mögliche Komplikation ein Nierenversagen aufgrund des Zerfalls von roten Blutkörperchen auftreten könne, sollten Menschen bei blutigen Durchfällen umgehend einen Arzt aufsuchen. “Lieber einmal mehr in die Klinik, als einmal zu spät”, riet ein Arzt WOLFENBÜTTEL-HEUTE gestern am Telefon. “Die Tests im Krankenhaus sind schnell durchgeführt.”
Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt veröffentlichte dazu auf seiner Homepage folgende Informationen:

Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)

Darmbakterien der Art Escherichia coli sind in der Regel harmlos. Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) sind jedoch eine gefährliche Gruppe dieser Art. Sie können durch Abgabe von Zellgiften beim Menschen schwere Krankheitserscheinungen hervorrufen.

Es ist davon auszugehen, dass EHEC-Bakterien mittlerweile innerhalb der Bevölkerung weit verbreitet sind. Von Mensch zu Mensch werden die Erreger vorrangig durch Schmierinfektion (Handkontakt) übertragen.
EHEC-Bakterien befinden sich auch im Kot von Nutztieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Werden von diesen Tieren stammende Lebensmittel bei der Gewinnung und/oder nachfolgenden Behandlung mit EHEC verunreinigt, kann es beim Rohverzehr in Einzelfällen zu Infektionen kommen. Möglich ist eine solche Verunreinigung insbesondere bei roher Milch und rohem Fleisch.
Auch Vögel und andere Tier können den Erreger übertragen.
Daneben gibt es eine Reihe nachrangiger Übertragungswege (z.B durch sogenannte Kopfdüngung verunreinigtes Gemüse oder Salat; Baden in Gewässern, die beispielsweise durch Entenkot verschmutzt sind u.a.).

Bei anhaltenden wässrigen Durchfällen, insbesondere wenn sie mit Bauchkrämpfen einhergehen, sollte immer ein Arzt zu Rate gezogen werden.
Blutiger Durchfall, vor allem bei Kindern unter 12 Jahren, bedeutet ein Alarmsignal! In diesen Fällen sollte unverzüglich ein Arzt hinzugezogen werden. In der Regel wird eine stationäre Behandlung dringend erforderlich sein.
Durchfallerkrankungen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten sollten dem zuständigen Gesundheitsamt angezeigt werden.

Empfohlene vorbeugende Maßnahmen:
Persönliche Hygiene
Händewaschen nach dem Toilettengang, vor dem Essen und vor der Zubereitung von Mahlzeiten ist eine besonders wichtige Vorbeugungsmaßnahme. Dies gilt in ganz besonderer Weise für Gemeinschaftseinrichtungen. Auch nach dem Spielen mit Tieren sollte dies selbstverständlich sein.

Umgang mit Lebensmitteln

Lebensmittel tierischer Herkunft sollten grundsätzlich nicht roh verzehrt werden. Fleisch sollte nur gut durchgegart gegessen werden. Pasteurisierte und ultrahocherhitzte Milch sind unbedenklich. Rohmilch vom Bauern (sog. “ab Hof-Milch”) muss immer abgekocht werden. Da Vorzugsmilch (eine ausschließlich von zugelassenen Betrieben abgegebene Rohmilch) unter besonderen Hygienebedingungen gewonnen wird, besteht nur ein geringes Risiko. Die Mehrzahl der im Handel befindlichen Milchprodukte ist nicht aus Rohmilch hergestellt bzw. wird nach der Herstellung wärmebehandelt und ist daher völlig risikolos.
Nach dem Kauf müssen rohe Lebensmittel tierischer Herkunft alsbald im Kühlschrank gelagert werden. Mögliche Schmierinfektionen durch Auftauwasser tiefgefrorener Lebensmittel sind zu vermeiden (Auftauwasser sofort beseitigen; kein Kontakt mit Arbeitsflächen und anderen Lebensmitteln; ggf. Reinigung mit heißem Wasser; bei Handkontakt anschließend Hände waschen).
Gemüse sollte, bevor es als Rohkost verzehrt wird, gründlich geputzt und gewaschen werden. Dies gilt auch für Salat und Kräuter.


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